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# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Neue Gaza-Hilfszentren direkt …
> Die umstrittenen Hilfszentren sind erst kürzlich an den Start gegangen.
> Derweil wird in Berlin Israels Außenminister erwartet.
Bild: Kinder an einer Essensausgabe in Khan Younis, im Süden des Gazastreifens…
Tel Aviv/Gaza (dpa) | – Die israelische Armee warnt die Bevölkerung im
Gazastreifen eindringlich davor, die umstrittenen und heute wegen
„Renovierungsarbeiten“ geschlossenen [1][Verteilungszentren für Hilfsgüte…
zu besuchen. Die Straßen dorthin würden als Kampfgebiete gelten, teilte ein
Armeesprecher auf der Plattform X mit. Nach wiederholten Berichten über
tödliche Schüsse auf Palästinenser bei den Zentren in den vergangenen Tagen
will die für die Verteilung der Hilfsgüter verantwortliche [2][Gaza
Humanitarian Foundation (GHF)] die Sicherheit dort verbessern.
Die Zentren würden wegen „Renovierungs-, Organisations- und
Effizienzverbesserungsarbeiten“ geschlossen bleiben. Dazu würden
logistische Vorbereitungen getroffen, um auf größere Menschenmengen
eingestellt zu sein. Darüber hinaus wolle die israelische Armee die Zeit
nutzen, um sichere Zugangswege vorzubereiten, berichtete die „Times of
Israel“. Am Sonntag, Montag und Dienstag habe das israelische Militär auf
Palästinenser geschossen, die sich den Truppen genähert hätten. Sie seien
von einem vorab genehmigten Weg abgewichen.
Ein israelischer Armeesprecher warnte die Bewohner Gazas davor, sich heute
in Gebiete zu begeben, die zu den Verteilungszentren führen. „Es ist
strengstens verboten, die Bereiche der Verteilungszentren zu betreten!“ Am
Donnerstag sollen die Zentren wieder eröffnet werden, hieß es weiter.
Nach Angaben der von der islamistischen Terrororganisation Hamas
kontrollierten Gesundheitsbehörde vom Dienstag sollen israelische Soldaten
in der Nähe eines Verteilungszentrums bei Rafah mindestens 27 Palästinenser
getötet und rund 90 weitere verletzt haben. Dagegen erklärte die
israelische Armee, Soldaten hätten rund einen halben Kilometer von der
Verteilungsstelle entfernt Verdächtige gesehen, die eine Bedrohung
dargestellt hätten. Da diese aber trotz Warnschüssen nicht zurückgewichen
seien, hätten die Soldaten auf einzelne Verdächtige geschossen. Die Angaben
lassen sich allesamt derzeit nicht unabhängig überprüfen.
## Guterres fordert Untersuchung
Die GHF hatte die Verteilung der Hilfsgüter über die Zentren erst vor gut
einer Woche im Süden des abgeriegelten Küstenstreifens gestartet. Bislang
will sie nach eigenen Angaben mehr als sechs Millionen Mahlzeiten verteilt
haben. Im Umfeld dieser Zentren soll es palästinensischen Berichten zufolge
bereits zuvor zu ähnlichen tödlichen Zwischenfällen gekommen, bei denen
Dutzende Palästinenser ums Leben gekommen sein sollen.
Nach den neuen Berichten über bei den Hilfszentren getötete Palästinenser
bekräftigte UN-Generalsekretär António Guterres seine Forderung nach
Konsequenzen. „Der Generalsekretär fordert weiterhin eine sofortige,
unabhängige Untersuchung dieser Ereignisse und die Rechenschaftspflicht der
Täter“, sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric in New York. „Es ist
inakzeptabel, dass Zivilisten beim Versuch, Nahrungsmittel zu beschaffen,
ihr Leben riskieren und in mehreren Fällen sogar verlieren.“
Israel ermöglicht der GHF die Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen,
um auf diese Weise Hilfsorganisationen der UN und anderer Initiativen zu
umgehen. Die UN haben dies kritisiert und Israel vorgeworfen, humanitäre
Hilfe als Waffe einzusetzen.
Israels Regierung hatte seit März alle Hilfslieferungen in das abgeriegelte
Küstengebiet blockieren lassen. Damit sollte nach ihren Angaben der Druck
auf die Hamas erhöht werden, damit sie die letzten beim Terrorüberfall in
Israel am 7. Oktober 2023 entführten Geiseln freilässt. Erst seit rund zwei
Wochen hat Israel die Blockade gelockert. Auslöser des Kriegs war der
Überfall der Hamas und anderer islamistischer Terroristen auf Israel am 7.
Oktober 2023, bei dem rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als
Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden.
Die umstrittene Neuausrichtung der humanitären Hilfe in Gaza begründet die
israelische Regierung damit, dass die Lieferungen zuvor von der Hamas
gestohlen worden seien. Belege für den systematischen Raub von humanitärer
Hilfe durch die Hamas gibt es allerdings nach Darstellung der
UN-Organisationen keine.
Die US-Regierung verteidigte indes die bislang durch die GHF geleistete
Hilfe – und hielt zugleich an ihrer Distanz zu ihr fest. Es handele sich um
eine unabhängige Organisation, die kein Geld der US-Regierung erhalte,
sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Tammy Bruce, auf Nachfrage
in Washington.
## Israelischer Außenminister besucht Berlin
Heute wird der israelische Außenminister Gideon Saar in Berlin erwartet.
Gespräche mit seinem [3][Kollegen Johann Wadephul (CDU)] sind nach Angaben
des Außenamtes am Donnerstag geplant. Nach einer Mitteilung des
israelischen Außenministeriums besucht Saar auch das Holocaust-Mahnmal in
Berlin.
Deutschland gilt als enger Verbündeter Israels. Israelische Medien sprechen
allerdings von einer „veränderten Tonlage“, die sie aus den Äußerungen v…
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und anderen öffentlichen Vertretern
Deutschlands herausgehört haben wollen. Merz hatte in der vergangenen Woche
die israelische Regierung zwar scharf kritisiert, von der Androhung mit
konkreten Konsequenzen aber abgesehen.
## Raketen aus Syrien schlagen auf besetzten Golanhöhen ein
Derweil schlugen aus Syrien abgefeuerte Raketen erstmals seit mehr als
einem Jahr wieder auf israelisch kontrolliertem Gebiet ein. Die zwei
Geschosse seien auf den von Israel besetzten Golanhöhen über freiem Gelände
niedergegangen, teilte die israelische Armee mit. Berichte über Verletzte
lagen zunächst nicht vor. Die israelischen Streitkräfte reagierten nach
eigenen Angaben mit Artilleriefeuer auf die Abschussstelle und
bombardierten ein Waffenlager im Süden Syriens.
Es handelte sich um den ersten Raketenangriff aus Syrien seit Mai 2024, der
Israel oder israelisch kontrolliertes Gebiet traf, schrieb die Zeitung
„Times of Israel“. Zugleich war es der erste Angriff dieser Art aus Syrien
seit dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad im Dezember.
Die neue syrische Führung unter Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa hat
weite Teile des Landes nicht unter ihrer Kontrolle. Bis vor einem Jahr
hatten proiranische Milizen aus Syrien heraus Israel beschossen, um die
Hamas im Gazastreifen in ihrem Krieg gegen Israel zu unterstützen. Diese
Milizen agierten damals mit Billigung der Assad-Führung.
## Raketenfeuer auch aus dem Jemen
Fast zeitgleich drang am Dienstagabend nach israelischen Militärangaben
eine Rakete aus dem Jemen in den israelischen Luftraum ein. Die israelische
Luftabwehr fing das von der Huthi-Miliz im Jemen abgefeuerte Geschoss ab,
wie die Armee mitteilte. Berichte über Schäden oder Verletzte lagen
zunächst nicht vor. Seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober 2023 greift die
proiranische Huthi-Miliz Israel regelmäßig mit Raketen und Drohnen an –
nach eigenen Angaben als Ausdruck ihrer Solidarität mit der Hamas im
Gazastreifen.
4 Jun 2025
## LINKS
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