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# taz.de -- Die Wahrheit: Nazi statt Satan
> Mit dem richtigen Song lässt sich ein Alienentführungs-Ganzkörperkostüm
> auch im politischen Kampf einsetzen.
Seit Jahren plane ich eine Mottoparty „Alien Abduction“. Es gibt nämlich
ein fantastisches Kostüm dazu – eine Art Ganzkörperanzug, in dem man
aussieht, als ob einen gerade ein typischer Außerirdischer in Grün, mit
ovalen schwarzen Augen, wegträgt. Der optische Trick besteht darin, dass
die eigenen Beine im Alien-Unterleib stecken, während am Bauch zwei
Fake-Menschenbeine baumeln, es ist schwer zu beschreiben, aber ungemein
überzeugend.
Bislang hatte ich von meinen Plänen allerdings aus Nachhaltigkeitsgründen
Abstand genommen. Das recht kostspielige Kostüm lässt sich nämlich, anders
als beispielsweise Cowboy-Kostüme, in denen man noch Line-Dance-Kurse
machen kann, oder „Vampir“, das gut auf Fantasyfilmfestivals und in die
Oper passt, nur schwer für andere Anlässe wieder verwenden.
Falls mich endlich jemand zur alljährlichen MET-Gala in New York einladen
würde, und das Motto hieße zufällig „In Style – Outer Space“, wäre ich
selbstverständlich fein raus. Aber bislang sieht es nicht so aus. Und aus
meiner Party eine monatliche Reihe zu machen, dazu fehlt mir erstens die
Energie, zweitens kann man bei einer Mottoparty „Alien Abduction“ auch nur
ekelige grüne Getränke reichen wie den „Area 51 Shot“ mit Melonenlikör, …
„Alien Urine Sample“ mit Bananenschnaps und Blue Curacao oder für die
Älteren unter uns den „Pangalaktischen Donnergurgler“ aus „Per Anhalter
durch die Galaxis“, der ähnlich betäubend wirkt, wie er klingt. Solcherlei
Sausen sind also mit Vorsicht zu genießen.
Die zündende Idee kam mir jedoch auf der letzten Anti-rechts-Demo, bei der
die Entscheidung, in welchem Block es mitzulaufen gilt, mich mal wieder
einiges an Überlegung kostete: Für die von mir hochverehrten „Omas gegen
rechts“ fehlen mir (noch) ein paar Enkel, im Schwarzen Block kann ich nur
in meinem Vampirkostüm mitlaufen. Und andere Themenblöcke gehen mir oft zu
langsam, oder es läuft lahme Musik.
Bei nächster Gelegenheit werde ich darum eine „Alien Abduction“-Mottoparty
mit mindestens 4.000 Gästen veranstalten, selbstredend herrscht strikter
Kostümzwang. Und nachdem wir schön und ausufernd gefeiert, ein paar Bilder
von schwankenden Aliens mit gar nicht so ängstlich aussehenden
Entführungsopfern gemacht, unsere „Alien Urine Samples“ geleert und den
Rausch ausgeschlafen haben, werde ich alle Anwesenden auf die nächste
Anti-rechts-Demo komplementieren. Dort bilden wir einen großen neuen Block:
„Aliens gegen rechts“.
Man kann das Kostüm sogar so stylen, dass es aussieht, als ob ein Alien
gerade einen Nazi entführt. Der Song, zu dem wir demonstrieren, stammt aus
dem Jahr 1976 und ist von Max Romeo und The Upsetters: „I’m gonna put on a
iron shirt and chase Satan out of earth / I’m gonna send him to outa space
to find another race“, heißt es darin. Wenn man „Satan“ mit „Nazi“
austauscht, ist der Plan perfekt.
6 Jun 2025
## AUTOREN
Jenni Zylka
## TAGS
Kolumne Die Wahrheit
Außerirdische
Omas gegen Rechts
Party
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