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# taz.de -- Wenn Gangster Gangster überfallen: Pochendes Unbehagen
> In „Dope Thief“ auf Apple TV+ werden zwei Kleinkriminelle zur
> Zielscheibe. Eine Serie, die Nerven fordert – und starke weibliche
> Charaktere bietet.
Bild: Marin Ireland glänzt als Undercover-Polizistin
Drogengangster können es sich selten erlauben, mit einer Waffe an ihrem
Kopf auf ihre Rechte zu bestehen. Das macht das Geschäftsmodell von Ray
([1][Brian Tyree Henry]) und Manny ([2][Wagner Moura]) zu einem nahezu
unantastbaren Betrug: In gefälschter Kleidung der Drug Enforcement
Administration, kurz DEA, stürmen die beiden private Drogenlabore in
Philadelphia, plündern sie unter dem Vorwand einer Razzia und zeigen sich
den Gangstern gegenüber gnädig. Die wiederum sind einfach nur froh, nicht
erschossen oder verhaftet worden zu sein, und alle sind zufrieden – bis
eines Tages nichts nach Plan läuft.
So steigt die neue Apple TV+-Serie „Dope Thief“, basierend auf [3][Dennis
Tafoyas] gleichnamigem Roman, ein und lässt die Zuschauerschaft in einem
Strudel aus Düsternis und Drogenhölle versinken.
Ray und Manny sind so professionell in ihrem Geschäft, wie sie es als
Kriminelle eben sein können: Sie haben ein eingeübtes Vorgehen, klare
Prinzipien und bezeichnen sich selbst als Robin Hoods der Unterwelt
Philadelphias. Bei einem Einsatz allerdings kommt es zu Toten, und die
beiden sind von nun an auf der Flucht vor den brutalsten und
skrupellosesten Drogenbossen der ganzen Ostküste, während sich die Schlinge
um ihren Hals unerbittlich weiter zuzieht.
An Gewaltszenen wird dabei nicht gespart, explizite Exekutionen und
brutalste Folterungen muss die Zuschauerschaft ertragen können. Besonders
gelungen ist die Darstellung der US-amerikanischen Drogenrealität: Die
generationale Weitergabe von Sucht- und Gewaltverhalten wird am Verhältnis
von Ray und seinem Vater illustriert, die zerstörerische Macht von Drogen
genauso aufgezeigt wie ein Schmerz, der ohne Betäubung kaum zu bewältigen
scheint.
## Die echte DEA
Henry und Moura spielen die unfreiwilligen Gangster, die eigentlich Träume
von Familienleben und Eigenheim hatten, mit Hingabe und Feingefühl.
Besonders Henry kann in „Dope Thief“ das Vermächtnis seiner legendären
Rolle des Rappers Paper Boiin der Serie „Atlanta“, wegweisend für eine
politisch involvierte und genauso lustige wie tragische Darstellung von
Rassismus auf den Fernsehbildschirmen, fortsetzen: Etwa, wenn er nach einem
Überfall auf eine jugendliche Drogenbande mit PoC-Mitgliedern feststellt,
im Grunde habe er ihnen geholfen, von nun an vorsichtiger zu sein – die
echte DEA hätte sie schließlich wirklich erschossen – und das pochende
Unbehagen zurückbleibt, dass diese Logik nicht völlig von der Hand zu
weisen scheint.
Die exquisite Besetzung der Serie, die von den beiderseits oscarnominierten
Stars Ridley Scott und Peter Craig realisiert wurde, hört beim weiblichen
Cast nicht auf: [4][Marin Ireland] glänzt als Undercover-Polizistin, Kate
Mulgrew als Rays Ziehmutter. Beide Frauenfiguren kontrastieren dabei in
ihrem angstfreien und pragmatischen Sein die männliche Unterwelt und bieten
der Gewalt der Männer die Stirn. Gut schlafen wird nach „Dope Thief“ wohl
niemand.
Wer allerdings emotionale Kapazität für ein herausforderndes und mitunter
schwer zu ertragendes Drogenspektakel hat, wird mit einem Brian Tyree
Henry, der alle anderen an die Wand spielt, belohnt – und mit Figuren,
deren Schattenseiten so sanft gezeichnet sind, dass man manchmal den
Übergang von Licht und Dunkel kaum mehr erkennt.
13 Mar 2025
## LINKS
[1] /Actionkomoedie-Bullet-Train-im-Kino/!5868084
[2] /Spielfilm-Civil-War-im-Kino/!6001976
[3] https://www.dennistafoya.com/
[4] https://www.imdb.com/de/name/nm1677477/?reasonForLanguagePrompt=browser_hea…
## AUTOREN
Marie-Sofia Trautmann
## TAGS
TV-Serien
Drogenhandel
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Amsterdam
Drogen
Kolumne Latin Affairs
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