# taz.de -- Klima-Urteil des OLG Hamm: Nur symbolisch wertvoll | |
> Das Urteil im Fall eines peruanischen Bauers gegen RWE zeigt: Für | |
> individuelle Gerechtigkeit können solche Klagen nicht sorgen. | |
> Aufmerksamkeit aber schon. | |
Bild: Anwältin Roda Verheyen (r) freut sich nach der Urteilsverkündung. Kläg… | |
Die Kläger jubeln, obwohl sie verloren haben. Der [1][peruanische Bergbauer | |
Saúl Luciano Lliuya] erhält vom deutschen Energiekonzern RWE keinen Cent. | |
Doch das Oberlandesgericht Hamm hat solche globalen zivilrechtlichen | |
Klimaklagen gegen deutsche Unternehmen grundsätzlich akzeptiert. Es müsse | |
eben jemand klagen, dessen Eigentum wirklich vom Klimawandel bedroht ist. | |
Feiern die Klimaschützer:innen zu Recht? Werden nun viele ähnliche | |
Klagen folgen? Daran besteht großer Zweifel. Wäre Lliuyas Klage erfolgreich | |
gewesen, hätte RWE nur 0,38 Prozent der Kosten übernehmen müssen, die der | |
Bauer [2][für den Schutz seines Hauses vor einer möglichen Flutwelle aus | |
einem Gletschersee] veranschlagt hatte. Denn RWE ist für genau 0,38 Prozent | |
der weltweit industriell verursachten CO2-Emissionen verantwortlich. | |
Umgekehrt heißt das, 99,62 Prozent der Kosten hätte der Bauer nicht | |
erstattet bekommen. | |
Um es noch deutlicher zu machen: Lliuya kalkulierte 6.000 Euro für | |
Schutzmaßnahmen an seinem Haus. Davon hätte RWE gerade einmal 22,80 Euro | |
zahlen müssen. Kosten für Maßnahmen an dem Gletschersee, etwa höhere Dämme, | |
hätte er nur einklagen können, wenn der peruanische Staat ihn direkt damit | |
belastet hätte. | |
Für diese 22,80 Euro zog sich der Rechtsstreit über acht Jahre hin. Es gab | |
einen Ortstermin in Peru, zwei aufwendige Gutachten und Verfahrenskosten | |
von über 800.000 Euro, vor allem um die Bedrohung des Hauses zu prüfen. | |
Hinzu kamen die Anwaltskosten beider Seiten. | |
Bei einem Erfolg der Klage hätte RWE die Kosten tragen müssen, aber wie das | |
Beispiel des Bergbauern zeigt, weiß man vorher nicht, was solche Gutachten | |
ergeben. Das Risiko für Klagen ist also hoch. Die Kosten trägt die zur | |
[3][NGO Germanwatch] gehörende Stiftung Zukunftsfähigkeit. | |
Solche Klagen lohnen sich also nur als Mittel der Öffentlichkeitsarbeit. | |
Sie können deutlich machen, dass der CO2-Ausstoß deutscher Kohle- und | |
Gaskraftwerken weltweit Folgen hat – bis in die peruanischen Anden. | |
Individuelle Gerechtigkeit schaffen sie nicht. | |
29 May 2025 | |
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## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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