# taz.de -- Bäume und politische Farblehre: Sogar der Wald wird immer rechter | |
> Eine neue Waldinventur in Brandenburg zeigt: Die Blautanne ist auf dem | |
> Vormarsch. Teile der AfD feiern dies als Ende der „Brandmauer im Wald“. | |
Bild: Geheime „Umwaldung“: Der in der Nazi-Zeit gepflanzte „Swastika-Wald… | |
Berlin taz | Eine außerordentliche Waldinventur könnte den Wald in | |
Brandenburg in ein anderes Licht rücken. Zum Stichtag 31. März, so lautet | |
das überraschende Ergebnis der Erhebung, hat der Anteil der Kiefern in den | |
1,1 Millionen Hektar Wald zwischen Elbe und Oder dramatisch abgenommen und | |
liegt nun nur noch knapp über 50 Prozent. Deutlich zugenommen hat dagegen | |
der Bestand an Blautannen. Sie machen inzwischen 32 Prozent der | |
Brandenburger Wälder aus. | |
Bislang galt die Mark als Land der stramm stehenden Kiefernforste. Bei der | |
vorherigen [1][Waldinventur 2015] betrug der Anteil der schnellwachsenden | |
und in der Holzindustrie beliebten Kiefern satte 70 Prozent. Weit | |
abgeschlagen folgten Eichen (6,7 Prozent) und Buchen (3,3 Prozent). Die | |
Blautanne wurde damals noch nicht gemessen. | |
In andern Bundesländern Ostdeutschlands war sie dagegen schon vor zehn | |
Jahren im Anmarsch. Gleichzeitig war der Anteil der Kiefern dort seinerzeit | |
deutlich niedriger als in Brandenburg. In Sachsen-Anhalt betrug er 43 | |
Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern 37 Prozent und in Sachsen 28 Prozent. | |
Bestand schon damals ein Zusammenhang zwischen der Verteilung von Baumarten | |
und den Wahlergebnissen der AfD, die [2][in Sachsen schon 2019] auf 27,5 | |
Prozent gekommen war? Das entsprach in etwa auch dem damaligen Anteil der | |
sächsischen Blautannen, Nordmanntannen und Deutschen Eichen. | |
In Brandenburg haben Förster vor allem in der Uckermark und in der Lausitz | |
in den vergangenen Jahren mit Blautannen aufgeforstet, geht aus der | |
jüngsten Erhebung hervor. „Sie hat ihren Ruf als beliebter Weihnachtsbaum | |
abgestreift und spielt nun auch im Waldbau eine bedeutende Rolle“, sagt | |
Prenzlaus Stadtförster Florentius Dauergrün der taz. | |
## „Keine Brandmauer mehr“ | |
Auch im Waldumbau spielt Abies nobilis neben der Eiche inzwischen eine | |
große Rolle. Das ergab die Zählung, die Landwirtschaftsministerin Hanka | |
Mittelstädt (SPD) vorgestellt hat. Den Antrag auf die außerordentliche | |
Inventur hatten die Fraktionen von AfD und BSW kurz nach den Landtagswahlen | |
am 22. September 2024 durchgesetzt. | |
„Im Brandenburger Wald gibt es keine Brandmauer mehr“, freute sich die | |
AfD-Abgeordnete Kathleen Muxel über das Ergebnis der Waldzählung. „Die | |
Blautanne wird auch künftig eine führende Rolle beim Waldumbau spielen.“ | |
Als waldpolitische Sprecherin ihrer Fraktion hatte Muxel bis dahin vor | |
allem mit Anfragen zum Holzdiebstahl von sich reden gemacht. Der | |
BSW-Abgeordnete Sven Hornauf aus Frankfurt (Oder) begrüßte es unterdessen, | |
dass auch die sibirische Lärche auf dem Vormarsch sei. | |
Dem Loblied der in weiten Teilen gesichert rechtsextremen Partei auf die | |
Blautanne widersprach umgehend in einer Pressemitteilung das | |
[3][Landeskompetenzzentrum Forst in Eberswalde (LFE)]. „Blautannen sind als | |
nicht gebietsheimische Gehölze in der Brandenburger Waldgesellschaft mit | |
Vorsicht zu behandeln.“ | |
Nach Recherchen des Nabu waren es vor allem Förster privater Waldbesitzer, | |
die in ihren Beständen Blautannen gepflanzt haben. „Offenbar sind diese | |
Pflanzungen weniger forstlich begründet als vielmehr ein politisches | |
Statement“, kommentierte Nabu-Chef Björn Ellner. Der Wald dürfe nicht | |
politisiert werden, sonst würden bald je nach politischen Mehrheiten nur | |
noch Rotbuchen, Schwarzkiefern, Grün-Erlen und Sibirische Lärchen in | |
Brandenburg gepflanzt werden. „Stattdessen müssen wir die | |
Ökosystemleistungen des Waldes besser würdigen“, betonte Ellner. | |
## Invasiv im „deutschen“ Wald | |
Dass der Wald längst ein Politikum ist, zeigt allerdings auch eine heftige | |
Debatte, die in der AfD-Fraktion über die Blautanne ausgebrochen ist. „Der | |
deutsche Weihnachtsbaum ist endlich auch im Wald angekommen“, freute sich | |
Muxel über das Ergebnis der von ihr und dem BSW beantragten Inventur. | |
Ganz anders argumentiert der völkische Flügel der Partei. „Nicht heimische | |
Baumarten haben im deutschen Wald nichts zu suchen“, sagte der Lausitzer | |
Abgeordnete Michael Hanko. Er kündigte auch an, ein Bündnis mit dem LFE | |
schmieden zu wollen, um stärker auf heimische Baumarten zu setzen. „Wir | |
müssen die Versuche der Umwaldung genauso konsequent bekämpfen wie die | |
Umvolkung“, so Hanko. | |
Mit einem zweiten Antrag war die AfD allerdings vor Kurzem im Potsdamer | |
Landtag gescheitert. Die Abgeordnete Muxel hatte gefordert, die | |
Baumartenmischungstabelle des Landesbetriebes Forst neu aufzustellen. Ihr | |
Ziel: Neben den Blautannen sollten im Brandenburger Wald künftig auch | |
Deutsche Eichen und Nordmanntannen eine größere Rolle spielen. | |
Überschrieben war der Antrag mit „Alternative für den deutschen Wald“. | |
„Einen solchen alternativen Wald hatten wir in der Geschichte schon | |
einmal“, wandte Nabu-Chef Björn Ellner ein. Er verwies auf den | |
[4][Hakenkreuzwald bei Zernikow in der Uckermark]. Dort hatten Förster 1938 | |
100 bis 140 Lärchen in Form eines Hakenkreuzes gepflanzt. | |
Erst 1992 war das Vermächtnis des „Tausendjährigen Reichs“ entdeckt worde… | |
beim Überfliegen der Wälder infolge einer Waldinventur. | |
Update: Bei diesem Text handelt es sich natürlich um einen Aprilscherz. – | |
d. Red. | |
1 Apr 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://forst.brandenburg.de/sixcms/media.php/9/LWI_Broschuere2015.pdf | |
[2] https://wahlen.sachsen.de/landtagswahl-2019-wahlergebnisse.php | |
[3] https://forst.brandenburg.de/lfb/de/ueber-uns/landeskompetenzzentrum-lfe/ | |
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Hakenkreuzwald_bei_Zernikow | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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