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# taz.de -- Doxxing bei Berliner Grünenpolitiker: „Wer bedroht wird, sollte …
> Private Nummer und Adresse von Daniel Eliasson landeten im Netz. Dazu gab
> es rechte und antisemitische Bedrohungen. Eliasson rät, sich zu wehren.
Bild: Private Adressen zu veröffentlichen, ist für viele bedrohlich
taz: Herr Eliasson, Unbekannte haben Ihre private Nummer und Adresse im
Netz veröffentlicht und Sie massiv bedroht. Wie geht es Ihnen heute?
Daniel Eliasson: Viel besser. Unmittelbar danach hatte ich Kontakt mit der
Polizei. Ich hatte das Gefühl, dass ich da sehr ernst genommen wurde. Die
haben seelische Unterstützung in diesem schwierigen Moment geleistet und
sehr gut reagiert. Auch sonst gab es viel Solidarität hier im Bezirk, auch
über Parteigrenzen hinweg.
taz: Haben Sie eine Idee, wer Ihre Daten veröffentlicht hat?
Eliasson: Diese Personen traten natürlich anonym auf, aber ihre Aktivitäten
in sozialen Medien lassen vermuten, dass es sich um Leute aus dem Umfeld
der AfD handelt.
taz: Vor kurzem hat Jan Böhmermann die Identität des rechten Youtubers
Clownswelt veröffentlicht. Sie haben die Veröffentlichung gelobt – nun
klagen Sie selbst über Doxxing, also die Veröffentlichung von privaten
Identitäten im Netz. Ist das nicht ein Widerspruch?
Eliasson: Aus meiner Sicht sind das zwei ganz unterschiedliche Sachen.
Clownswelt ist eine Person, die im Internet rechte Hetze verbreitet und
damit Geld verdient. Nicht nur mit Youtube-Streams, sondern auch mit
Merchandise. Die Person vermarktet sich und da gibt es schon das
berechtigte öffentliche Interesse, zu wissen, wer das ist.
taz: Und Sie?
Eliasson: Ich als Politiker bin sichtbar mit dem, was ich tue und stehe mit
meinem Namen dafür. Das ist der fundamentale Unterschied. Ich habe eine
Meinung und ich traue mich, die öffentlich zu sagen, mit allen
Konsequenzen.
taz: Sie sind nicht das erste Mal zur Zielscheibe von Anfeindungen
geworden.
Eliasson: Das stimmt. Ich äußere mich zu Rechtsextremismus, gegen die AfD.
Es ist schon vorgekommen, dass ich zur Zielscheibe von diesen Gruppen
wurde, es gab auch Morddrohungen.
taz: Inwiefern spielt dabei Ihr Jüdischsein eine Rolle?
Eliasson: Wenn man sich anschaut, was da geschrieben wird, ist absolut
klar, dass es eine Verbindung zu Antisemitismus gibt: antisemitische
Chiffren, rechtsextreme Codes, übergroße Nasen … So oft wie meine jüdische
Identität im Kontext meines Wirkens auf Social Media erwähnt wird, ist ganz
offensichtlich, worum es geht.
taz: Schränken Sie sich angesichts der Drohungen ein?
Eliasson: Das ist die Absicht dahinter. Aber das darf nicht sein.
taz: Vor wenigen Tagen wurde ein Linken-Mitglied in Lichtenberg auf der
Straße von Rechten attackiert. Nehmen auch diese körperlichen Bedrohungen
zu?
Eliasson: Das Auftreten der rechten Szene zeigt, dass sie sich sicherer
ist, in ihrer Sprache, aber auch in ihrer Sache. Mir ist wichtig,
solidarisch zu sein, egal ob jemand physisch angegriffen wird, verbal oder
digital.
taz: Was ist die beste Reaktion auf Anfeindungen?
Eliasson: Wenn man bedroht wird, sollte man damit an die Öffentlichkeit
gehen und sagen: Das passiert mir, weil ich mich demokratisch engagiere.
Man sollte sich nicht zurückziehen – und das auch zeigen. Ich kann jeden
verstehen, der sich zurückzieht. Aber wenn man die Kraft hat, dagegen zu
halten, muss man das tun – auch öffentlich.
29 May 2025
## AUTOREN
Lea Kleinsorge
## TAGS
Schwerpunkt Neonazis
Grüne Berlin
Steglitz
Jan Böhmermann
Antisemitismus
Cybermobbing
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