# taz.de -- +++ Krieg in Nahost +++: Letztes Krebs-Krankenhaus in Gaza funktion… | |
> Die Hamas bestätigt einen direkten Gesprächskanal zu den USA. Im | |
> Westjordanland spitzt sich die Lage nach der Tötung einer schwangeren | |
> Israelin zu. | |
Bild: Eine palästinensische Krankenschwester weint, als ein Verwandter von ihr… | |
Gaza Genf Jerusalem Washington afp dpa | Das letzte Krankenhaus mit | |
Abteilungen für Krebs- und Herzbehandlung im Gazastreifen hat nach Angaben | |
der Weltgesundheitsorganisation WHO den Betrieb eingestellt. Das | |
Europäische Krankenhaus in Chan Junis sei „nicht länger funktionsfähig“, | |
erklärte der WHO-Leiter Tedros Adhanom Ghebreyesus am Donnerstag im | |
Onlinedienst X. „Durch die Schließung des Krankenhauses fallen | |
lebenswichtige Leistungen wie Neurochirurgie, Herzbehandlung und | |
Krebsbehandlung weg, die anderswo im Gazastreifen nicht angeboten werden.“ | |
Nach einem Angriff der israelischen Armee am Dienstag sei die Klinik | |
„schwer beschädigt und unzugänglich“, erklärte Tedros. Ein Team der WHO | |
habe die verbliebenen Mitarbeiter der Klinik evakuiert, jedoch nicht ohne | |
Zwischenfälle. „Ein Angriff schlug kurz vor der (Evakuierungs-)Mission in | |
der Nähe ein.“ Der WHO-Leiter forderte den Schutz gesundheitlicher | |
Einrichtungen in dem Kriegsgebiet. „Sie dürfen nie militarisiert oder | |
angegriffen werden.“ | |
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen betonte ebenfalls die Auswirkung | |
der Schließung des Europäischen Krankenhauses. „Dies war einer der letzten | |
verbliebenen Rettungsanker im zerschmetterten Gesundheitssystem des | |
Gazastreifens“, erklärte die Organisation im Onlinedienst X. Nun sei das | |
Nasser Krankenhaus die letzte funktionsfähige Klinik in Chan Junis im Süden | |
des Palästinensergebiets. Die sei aber auch wenige Stunden vor dem Angriff | |
auf das Europäische Krankenhaus zum zweiten Mal binnen weniger als zwei | |
Monaten attackiert worden. | |
Nach einer zweimonatigen Waffenruhe [1][hatte Israel seine massiven | |
Angriffe im Gazastreifen am 18. März wieder aufgenommen]. Anfang Mai | |
billigte das israelische Sicherheitskabinett eine Ausweitung der Offensive | |
und verabschiedete einen Plan, der eine „Eroberung“ des Gazastreifens | |
vorsieht. Seit dem 2. März blockiert Israel zudem die humanitären | |
Hilfslieferungen in den Gazastreifen. (afp) | |
## Hamas führt direkte Gespräche mit den USA | |
Die islamistische Hamas führt nach Angaben eines hochrangigen Mitglieds des | |
Politbüros der Terrororganisation direkte Gespräche mit den USA. Die Hamas | |
sei mit Mitgliedern der US-Regierung über die Bedingungen für ein Ende des | |
Krieges im Gazastreifen in Kontakt, sagte Basim Naim dem britischen | |
TV-Sender Sky News. Die Hamas beharrt demnach auf ihrer Forderung nach | |
einem vollständigen Rückzug der israelischen Armee aus dem Küstenstreifen. | |
„Wir sind bereit, alle Gefangenen sofort zu übergeben, wenn wir sicher sein | |
können, dass dies zu einem Ende des Krieges führt“, sagte Naim. Nach | |
israelischen Angaben werden derzeit noch mindestens 20 Geiseln lebend im | |
Gazastreifen festgehalten. Der Status von drei weiteren Entführten ist | |
unklar. Zudem befinden sich die sterblichen Überreste von 35 Verschleppten | |
dort. | |
In den vergangenen Tagen hatten sich die USA intensiv um die Freilassung | |
des amerikanisch-israelischen Doppelstaatlers Edan Alexander bemüht. Die | |
Freilassung gilt als Geste gegenüber den USA: Die Hamas hofft, [2][dass | |
US-Präsident Donald Trump Druck auf Israels Regierung ausübt, damit sie | |
einem Abkommen zustimmt,] das auch ein dauerhaftes Ende des Gaza-Kriegs | |
vorsieht. | |
Offiziell hat die US-Regierung jedoch keine direkten Kontakte zu der | |
Terrororganisation. [3][Anfang März gab es bereits Berichte über direkte | |
Gespräche zwischen der Hamas und der US-Regierung.] Der Geisel-Beauftragte | |
der Trump-Regierung, Adam Boehler, sei befugt, mit jedem zu sprechen, | |
erklärte Sprecherin Karoline Leavitt damals auf die Frage, warum die USA | |
entgegen ihrer langjährigen Linie zum ersten Mal direkt mit der Gruppe | |
verhandelten. (dpa) | |
## Situation im Westjordanland eskaliert weiter | |
Nach dem Tod einer schwangeren Israelin durch dem Beschuss ihres Autos im | |
besetzten Westjordanland fahndet die israelische Armee weiter nach den | |
Tätern. „Wir werden alle uns zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen und | |
die Mörder finden, um sie zur Rechenschaft zu ziehen“, erklärte der | |
israelische Generalstabschef Eyal Zamir laut einer Mitteilung der Armee am | |
Donnerstag. Im Norden des Palästinensergebietes wurden unterdessen bei | |
einem Einsatz der Armee fünf Menschen getötet. | |
Am Mittwochabend hatte die Armee Schüsse auf ein Auto in der Nähe der | |
israelischen Siedlung Bruchin im Zentrum des besetzten Palästinensergebiets | |
gemeldet. Eine etwa 30-jährige schwangere Frau im Wagen wurde verletzt und | |
erlag später ihren Verletzungen, wie das Beilinson-Krankenhaus in der Nähe | |
von Tel Aviv mitteilte. Das Baby konnte demnach per Notkaiserschnitt | |
entbunden werden und befand sich in einem „stabilen Zustand“. Der männliche | |
Begleiter der Frau in dem Fahrzeug wurde leicht verletzt. | |
Nach Angaben der israelischen Behörden handelt es sich bei dem Opfer um | |
Tzeela Gez, eine Mutter von drei Kindern, die gemeinsam mit ihrem Mann auf | |
dem Weg zur Entbindung ihres vierten Kindes war, als ihr Auto nahe Bruchin | |
unter Beschuss geriet. Bruchin ist eine von drei illegal gewachsenen | |
israelischen Siedlungen, die im April durch die Regierung rückwirkend | |
genehmigt wurde. | |
Im Dorf Tamoun im Norden des Westjordanlandes wurden unterdessen am | |
Donnerstag bei einem Einsatz der israelischen Armee fünf Palästinenser | |
getötet, wie der Bürgermeister des Dorfes und die Armee mitteilten. „Die | |
Besatzungstruppen haben fünf junge Männer getötet, nachdem sie ein Haus im | |
Zentrum des Dorfes belagert hatten“, erklärte der Bürgermeister Samir | |
Kteichat. „Die Besatzungsarmee hat vier Leichen mitgenommen, und wir haben | |
einen fünften Märtyrer gefunden, dessen Leiche verkohlt war“, fügte er | |
hinzu. | |
Die israelische Armee erklärte ihrerseits, in den Ortschaften Tamoun und | |
Tubas zwei Gebäude ins Visier genommen zu haben, welche für die Planung von | |
Anschlägen genutzt worden seien. Seit dem 21. Januar führt Israels Armee im | |
Norden des Westjordanlands einen Militäreinsatz gegen bewaffnete | |
palästinensische Gruppen aus. (afp) | |
## Mitgründer von Ben & Jerry's festgenommen | |
Der [4][Mitgründer der Eiscrememarke Ben & Jerry's], Ben Cohen, ist bei | |
einer Protestaktion gegen den Gaza-Krieg im US-Kongress festgenommen | |
worden. Der 74-Jährige hatte zusammen mit anderen eine Sitzung mit | |
Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. unterbrochen und gerufen: „Der | |
Kongress zahlt für Bomben, um Kinder in Gaza zu töten“, wie auf einem von | |
der „New York Times“ veröffentlichten Video zu sehen und zu hören ist. | |
Andere Demonstranten hielten Poster hoch. Auf einem Video, das er selbst | |
auf der Plattform X postete, ist zu sehen, wie Cohen in den Gängen des | |
Kongresses abgeführt wird. Schon in Handschellen wiederholt er den Vorwurf. | |
Er forderte, der Kongress müsse sich dafür einsetzen, dass wieder | |
Lebensmittel in den Gazastreifen geliefert werden. | |
Cohen hatte zusammen mit Jerry Greenfield die Eiscrememarke gegründet. | |
Beide sind Juden und hatten nach Angaben der „New York Times“ bereits | |
mehrfach Israels Politik kritisiert. (dpa) | |
16 May 2025 | |
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