# taz.de -- Konzertempfehlungen für Berlin: Ganz schnell und ganz ruhig | |
> Diese Woche macht einer der flinksten Pianisten der Welt von sich hören, | |
> und das Weltgehirn hilft durch rasenden Stillstand bei der Entspannung. | |
Bild: World Brain ist das Soloprojekt von Lucas Chantre | |
Rasch, rascher, am raschesten: Laut eigenem Bekunden ist der aus der | |
Ukraine stammende Pianist Lubomyr Melnyk der schnellste Pianist der Welt. | |
Seine Stream-of-notes-Musik kennt allenfalls rasenden Stillstand, nicht | |
unähnlich der Minimal Music, er selbst wählte einst die Bezeichnung | |
„Continuous Music“ dafür. | |
Am Freitag (28.2., 20 Uhr, 25-33 Euro) ist der heute in Schweden lebende | |
Komponist [1][im HAU1 zu Gast]. Nüchtern geht es bei ihm selten zu, in | |
seine Tonkaskaden mischt sich einiges an emotionalen Wendungen und | |
Spiralen. Wenig ist das alles nicht. | |
Musik aus Zeiten des Umbruchs präsentiert am Mittwoch das Ensemble La | |
Venexiana unter Leitung von Gabriele Palomba. Rugiadose dolcezze heißt das | |
Programm mit Vokalmusik an der Schwelle zum Barock mit späten Madrigalen | |
von Claudio Monteverdi und Werken jüngerer Komponisten dieser Zeit wie | |
Tarquinio Merula, Alessandro Grandi und Giovanni Antonio Rigatti. | |
Statt komplexer Mehstimmigkeit setzte sich damals ein oft einstimmiger | |
Gesangsstil durch. Statt meditativer Gleichförmigkeit kam fortan Dramatik | |
ins Spiel. Die Oper lässst grüßen ([2][Pierre Boulez Saal], 4.3., 19.30 | |
Uhr, 10-55 Euro). | |
Am Mittwoch (5.2., 20 Uhr, 19 Euro) lädt dann das Weltgehirn in die | |
[3][Kantine am Berghain]. Und das sollte man besser nicht ausschlagen. | |
World Brain ist das Soloprojekt von Lucas Chantre, der ebenfalls zur | |
bemerkenswerten Band Fenster gehört. | |
Mittlerweile zwei Alben gibt es schon von World Brain, eines schöner, | |
zarter, entspannter und netzaffiner als das andere. Chantre selbst | |
beschreibt seine Mischung aus verträumtem Pop, Yacht Rock und dezentem Jazz | |
als „musique about wifi and luv“. | |
Dinge, die man dieser Tage braucht. „Open Source“ nennt sich seine jüngste | |
Platte. Das geht in vielerlei Hinsicht ganz fantastisch auf. Man muss es | |
hören, um es zu glauben. | |
28 Feb 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.hebbel-am-ufer.de/programm/pdetail/lubomyr-melnyk-konzert | |
[2] https://www.boulezsaal.de/de/event/la-venexiana-400109 | |
[3] https://www.berghain.berlin/de/event/79723/ | |
## AUTOREN | |
Tim Caspar Boehme | |
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