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# taz.de -- Tesla kaufen? No way!: Den Oligarchen ausbremsen
> In den USA rufen Menschen zum Boykott von Tesla-Autos auf. Richtig so,
> denn jeder Kauf unterstützt das rechtsextreme Projekt von Elon Musk.
Bild: Kumait Jaroje auf seinem Tesla. Weil er für sein Auto angefeindet wird, …
Die Frage nach der persönlichen [1][Verantwortung beim Konsum] begleitet
das Zeitalter von Green- und Pinkwashing auf Schritt und Tritt. Darf ich
noch bei Amazon bestellen? Ist Fleischessen okay? Soll ich noch nach Malle
in den Urlaub fliegen? Man denke an die Auswirkungen.
Ständig versuchen mir Leute zu erzählen, warum ich dies, das oder jenes
nicht darf, weil nicht fair, nicht nachhaltig oder nicht politisch korrekt.
Da denkt man sich doch: Wenn ich alles richtig machen will, müsste ich
eigentlich ohne Strom in einer Hütte im Wald leben – und das kann ja nicht
die Lösung sein.
Am Mittwoch tat Donald Trump seinem Buddy Elon Musk einen großen Gefallen.
Der US-Präsident zeigte sich gemeinsam mit dem Tesla-Chef vorm Weißen Haus
in einem roten Model S und verwandelte dessen Vorplatz in einen Showroom
für Musks Elektrofahrzeuge. Zuvor hatte Trump angekündigt, sich einen Tesla
zu kaufen. Angesichts der erschreckenden Entwicklungen der
US-amerikansichen Demokratie in Richtung einer Zwei-Mann-Boygroup fragen
sich viele: [2][Kann ich mir überhaupt noch einen Tesla kaufen?]
Nun kann nicht jede Verantwortung für das Handeln von verrückten
Milliardären [3][auf den individuellen Konsum abgewälzt] werden. Gewisse
Grenzen müssen wir dennoch ziehen. Ein wichtiger Unterschied zwischen dem
T-Shirt bei Primark und dem Kauf eines Teslas: Kleidung ist ein
menschliches Grundbedürfnis, auf ein Model Y für 45.000 Euro kann man
hingegen gut verzichten. Wer wenig Geld hat, dem fehlt oft die Wahl für die
moralische Variante. Beim Kauf eines Mittelklassewagens jedoch kann ich
mich durchaus dagegen entscheiden, einen größenwahnsinnigen Libertären zu
unterstützen, der in der Öffentlichkeit den Hitlergruß zeigt.
## Einschüchterung von kranken Angestellten
Damit kommen wir zum nächsten Punkt: Musk – unter anderem wegen seiner
Tesla-Aktien reichster Mensch der Welt – ist aus vielen Gründen zu
kritisieren. Nicht nur ist er ein schlechter Arbeitgeber, um es freundlich
auszudrücken, Unterwerfung der Gewerkschaften, schlechte Bezahlung und
Einschüchterung von kranken Angestellten kommen gratis dazu.
In Tesla-Werken gibt es immer wieder massive Umweltbedenken, wie etwa in
der Gigafactory im brandenburgischen Grünheide. Vor allem aber verfügt er
als Leiter der US-Behörde für Regierungseffizienz (Doge) und Besitzer von X
(ehemals Twitter) über eine immense politische Macht, die er ohne seinen
Reichtum nicht hätte.
Musk wettert auf seiner Plattform gegen trans Menschen, verbreitet
antisemitische Verschwörungsmythen und gibt der AfD Wahlkampfhilfe. Er ist
im Doge auch verantwortlich für den Kahlschlag in den amerikanischen
Sozialsystemen, die beinahe vollständige Einstellung der
US-Entwicklungshilfe und führt einen Feldzug gegen die „woken“
Wissenschaften im Land. Der Tesla-Chef macht das, was ihm selbst am meisten
nützt. Er treibt den Umbau der USA zu einer noch stärkeren Oligarchie
voran, als sie es ohnehin bereits sind.
Das sehen viele amerikanische Bürgerinnen und Bürger ähnlich. Seit einiger
Zeit regt sich Protest gegen den heimlichen Co-Präsidenten. Unter anderem
Menschen, die selbst einen Tesla besitzen, gehen auf die Straße und fordern
andere auf, ihr „Swasticar“ zu verkaufen – ein Verweis auf Musks
rechtsextreme Tendenzen. Die Boykottaufrufe scheinen schon zu wirken: Am
Montag waren die Tesla-Aktien in der Spitze um knapp 15 Prozent
eingebrochen, im vergangenen Monat sogar um knapp 33 Prozent. Das hat zwar
auch andere Gründe, wie etwa Konkurrenz aus China, dennoch senden die
Proteste ein wichtiges Signal in Richtung Investor:innen.
Es gibt Gründe dafür, die Rettung des Planeten und der Demokratie nicht auf
Individuen abzuwälzen. Bei der Produktion von Kleidung oder Lebensmitteln
braucht es internationale Standards für Umweltschutz und
Arbeitsbedingungen. Wenn sich Individuen wie Musk jedoch erhaben über jede
Regulierung fühlen, ist es an uns, dem etwas entgegenzusetzen. Ein Boykott
von Tesla fordert keine großen Opfer, fügt andererseits aber Trumps
Chefoligarchen erheblichen Schaden zu.
Wer einen Tesla kauft, unterstützt Musks politisches Projekt. Wenn es eine
Grenze gibt, ab der jeder Einzelne für die Auswirkung unseres Konsums
verantwortlich ist, dann verläuft sie spätestens hier.
13 Mar 2025
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## AUTOREN
Fabian Schroer
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