# taz.de -- Nachruf: Er war der organisierten Kriminalität im Weg | |
> Eine Woche kämpften Ärzte um sein Leben, nun ist der mexikanische Umwelt- | |
> und Menschenrechtsaktivist Marco Antonio Suástegui gestorben. | |
Bild: Marco Antonio Suástegui, der Karfreitag ermordet wurde. Jahrelang suchte… | |
Berlin taz | Er war einer der sichtbarsten Vertreter im Kampf gegen ein | |
umstrittenes Staudammprojekt im südmexikanischen Bundesstaat Guerrero: | |
Marco Antonio Suástegui Muñoz. Wie so vielen in dem Land kostete ihn sein | |
Einsatz nun das Leben. Am Freitag erlag der 49-Jährige den Schüssen, die | |
ein Unbekannter auf ihn abgefeuert hatte. | |
Am Sonntag wurde er auf dem Friedhof in seinem Heimatdorf Cacahuatepec | |
beerdigt. „Marco hat uns gelehrt, wie man die Menschenrechte mit der | |
Machete in der Hand verteidigt“, sagte Abel Barrera, der Leiter des | |
Menschenrechtszentrums Tlachinollan, vor der Trauergemeinde. Zugleich | |
verwies er darauf, dass Suástegui auch eng mit den Behörden und der UNO | |
zusammengearbeitet hatte, um seine Ziele zu erreichen. | |
Am Karfreitag hatte ein Mann im nahe gelegenen Acapulco auf Suástegui | |
geschossen, als er den Strand der Urlauberstadt verlassen hatte, wo er als | |
Vertreter von Arbeiter*innen des Tourismusgewerbes tätig war. Eine | |
Woche lang kämpften die Ärzte um sein Überleben. Gemeinsam mit seiner | |
Familie hatte sich Suástegui gegen die lokalen Machthaber für die Rechte | |
der armen Bevölkerung eingesetzt, seit 22 Jahren kämpfte er mit der | |
Organisation CECOP [1][gegen den Bau des Staudamms La Parota]. Mit | |
Blockaden, Öffentlichkeitsarbeit und juristischen Maßnahmen konnten sie das | |
Projekt bis heute verhindern. | |
Sollte die staatliche Energiebehörde CFE die Anlage eines Tages bauen, | |
würden mehrere am Rio Papagayo liegende Gemeinden und 17.000 Hektar | |
Ackerland überflutet werden. 25.000 Menschen müssten ihre Dörfer verlassen, | |
die Plantagen und Felder mit Zitronen, Melonen, Kokos und Mangos würden | |
zerstört. Und das, kritisieren Bewohner*innen, damit die Urlauber*innen | |
mit Strom und Wasser versorgt werden. Sie selbst gingen leer aus. | |
Dreimal saß Suástegui wegen seines Einsatzes unschuldig im Gefängnis. Da | |
alle Vorwürfe konstruiert gewesen seien, wie der Anwalt Vidulfo Rosales | |
betont, wurde er immer freigelassen. | |
## Sein Bruder tauchte nie wieder auf | |
Im August 2021 verschleppten Unbekannte seinen Bruder Vicente, der | |
ebenfalls zu den Anführern der CECOP zählte. Seither widmete sich Marco | |
auch der Suche von Vicente, der nie wieder auftauchte. Suástegui wusste | |
ganz genau, dass er sich in Gefahr befand. Allein 2024 wurden in Mexiko 25 | |
Umwelt- und Menschenrechtsaktivist*innen ermordet. | |
Auf ihrer Suche nach den insgesamt 127.000 Verschwundenen werden immer | |
wieder Angehörige umgebracht. Zuletzt traf es Ende April María del Carmen | |
Morales. Sie suchte ihren verschleppten Sohn und musste sterben, nachdem | |
ihre Gruppe ein Folterzentrum des kriminellen Jalisco-Kartells öffentlich | |
gemacht hatte. | |
Suástegui befand sich in einem staatlichen Schutzprogramm, weil er in | |
letzter Zeit mehrmals Morddrohungen erhalten hatte. In der von Gewalt | |
gezeichneten Stadt seien 5.000 Sicherheitskräfte mobilisiert worden, um | |
Tourist*innen zu schützen, erklärte Suásteguis Frau Maria de Jesús | |
Pérez, doch am Strand sei kein Uniformierter zu sehen gewesen. | |
[2][Acapulco wird wie fast der gesamte Bundesstaat Guerrero von | |
Mafiagruppen kontrolliert.] Politiker*innen, lokale Sicherheitskräfte und | |
Unternehmer*innen sind meist in die kriminelle Struktur integriert. | |
Suásteguis Einsatz habe die „wirtschaftlichen Interessen der Unternehmer, | |
der Gruppen an der Macht“ angegriffen, sagte er. Und damit auch die der | |
organisierten Kriminalität. | |
28 Apr 2025 | |
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## AUTOREN | |
Wolf-Dieter Vogel | |
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