# taz.de -- Die Wahrheit: „Merci, dass es mich gibt!“ | |
> Der frisch gewählte deutsche Bundeskanzler: die schönsten Anekdoten über | |
> den sympathischen Krümpelkopf Friedrich Merz. | |
Am Dienstag dieser Woche wurde der 69-jährige Briloner Friedrich Merz so | |
eben zum zehnten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt. | |
Dieses welthistorische Ereignis nimmt die Wahrheit zum Anlass, ausgewählte | |
Anekdoten aus dem Leben des hoch aufgeschossenen Sauerländers zu erzählen. | |
Am Tag vor seinem elften Geburtstag begleitete der kleine Friedrich Merz | |
einmal seinen Großvater, den Bürgermeister von Brilon, zum neu eröffneten | |
Chinesen in der Bahnhofstraße. Neben den Frühlingsrollen lag ein | |
eigentümlicher Keks. Gespannt knackte der neugierige Knabe das rätselhafte | |
Gebäck und las, was auf dem darin verborgenen Zettel geschrieben stand: | |
„Lass stets eine Haarinsel auf deinem erkahlenden Schädel stehen, und du | |
sollst eines Tages Herr und Gebieter über Deutschland werden.“ Noch heute | |
erinnert sich Merz, dass der Keks zu trocken und weitgehend geschmacklos | |
war. | |
*** | |
Als dem jungen Friedrich Merz einmal sein linkes Knie wehtat, zweifelte er | |
sofort am Sinn seines Studiums der Rechtswissenschaften. Außerdem hatte er | |
einen braunen Fleck am rechten Ellbogen, vom vielen Aufstützen über den | |
Lehrbüchern. Auch wurde er von den Kommilitonen, die ihn immer nur „Bürzel�… | |
nannten, nicht ernst genommen. Schließlich schlief er ein und träumte | |
davon, entweder sein Mofa zu frisieren, ohne zu inhalieren, oder ein großer | |
Diktator zu werden. Unbefriedigte Träume, die ihn bis heute plagen. | |
*** | |
Friedrich Merz gab einst eine Gesellschaft mit ausgesuchten Gästen. | |
Irgendwann musste er sich unauffällig zurückziehen, um sich zu erleichtern. | |
Leider vertat er sich in der Tür und geriet auf den Dachboden, auf dem sein | |
altes Spielzeug verstaut war. Überwältigt von all den Erinnerungen aus | |
seiner Kindheit, begann er zu spielen. Die Gesellschaft wartet noch heute | |
auf seine Rückkehr vom Dachboden. | |
*** | |
Nach einem langen Arbeitstag als Vorstandsvorsitzender in Manhattan wollte | |
Friedrich Merz einmal seine Frau anrufen. Es klingelte zweimal, dann | |
meldete sich eine bekannte Stimme: „Merkel.“ Er schluckte. „Herr Merz, si… | |
Sie das?“, fragte Angela Merkel und: „Wissen Sie eigentlich, wie spät es | |
hier in Berlin gerade ist?“ Schweißgebadet drückte Merz den Anruf weg. | |
Seitdem hat er seine Charlotte unter „Charlotte“ und Merkel unter „Angela… | |
gespeichert – und nicht mehr beide unter „Mutti“. | |
*** | |
Schon zu Lebzeiten kümmerte sich der kommende Kanzler Friedrich Merz um | |
seinen Nachlass. Kein zweites Mal wollte er es darauf ankommen lassen, dass | |
eine Ostdeutsche sich „in die Vakanz quetscht“, wie es Merz einmal hinter | |
verschlossenen Türen ausdrückte. So plante er, sich in den USA mit einer | |
bekannten Figur aus der Serie „Eine schrecklich nette Familie“ zu treffen, | |
um ihr den Posten als Aufsichtsratsvorsitzender bei BlackRock anzubieten. | |
Doch zu dieser Verabredung mit April May June sollte es nie kommen. Merz | |
hatte sich schlicht im Datum vertan. | |
*** | |
Was nur die wenigsten wissen: Immer wenn Friedrich Merz einen Mitarbeiter | |
anpöbelt, kauft er als Entschuldigung eine Packung Merci – und zwar stets | |
die gleiche Sorte: „Große Vielfalt mit acht erlesenen | |
Schokoladen-Spezialitäten“. Denn die isst er am liebsten. „Merci, dass es | |
mich gibt“, trällert er dann und vergisst den Mitarbeiter schnell wieder. | |
*** | |
Noch als Abiturient hatte Friedrich Merz Schwierigkeiten, auf Menschen | |
zuzugehen. Meist rannte er haarscharf an ihnen vorbei und landete im | |
Gebüsch. Auf Bäume und Kühe zuzugehen, fiel dem Heranwachsenden leichter. | |
Wenn die ihm den Weg versperrten, brüllte der junge Friedrich aus | |
Leibeskräften und wedelte mit den Armen. Erst ein Jazzdance-Kurs bei der | |
Bundeswehr nahm dem stillen Naturburschen die Menschenscheu. Heute geht der | |
Politprofi gleichermaßen souverän mit Menschen, Bäumen und Kühen um. | |
*** | |
An einem sonnigen Frühlingstag während des Corona-Lockdowns saß Friedrich | |
Merz allein in einem amerikanischen Diner. Die Kellner hatten ihn | |
allerdings nicht bemerkt. Später würde er noch lange an diesen Moment | |
denken, einsam mit einer leeren Kaffeetasse in einer leeren Stadt. Ein | |
Moment, der sein weiteres politisches Schicksal aber weder in die eine noch | |
in irgendeine andere Richtung beeinflusste. | |
*** | |
Joachim-Friedrich Martin Josef Merz war bis in seine sehr späte Kindheit | |
hinein begeisterter Kneipp-Gänger. Kein Wunder, ist doch sein Geburtsort | |
Breylen, niederdeutsch für Brilon, anerkanntes Kneipp-Heilbad. Als der | |
allseits „Fratz Fritze“ Genannte eines Morgens allerdings mit einer | |
Po-Dusche an der Kneipp-Kasse auftauchte und Einlass begehrte, war die | |
Kneippen-Tour von Seiten des Veranstalters her mit sofortiger Wirkung | |
beendet. Friedrich Merz erhielt lebenslanges Hausverbot. | |
*** | |
Eines Tages stolperte der spätere Bundeskanzler, vom Premium-Bier | |
beflügelt, schweren Fußes durch die Arnsberger Nacht, als ihm ein Windhund | |
entgegenkam. Friedrich Merz schnauzte den schnittigen Einzelgänger barsch | |
an: „Hömma! Komma bei mich bei!“ Der Angesprochene erschrak. Der Versuch | |
des trunkenen Schlaks, einen volkstümlichen Dialekt zu imitieren, den er | |
für Sauerländisch hielt, tat dem Tier in den Ohren weh. Es legte den Kopf | |
schief und begann, leise zu winseln. „Samma, geht’s noch, du Lappschwanz!�… | |
polterte Merz. Der Windhund aber strunkelte, enttäuscht vom brüsken Tonfall | |
des künftigen Staatsmannes, eilig davon. | |
*** | |
Der deutsche Schlagersänger Roy Black war bis zu seinem frühen Tod 1991 der | |
Lieblingspatenonkel von Friedrich Merz. Nur zwölf Jahre Altersunterschied | |
trennte die beiden. Merz wechselte nach eigener Aussage beruflich einst zum | |
Oberfinanzdienstleister BlackRock, weil ihn der Firmenname „angenehm an Roy | |
Black erinnerte“. | |
*** | |
Noch mehr als für sein Mofa interessierte sich der junge Merz für Menschen, | |
die im Sauerland damals noch ein seltener Anblick waren. Gern hätte der | |
begabte Tüftler auch an ihnen herumgeschraubt. Doch wollten die Fremden | |
nicht in die Reusen gehen, die der vorwitzige Racker auf der einzigen | |
Landstraße auszulegen pflegte. Aus Stöcken und Rüben bastelte der Jüngling | |
deswegen kunstvolle Nachbildungen. Noch immer steht in Merz’ altem | |
Jugendzimmer ein Kabinett, das mit sehr seltsamen Kreaturen angefüllt ist. | |
10 May 2025 | |
## AUTOREN | |
Christian Bartel | |
Arno Frank | |
René Hamann | |
Michael Ringel | |
Corinna Stegemann | |
Harriet Wolff | |
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