# taz.de -- Bedrohung mit Schreckschusswaffen: CSD in Wernigerode bedroht | |
> Ein 20-Jähriger soll angekündigt haben, Waffen gegen | |
> CSD-Teilnehmer:innen einzusetzen. Die Polizei öffnete bei der | |
> Durchsuchung seiner Wohnung einen Tresor. | |
Bild: Teilnehmer des Christopher Street Day (CSD) in Wernigerode 2025 | |
Leipzig taz | Die Staatsanwaltschaft Halberstadt ermittelt gegen einen | |
20-Jährigen, weil er sich vor [1][dem Christopher-Street-Day] in | |
Wernigerode bedrohlich geäußert haben soll. In einer Kneipe habe er demnach | |
vergangene Woche mit Blick auf den CSD erklärt, Waffen und „70 Schuss“ zu | |
Hause zu haben. Daraufhin zeigten ihn Organisator:innen der Parade in | |
Sachsen-Anhalt bei der Polizei an. | |
Bei der darauf folgenden Durchsuchung seiner Wohnung fanden die Beamten | |
vergangene Woche Munition und einen verschlossenen Tresor, wie die | |
Staatsanwaltschaft Halberstadt der taz bestätigte. Zuerst hatte die | |
Regionalzeitung Volksstimme darüber berichtet. Mittlerweile habe die | |
Polizei den Tresor geöffnet: Er beinhaltete zwei Schreckschuss- und eine | |
Softairwaffe. Zudem hätten erste Untersuchungen ergeben, die Munition sei | |
„korrodiert“ und mutmaßlich im Freien gefunden worden. An der | |
Ernsthaftigkeit der Drohung des 20-Jährigen bestünden Zweifel, heißt es von | |
der Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen dauern an, der Mann ist auf freiem | |
Fuß. | |
Flako Jentsch vom CSD Wernigerode sagt, er sei froh, dass die Demonstration | |
dieses Jahr ohne Zwischenfälle blieb. Die Stadt im Harz hat mehr als 30.000 | |
Einwohner:innen. Etwa 360 Menschen schlossen sich am vergangenen | |
Samstag dem dritten CSD in Wernigerode an. Doch die mutmaßliche Bedrohung | |
durch den 20-Jährigen sei nicht die einzige gewesen. „Es gab vorab drei | |
Anzeigen wegen klar geäußerten Bedrohungsszenarien“, sagt Jentsch der taz. | |
Der Fall mit der gefundenen Munition verdeutlicht laut Jentsch, dass die | |
Gefahr für CSDs zunehme, Stück für Stück. Online gebe es solche | |
Anfeindungen zu Hunderten. Inzwischen fänden die ihren Weg in Kneipen und | |
auf die Straßen. Auch wenn die Staatsanwaltschaft an der Ernsthaftigkeit | |
der Drohung des 20-Jährigen zweifle, für Jentsch bleibe: „Er hat es so | |
geäußert und die Munition liegt bei ihm zu Hause.“ | |
## Auf freiem Fuß | |
Dass die Polizei vergangene Woche die Wohnung durchsucht habe, habe die | |
CSD-Organisation schon am Samstag in Wernigerode gewusst, sagt Jentsch. | |
„Was wir nicht wussten: dass die Person weiter auf freiem Fuß ist, durch | |
die Stadt läuft und behauptet, sie gehe gegen die CSD-Akteure vor, weil sie | |
ihren Ruf zerstören würden.“ | |
Bedrohungen sind auf den CSDs in Sachsen-Anhalt ein ständiger Begleiter, | |
berichtet Jentsch. Vor allem rechte Gruppen versuchten, „gezielt | |
Teilnehmer:innen einzuschüchtern – oder anderes“. Es brauche ein | |
massives Polizeiaufgebot, um sie davon abzuhalten. Die Zusammenarbeit mit | |
der Polizei funktioniere zwar gut. Trotzdem sagt Jentsch: „Wir merken an | |
den Zahlen, dass Menschen die CSDs aus Angst meiden.“ | |
Am kommenden Samstag steht nun der nächste CSD in Sachsen-Anhalt an: in | |
Merseburg. Es wird der erste CSD der Stadt. Vorab gab es schon | |
Kooperationsgespräche mit den Sicherheitsbehörden, wie Mitorganisator Levi | |
Schmitt der taz am Mittwoch berichtet. Schon vor den Berichten über den | |
Munitionsfund in Wernigerode habe es ein „umfassendes Sicherheitskonzept“ | |
gegeben. „Wir sind uns bewusst, dass wir in der rechten Bedrohungslage | |
nicht ausgelassen werden“, sagt Schmitt. | |
Dass die Polizei die Bedrohung auf dem Schirm habe und ernst nehme, findet | |
Schmitt beruhigend. „Die Gefahr ist nichts Abstraktes, [2][sondern CSDs | |
sind mittlerweile Zielscheibe]“, sagt er. | |
Gegen den CSD in Merseburg gebe es bislang keine öffentlichen Drohungen, | |
sagt Schmitt. Aber für den Fall, dass es bei der Parade zu Pöbeleien komme, | |
sei man vorbereitet. | |
11 Jun 2025 | |
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## AUTOREN | |
David Muschenich | |
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