Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Tödlicher Angriff in Schweden: Drei junge Opfer und ein 16-jährig…
> Die Polizei in der schwedischen Stadt Uppsala untersucht den Angriff auf
> Verbindungen ins Bandenmilieu – und spricht von einem „neuen Niveau“ der
> Tat.
Bild: Polizisten nahe dem Tatort am Vaksala-Platz in Uppsala
Uppsala/Härnösand taz | Mitten in der Stadt, mitten am Nachmittag, mitten
in der traditionellen Festwoche zur Walpurgisnacht werden im schwedischen
Uppsala drei Menschen erschossen. Der Tatort: ein Friseursalon. Die
Todesopfer: zwischen 15 und 20 Jahre alt. Unter Tatverdacht festgenommen:
ein 16-Jähriger.
Die Polizei hat in dem Land mit seinem [1][Bandenkriminalität-Problem]
schon einiges gesehen, auch in der Universitätsstadt 60 Kilometer nördlich
von Stockholm. Aber für sie sei dies ein neues Level, sagte die lokale
Polizeichefin Åsa Larsson auf einer Pressekonferenz Mittwoch, dem Morgen
nach der Tat.
Das Alter der Beteiligten, die Brutalität – es passt zu dem, was in
Schweden reflexartig an die nicht enden wollenden Bandenkriege denken
lässt. „Wir können noch nicht sagen, ob es ein Konflikt im kriminellen
Milieu ist, aber wir untersuchen das natürlich genau“, sagte Erik Åkerlund.
Polizeichef der Region Uppsala.
Was er sagen konnte, während weiter intensiv ermittelt werde: Die Polizei
bewerte dies als ein isoliertes Ereignis, für die Öffentlichkeit bestehe
keine Gefahr. Er bezog sich damit auf die Sorge, es könne sich um einen
Anschlag auf [2][die Valborg-Festlichkeiten] handeln.
## Jugendliche werden für Mordaufträge rekrutiert
Es ist nicht der erste Mord unter Teenagern in Schweden. Wegen der geringen
Jugendstrafen begannen Kriminelle schon vor Jahren und mit Erfolg,
Jugendliche für Mordaufträge zu rekrutieren. Es ist auch nicht das erste
Mal, dass ein Mord tagsüber an einem belebten Ort verübt wird. Erst im
Januar hatten tödliche Schüsse tagsüber am Bahnhof der Stadt Lund sowie in
einem Geschäft im nördlichen Stockholm der Bevölkerung das Gefühl gegeben,
die Kaltblütigkeit der Täter sei weiter eskaliert.
Auch die konservativ-rechte Regierung, die die Bandengewalt unter Kontrolle
bringen wollte und will, kann ihre Fassungslosigkeit zuweilen nur
wiederholen. „Brutale und rücksichtslose Gewalt erschüttert erneut unser
Land“, sagte Ministerpräsident Ulf Kristersson nach dem Dreifachmord von
Uppsala. Die Polizei müsse nun ermitteln, was dahinterstecke, aber eins sei
klar, so Kristersson: „Keine anständige Gesellschaft kann diese Art von
Gewalt akzeptieren.“
## Hohes Polizeiaufgebot in Uppsala
Die Schüsse fielen in einer Straße neben dem Marktplatz Vaksalas Torg, auf
dem oft aus Foodtrucks heraus Essen verkauft wird. Neben dem Platz liegt
das Kongress-Zentrum. Wer sich der belebten Gegend am Dienstagabend
näherte, sah zunächst keine Anzeichen, dass um die Ecke wenigerStunden
zuvor drei Menschen erschossen worden waren.
Erst in der Straße Hjalmar Brantingsgatan zeigt eine Absperrung mit
blau-weißem Band einen Tatort an. Darum herum: Einfamilienhäuser und drei-
bis vierstöckige Wohnhäuser in verschiedenen Farben. „Das ist eine ruhige
Gegend hier“, sagt eine ältere Frau. Der Geruch eines blühenden Baumes
liegt in der Luft. Kurz vorher flog noch ein Polizeihelikopter über der
Innenstadt, jetzt ist das Schwirren einer Drohne zu hören. An einem
Hauseingang befragen zwei Polizisten Einwohner.
Nur 20 Gehminuten vom Tatort entfernt dröhnt aus den Studentenclubs Musik.
Vor einem davon geht die Schlange der auf Einlass wartenden Studis einmal
um das ganze Gebäude herum. In den Parks gehen Menschen mit ihren Hunden
spazieren. Auf den ersten Blick alles wie immer – aber die Menschen schauen
auffallend mehr auf ihre Smartphones als sonst. Und: Es ist noch mehr
Polizei unterwegs als sonst in dieser traditionsreichen Party-Woche.
Die Ende April in Uppsala immer verstärkte Polizeipräsenz nannte die
[3][Polizei Uppsala] als Grund dafür, dass Einsatzkräfte sehr schnell am
Tatort waren, nachdem mehrere Anrufer das Geräusch von Schüssen gemeldet
hatten. Die Verfolgung des mutmaßlichen Täters habe man deshalb direkt
aufnehmen können.
## „Wir sind da. Verlasst euch auf die Polizei“
Augenzeugen hatten schwedischen Medien von einem maskierten Menschen
erzählt, der auf einem E-Roller davonfuhr. Laut der Zeitung Dagens Nyheter
wurde der 16-jährige Tatverdächtige gut zwei Stunden nach der Tat
festgenommen – er war zu sich nach Hause gefahren.
„Bei allen Ereignissen dieser Art ist es wichtig, dass wir trotzdem unser
Leben leben“, das sagte Åsa Larsson von der Polizei Uppsala am Mittwoch
auch noch. „Wir sind da. Verlasst euch auf die Polizei, lebt aber ansonsten
euren Alltag weiter. Feiert.“
30 Apr 2025
## LINKS
[1] /Duesterer-Jahresbeginn-in-Schweden/!6063649
[2] /Volltrunken-und-gut-befeuert-in-den-Mai/!5094996
[3] /Schuesse-an-Schule/!6067618
## AUTOREN
Anne Diekhoff
Klaudia Lagozinski
## TAGS
Schweden
Bandenkriminalität
Polizeieinsatz
Schweden
Schweden
Wald
Lesestück Recherche und Reportage
## ARTIKEL ZUM THEMA
Dreifach-Mord im schwedischen Uppsala: Täter wollte offenbar noch mehr Mensche…
Die Schüsse in Uppsala zielten auf eine vierte Person. Drei junge Männer
sind in Untersuchungshaft. Ein festgenommener 16-Jähriger ist wieder frei.
Samischer Maler Anders Sunna: Von Groteske zu Groteske
Künstler Anders Sunna löste in Schweden einen Streit um Identitätspolitik
und Wirtschaftsinteressen aus, der sogar die Kunstfreiheit infrage stellt.
Abholzen schwedischer Wälder: Holzkonzern greift Nachhaltigkeit an
Europas größter privater Waldbesitzer SCA verzichtet in Schweden auf die
anerkannte FSC-Zertifizierung. Die lege zu viel Wert auf Artenschutz.
Aktiv gegen Abholzung in Schweden: Wald und weg
In Schweden verlieren samische Rentierhalter Weidegebiete. Schuld ist auch
intensive Forstwirtschaft. Besuch bei Familie Åhrén und
Umweltaktivist:innen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.