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# taz.de -- KAJ über den ESC: „Unsere Eltern mussten uns zu den ersten Gigs …
> Das Trio KAJ vertritt Schweden auf dem ESC. Im Song „Bara Bada Bastu“
> geht es – Achtung, Klischee-Alarm – ums Saunieren.
Bild: Kevin, Axel, Jakob (KAJ) lieben Saunieren und Musizieren
taz: Kevin, Axel, Jakob, mit „Bara Bada Bastu“ nehmt ihr am diesjährigen
ESC teil. In eurem Song geht es ums Saunieren. Wann wart ihr zuletzt in der
Sauna?
Axel: Es ist viel zu lang her. Wir sind in einer Art Krise, mit
Entzugserscheinungen und allem Drum und Dran. Als wir unsere Tour
beendeten, in Vörå, unserer finnischen Heimatstadt, waren wir das letzte
Mal in der Sauna. Vor zwei Wochen.
Jakob: Wir fühlen uns dreckig.
Axel: Aber jetzt ändert sich das! Unsere Heimatstadt hat uns eine Sauna
vorbeigebracht.
taz: Wie, aus Vörå nach Basel?
Axel: Ja, sie haben eine richtige Sauna von Finnland bis in die Schweiz
geschleppt.
taz: Gerade laufen die Proben für euch. Bei den bisherigen Performances
grillt ihr am Anfang des Songs eine Wurst im Feuer. Ist sie echt und kommt
sie auch auf die ESC-Bühne?
Kevin: Ja, absolut ist die echt. Sie trägt zur Stimmung und zu den Gefühlen
auf der Bühne bei. Sie gehört zum Erlebnis, auch bei den Proben – allein
schon wegen des Geruchs. Es ist wichtig, dass der Song mit dem Grillen
beginnt.
taz: Als KAJ tretet ihr mit eurem Song „Bara Bada Bastu“ für Schweden an,
obwohl ihr in Finnland geboren seid. Wie kam es dazu?
Jakob: Melodifestivalen, die Veranstalter vom nationalen schwedischen
Vorentscheid, haben uns angeschrieben und gefragt, ob wir einen Song
einreichen wollen.
Kevin: Sie hatten unsere Videos gesehen, unsere Musik gehört und fanden,
dass unser Konzept zu ihrem Wettbewerb passt.
Axel: Wir hatten anfangs einen anderen Demo-Song, thematisch nah an „Bara
Bada Bastu“ dran. Einige Zeilen haben wir behalten, aber musikalisch ging
es letztendlich in eine andere Richtung – ursprünglich war es eher rockig.
taz: Tretet ihr in Wirklichkeit für Schweden an, um Käärijäs zweiten Platz
von 2023 für Finnland zu rächen? Immerhin gewann er das Publikumsvotum,
unterlag aber am Ende wegen der Jury doch Loreen aus Schweden.
Jakob: Vielleicht. Bestimmt würde Käärijä „Ja“ sagen, wenn man ihn frag…
würde. Wir verneinen es auch nicht …
Axel: Es ist ein Inside-Job! Ein Masterplan. Nein, im Ernst:
Melodifestivalen hat uns gefragt.
taz: Im nationalen Vorentscheid in Schweden seid ihr auf Platz Eins
gelandet, knappe 7 Punkte vor dem schwedischen ESC-Sieger Måns Zelmerlöw,
der 2015 mit „Heroes“ gewonnen hatte. Was ging euch in dem Moment durch den
Kopf?
Kevin: Kurz bevor das Ergebnis verkündet wurde, meinte jemand hinter uns,
dass er nachgerechnet hat und wir auf dem zweiten Platz gelandet sind. Wir
wären auch damit superhappy gewesen. Mit diesem Gedanken gingen wir in die
Verkündung. Dass wir dann doch Erster waren, war kompletter Schock.
Jakob: Es fühlte sich surreal an, wie eine Probe. Das konnte nicht das
echte Ergebnis sein, dachte ich. Danach hatte ich kurz einen kompletten
Blackout.
Axel: Bei mir hat’s auch kurz gedauert. Ich bekam so einen Schockhusten –
das sieht man auch im Video.
taz: Ihr habt als finnlandschwedische Comedians angefangen. Wie kam es
dazu?
Jakob: Erst nahmen wir ein paar Sketche auf und luden sie auf Youtube hoch.
Und kurz darauf hatten wir unseren ersten Auftritt. Dafür brauchten wir
Songs. Also haben wir zwei oder drei geschrieben. Ein Gig führte zum
nächsten. Wir haben bescheiden in Vörå, unserem Heimatdorf in Nordfinnland,
angefangen und sind dann nach und nach gewachsen. Ich glaube, genau das war
auch gut so. Und 15 Jahre später sind wir beim ESC.
taz: Ihr wart damals Teenager, 15, 16 Jahre alt.
Jakob: Fühlt sich aber an wie gestern.
taz: Wie fanden das eure Eltern damals?
Axel: Meine waren sehr unterstützend. Mein Vater war selbst Musiker. Unsere
Eltern fuhren uns zu unseren Gigs, weil wir noch keinen Führerschein
hatten.
Jakob: Meine Eltern waren erst unsicher – sie sind selbst keine Musiker.
Aber dann standen sie voll hinter mir, als sie merkten, dass ich dafür
brenne.
taz: Die meisten außerhalb von Finnland haben wahrscheinlich noch nie von
Vörå gehört. Was sollte man über euer Heimatdorf wissen?
Kevin: Es liegt am Meer – perfekt zum Schwimmen. Es ist ruhig, ländlich.
Gut zum Entspannen oder für Sport wie Skilanglauf, selbst im Sommer – mit
Skiern auf Rollen. Wer die richtigen Leute kennt, kann dort auch Elch
probieren.
Jakob: In Vörå leben sehr viele Finnlandschweden. Unsere Muttersprache ist
Schwedisch, mit einzigartigem Dialekt, in dem wir auch singen. Dabei sind
viele Vokale nebeneinander. „Otroligt roligt“ (unglaublich lustig) wird bei
uns zum Beispiel zu „otroli trollit“.
taz: Vor dem ESC seid ihr meistens in Finnland und Schweden aufgetreten.
Gibt es Unterschiede beim Humor zwischen dem schwedischen und finnischen
Publikum?
Jakob: In Schweden kommen Witze über Finnen immer gut an, in Finnland Witze
über Schweden. Als schwedischsprachige Minderheit kennen wir beide Kulturen
sehr gut. Das hilft.
Axel: Wir passen Comedy-Shows auch lokal an – zum Beispiel hatten wir bei
unserer Tour ein Lied über unseren Heimatort, und für jede Stadt schrieben
wir eine neue Strophe.
taz: Und nun tretet ihr bald mit Musikern aus verschiedenen Ländern in
Basel auf. Wer sind eure ESC-Favoriten?
Axel: Erika Vikman („Ich komme“) aus Finnland!
Kevin: „Hallucination“ von Sissal aus Dänemark ist mein Ohrwurm. Dieses
Jahr gibt’s viele gute Songs.
Jakob: Ich mag Miriana Conte aus Malta sehr.
taz: Miriana Contes Performance ging auf Tiktok viral, ebenso euer Tanz zu
„Bara Bada Bastu“. Wer hat sich den eigentlich ausgedacht?
Axel: Jenny Widegren – eine legendäre schwedische Choreografin und
Tänzerin. Sie ist schon lange bei Melodifestivalen
Jakob: Sie erfuhr von anderen, dass ihr Tanz viral geht, weil sie selbst
nicht auf Tiktok ist.
taz: Habt ihr Bühnenrituale?
Axel: Nach der Show haben wir kein festes Ritual. Wir setzen uns einfach
für einen Moment hin, schweigen uns an und trinken Wasser. Und nach einer
Minute oder so sprechen wir darüber, was auf der Bühne abging.
taz: Ihr nehmt euch einen Moment der Stille, um alles zu verarbeiten?
Kevin: Ja, der Adrenalinschub ist enorm. Man braucht erst mal etwas Zeit
für sich, bevor man wieder unter Leute gehen kann.
Jakob: Vor dem Auftritt machen wir immer ein „Herr der Ringe“-Ritual, kurz
bevor wir auf die Bühne gehen. Es stammt aus der Szene im Rat von Elrond,
in der alle nacheinander sagen: „Du hast mein Schwert“, „… und meinen
Bogen“, „… und meine Axt“ – und dann gehen sie nach Mordor. Genau das
machen wir auch – nur dass wir die Gegenstände austauschen – und dann geht
es auf die Bühne.
14 May 2025
## AUTOREN
Klaudia Lagozinski
## TAGS
Schwerpunkt Eurovision Song Contest
Schweden
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Basel
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