# taz.de -- Neues Namensrecht: Was lange währt, wird endlich doppelt | |
> Am 1. Mai ist ein neues Namensrecht in Kraft getreten, das echte | |
> Doppelnamen ermöglicht. Vor gut dreißig Jahren waren wir fast schon mal | |
> soweit. | |
Bild: Endlich den richtigen Knopf drücken | |
[1][Neues Namensrecht] zum 1. Mai: Endlich können beide | |
Ehepartner:innen einen Doppelnamen tragen und diesen auch an ihre | |
Kinder weitergeben. Damit „gehen wir den ersten Schritt bei der | |
[2][überfälligen Modernisierung] des Familienrechts“, so der damalige | |
Justizminister Marco Buschmann [3][bereits im August 2023.] | |
Überfällig – das ist diese Modernisierung in der Tat. So überfällig, dass | |
sie schon vor über 30 Jahren vorläufig existierte. Damals handelte es sich | |
nicht um ein Gesetz, sondern um eine Übergangsregelung des | |
Bundesverfassungsgerichts: Das entschied [4][im März 1991], dass das bisher | |
geltende Recht – einigt sich ein Paar nicht auf einen Ehenamen, wird es der | |
des Mannes – nicht grundgesetzkonform sei. | |
Drei Jahre lang konnten Paare daraufhin in einer Übergangszeit Doppelnamen | |
an ihre Kinder vergeben, wenn beide den eigenen Namen behalten wollten. | |
1994, im neuen Namensrecht, wurde diese Möglichkeit nicht mit aufgenommen. | |
Schließlich steckte darin großes Konfliktpotenzial: Was wäre zum Beispiel, | |
wenn zwei Menschen mit Doppelnamen heirateten? Würden sie dann nicht Kinder | |
mit vier Nachnamen haben? Und möglicherweise Enkel mit acht Nachnamen? | |
Nach gerade mal drei Jahrzehnten scheinen endlich kluge Köpfe die Lösung | |
für dieses wahrlich hochkomplexe Problem gefunden zu haben: Wenn zwei Leute | |
mit Doppelnamen heiraten, könnten sie ja nur jeweils einen ihrer Namen | |
miteinander kombinieren dürfen. Setzen, Sehr gut. | |
## Toller Zufall! | |
Laut einer 2018 [5][veröffentlichten Studie der Gesellschaft für deutsche | |
Sprache (GfdS)] (aktuellere Daten nicht vorhanden) entscheiden sich Paare | |
bei etwa 75 Prozent der Eheschließungen noch immer für den Namen des | |
Mannes. Die Namensforscherin Anne Rosar untersuchte die Gründe dafür. | |
Auffällig war, dass sowohl Männer als auch Frauen oft erwähnten, dass der | |
Name des Mannes schöner, attraktiver oder seltener sei. Was für ein toller | |
Zufall, der ideal zur sozialen Norm passt. | |
Andere begründeten ihre Entscheidung mit „Tradition“. Trotzdem gaben Frauen | |
über alle Alters-, Bildungs- und Herkunftsgruppen hinweg an, dass sie gerne | |
ihren Namen behalten hätten. Doch was tun mit diesem Wunsch? Den Namen der | |
Frau angenommen haben laut GfdS-Studie [6][nur etwa 6 Prozent der Männer.] | |
Alternativ könnten beide ihre Familiennamen behalten. Wollen sie Kinder, | |
verschiebt sich der Streitpunkt bloß auf später. Wenn es dann um die | |
Nachfahren geht, werde wieder vorrangig der Name des Vaters genutzt, so | |
Rosar. Eine weitere Möglichkeit, ihren Nachnamen dennoch zu behalten, waren | |
die bisherigen Doppelnamen. Die gesetzliche Bezeichnung ist akkurater: | |
Begleitnamen. Sie können von nur einem Partner (zu 88 Prozent der Frau) mit | |
einem Bindestrich angehängt werden. Der Name ist dann schon irgendwie noch | |
da, ja, aber auf den Rest der Familie hat er keine Auswirkungen. | |
Eine wirkliche Lösung für Partner:innen, die beide ihren Namen weitergeben | |
wollten, gab es bisher eindeutig nicht. Natürlich muss keine Frau ihren | |
Namen im Sinne des Feminismus behalten wollen. Und natürlich ist damit oft | |
noch immer mehr Skepsis der Umfeldes verbunden. Annegret Kramp-Karrenbauer | |
ist nur eins von vielen Beispielen, über deren Namen sich oft genug | |
belustigt wurde. Doppelnamen nicht schön zu finden, ist völlig | |
verständlich. | |
Schön ist aber, dass Paare zum ersten Mal seit 1991 einen wirklich fairen | |
Kompromiss eingehen können; und dass Frauen eine höhere Chance haben, zu | |
hinterfragen, ob sie wirklich zurückstecken wollen. Auch für aus dem | |
konservativen Weltbild ausbrechende Lebensrealitäten wie etwa | |
Patchwork-Familien stellt das neue Gesetz eine echte Bereicherung dar. | |
Toll, dass es nach 30 Jahren doch noch geklappt hat. | |
1 May 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Bundestag-stimmt-fuer-neues-Namensrecht/!6004154 | |
[2] /Gesetzesentwurf-des-Justizministeriums/!5950002 | |
[3] https://www.enorm.bund.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2023/0823_Namens… | |
[4] /!1621963&s/ | |
[5] https://gfds.de/wp-content/uploads/2023/10/gfds.de-familiennamen-bei-der-he… | |
[6] /Recht-auf-Namensaenderungen/!5847438 | |
## AUTOREN | |
Charlina Strelow | |
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