| # taz.de -- Fahrradfahren auf Kopfsteinpflaster: Ein Höllenritt zum Träumen | |
| > Beim Radrennen Paris-Roubaix spielt Kopfsteinpflaster eine Hauptrolle. | |
| > Unseren Autor fasziniert das. Jede Buckelfahrt ist für ihn eine | |
| > Alltagsflucht. | |
| Die Hölle des Nordens ist ein Meer aus Kopfsteinpflaster, das sich rund um | |
| die französische Stadt Lille erstreckt. Eine besonders unwirtliche Gegend | |
| für Radsportler:innen – und der Grund, warum das an diesem Sonntag | |
| stattfindende Rennen [1][Paris–Roubaix] so spannend ist. 55 der 259 | |
| Kilometer, die die Männer zurücklegen müssen, führen über unebenen Grund. | |
| Bei den Frauen sind es 29. | |
| Paris–Roubaix gehört zu den wichtigsten Eintagesrennen im Kalender des | |
| Radsports. Zwischen den einzelnen Steinen in der Region um Lille ziehen | |
| sich zentimeterbreite Furchen, zu den Seiten hin fällt der Weg leicht ab. | |
| Gerade bei Regen kann das gefährlich werden. Nass und rutschig verbindet | |
| man zwar nicht unbedingt mit der Hölle, doch angesichts blutig gescheuerter | |
| Hände und zerbrochener Räder, wird deutlich, warum das Rennen „L’Enfer du | |
| Nord“ genannt wird. Auch wenn der Name ursprünglich auf die Verwüstung der | |
| Region im Ersten Weltkrieg zurückzuführen ist. | |
| Für die meisten vielleicht schwer nachvollziehbar, aber mir persönlich | |
| bescheren Fahrten über Kopfsteinpflaster kleine Momente der Freude. Denn | |
| jedes Mal, wenn ich die Herausforderung der [2][gepflasterten Hölle] | |
| annehme – in Kombination mit einer anderen Hölle, [3][dem Berliner Verkehr | |
| nämlich] –, dann vergesse ich kurz den Alltag. Ich bin dann nicht mehr | |
| einfach nur auf dem Weg ins Büro, sondern fühle mich wie ein | |
| aussichtsreicher Verfolger des niederländischen Vorjahressiegers Mathieu | |
| van der Poel. | |
| ## Der Körper vibriert | |
| Das ganze Fahrrad wackelt, mein Körper vibriert, bereits nach wenigen | |
| Sekunden drohen die Hände taub zu werden. Hört man ganz genau hin, klingen | |
| die Reifen auf den Steinen fast wie das Getrappel von Pferdehufen. | |
| Gedanklich bin ich dann im Wald von Arenberg, einem der bekanntesten | |
| Abschnitte der Rennstrecke. | |
| Über 2,3 Kilometer führt dort besonders holpriges Kopfsteinpflaster leicht | |
| abschüssig durch einen Laubwald, für den Ausgang des Rennens ist dieser | |
| Abschnitt oft entscheidend. Das Hauptfeld mit mehr als 100 Profis fährt von | |
| einer breiten Straße auf den engen Waldweg, Reifen platzen, Schlüsselbeine | |
| brechen. Wer Pech hat, hat unweit des ehemaligen Bergbauorts Wallers schon | |
| verloren. | |
| So schicksalhaft ist mein Weg zur Arbeit nicht. Selbst platte Reifen | |
| passieren eher selten. Umso mehr können wir Amateur:innen diese kurzen | |
| Momente der durchgerüttelten Lebendigkeit genießen. Wer [4][den Radsport] | |
| nicht liebt, weicht auf den Gehweg aus. | |
| 13 Apr 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Yannik Achternbosch | |
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