# taz.de -- Wieder im Kino: Hase und Detektiv | |
> Zeichentrick meets Schauspiel im Trick-Klassiker „Who Framed Roger | |
> Rabbit?“. Außerdem back on the Big Screen: Filme von Fritz Lang und | |
> Richard Linklater. | |
Bild: Der Hase ist an allem schuld?: Szene aus „Who Framed Roger Rabbit?“ (… | |
Reale Personen und Zeichentrickfiguren gleichzeitig in einer oder in | |
mehreren Sequenzen eines Films auftreten zu lassen, ist keineswegs eine | |
Errungenschaft des „neuzeitlichen“ Kinos. Man kannte diese Tricktechnik | |
bereits zu Zeiten des Stummfilms, und ganze Kapitel in Büchern über die | |
frühen Filme von Walt Disney beschäftigen sich mit den technischen | |
Problemen (etwa bei der Lichtsetzung), vor denen beispielsweise die Macher | |
der „Alice“-Komödien Mitte der 1920er Jahre standen, um das – im Laufe d… | |
Jahre von verschiedenen jungen Schauspielerinnen verkörperte – Mädchen | |
Alice Gags mit gezeichneten Hunden oder Katzen erleben zu lassen. | |
Sein großes Revival erlebte die mittlerweile perfektionierte Tricktechnik | |
dann im Jahr 1988 mit Robert Zemeckis' ziemlich lustigem Blockbuster „Who | |
Framed Roger Rabbit?“, der seine Geschichte in Anlehnung an klassische | |
Detektivstories der 40er-Jahre erzählt: Bob Hoskins spielt den | |
heruntergekommenen Privatdetektiv Eddie Valiant, der diverse Morde | |
aufzuklären hat und es dabei mit einem durchgeknallten Trickkaninchen | |
namens Roger und dessen kurvenreicher Gattin Jessica zu tun bekommt. Und | |
das alles, obwohl Valiant Toons überhaupt nicht leiden kann… (28.3., 22 | |
Uhr, [1][Hackesche Höfe Kinos]). | |
Das Filmuniversum von Regisseur Fritz Lang lässt sich grundsätzlich als | |
ziemlich düster bezeichnen. Wenn man es treffend zusammenfassen wollte, | |
leistet ein Lied aus dem Western „Rancho Notorious“ recht gute Dienste: | |
„The old, old story of hate, murder and revenge“. Das gilt mindestens | |
einmal von Langs Nibelungen-Verfilmung der 1920er Jahre bis zu den im | |
Nachkriegsdeutschland gedrehten Indien-Filmen der späten 50er-Jahre. Und | |
natürlich auch für die vielen amerikanischen Films noir der Zeit | |
dazwischen. | |
Wie etwa für „The Big Heat“ (1953), in dem Glenn Ford als Polizist seine | |
Frau bei einem eigentlich ihm geltenden Bombenanschlag verliert und sich | |
daraufhin auf die Jagd nach den verantwortlichen Verbrechern macht. Und | |
schon bald gibt es zwischen dem Jäger und den Gejagten kaum noch einen | |
Unterschied, was ihre Methoden, die Gewalt und die rücksichtslose | |
Manipulation anderer Menschen angeht. | |
Manipulation ist auch das Stichwort für Langs letzte Regiearbeit „Die 1000 | |
Augen des Dr. Mabuse“ (1960), in dem ein geistiger Nachfahre des in den | |
1920er Jahren ersonnenen größenwahnsinnigen Verbrechers die ausgeklügelte | |
Überwachungstechnik eines Hotels für seine eigennützigen Zwecke verwendet. | |
Hier ist niemand, was er oder sie zu sein scheint, und das scheinbar | |
Offensichtliche verkehrt sich permanent in sein Gegenteil. Alle Beteiligten | |
sind nur Puzzlestücke in einem wahnwitzigen bösen Spiel (The Big Heat: | |
28.3., 20 Uhr, [2][Zeughauskino]; Die 1000 Augen des Dr. Mabuse: 29.3., 11 | |
Uhr, [3][Eva-Lichtspiele]). | |
Eine ganz andere Art von Kino zelebriert Regisseur Richard Linklater in | |
„Before Sunrise“ (1994): Die Französin Céline (Julie Delpy) und der | |
Amerikaner Jesse (Ethan Hawke) treffen sich zufällig im Zug und begeben | |
sich sodann auf einen langen Spaziergang durch Wien, der zu äußerst | |
ausgiebigen Gesprächen über das Leben im Allgemeinen genutzt wird. | |
Liebe und Sexualität spielen dabei natürlich eine Rolle, ebenso wie die | |
Hoffnungen für die Zukunft. Es geht um das Flirten und eine vorsichtige | |
Annäherung mit all der Verlegenheit und Unsicherheit, die das so mit sich | |
bringt. Dabei haben Céline und Jesse nur begrenzt Zeit: Ihnen bleibt nur | |
ein Tag und eine Nacht, ehe Jesses Flug in die Heimat geht (28.3., 22.45 | |
Uhr, Bali Kino). | |
27 Mar 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.hoefekino.de/#this-week | |
[2] https://www.dhm.de/zeughauskino/ | |
[3] https://eva-lichtspiele.de/ | |
## AUTOREN | |
Lars Penning | |
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