# taz.de -- Gesundheitsförderung in Schweden: Sexkauf auf Staatskosten | |
> Schwedische Staatsbedienstete könnten sich mithilfe einer App bezahlten | |
> Sex erschlichen haben. Nun fallen Thai-Massage-Salons unter | |
> Generalverdacht. | |
Bild: Unerwünschte Sexualisierung der Thaimassage | |
Härnösand taz | Man stelle sich vor, Männer lassen sich den Besuch bei | |
einer Prostituierten von ihrem kommunalen Arbeitgeber finanzieren, also mit | |
Steuergeldern. Das wäre auch in Deutschland skandalös. In Schweden kommt | |
bei diesem Verdacht erschwerend hinzu, dass der Kauf von sexuellen Diensten | |
dort [1][seit Jahrzehnten strafbar] ist. | |
Was ist da los in Schweden? Und warum stehen jetzt Thaimassagesalons unter | |
Generalverdacht? | |
Zuerst hatte der öffentlich-rechtliche Radiokanal P4 berichtet, wie leicht | |
es sei, steuerfreie Arbeitgeberzuschüsse für Gesundheitsförderung auf | |
unzulässige Weise zu nutzen. | |
Von 100 Gesundheits- und Körperpflegesalons, die P4 kontaktierte, war | |
demnach die Hälfte gerne bereit, eine falsche Quittung auszustellen. | |
Fußpflege etwa ist für Personal, das im Job viel steht und geht, als | |
vorbeugende Maßnahme anerkannt. Steht Fußpflege auf dem Zettel, kann mit | |
einer App bezahlt werden, die inzwischen ein Drittel der Kommunen zur | |
Verwaltung ihrer Fitnesszuschüsse nutzt. Ob man sich in Wirklichkeit die | |
Fingernägel hat machen lassen, weiß ja dann keiner. | |
## Unerwünschte Sexualisierung von Thaimassage | |
Der Chef der App reagierte mit Bedauern – manche angeschlossenen Anbieter | |
müssten wohl besser kontrolliert werden. Kurz danach informierte P4 die | |
Öffentlichkeit auch noch darüber, dass in der App 21 Salons für | |
Thaimassagen gelistet sind, die in Urteilen und polizeilichen Ermittlungen | |
wegen versteckter Prostitution auftauchen. | |
Ein Ermittler der Polizei zitiert laut dem Bericht höhnische Äußerungen von | |
Sexkäufern in Chats, nach dem Motto: Wie schön, dass man sich den | |
[2][Prostituiertenbesuch] von der öffentlichen Hand als Gesundheitsvorsorge | |
erstatten lassen kann. | |
Natürlich, Prostitution gibt es trotz Sexkaufverbots in Schweden. In den | |
vergangenen Jahren nahmen Verdachtsfälle und Urteile gegen | |
Thaimassagesalons zu. Leidtragende unter anderem: die große Mehrheit der | |
seriösen Anbieter – sie müssen sich mit [3][unerwünschter Sexualisierung | |
ihres Handwerks] auseinandersetzen. Schon 2023 berichtete eine Betreiberin | |
dem schwedischen Rundfunk, wie wütend sie sei über die eindeutigen Anfragen | |
vieler Männer. Sie stellte ein Schild auf: „Alle Versuche, Sex zu kaufen, | |
werden der Polizei gemeldet.“ | |
Am Dienstag entschied die besagte App für Fitnesszuschüsse nun auch noch, | |
Thaimassagesalons vorerst ganz aus dem Angebot zu streichen. „Ungerecht“, | |
so lautet es seitdem aus betroffenen Salons im ganzen Land. Eine Sprecherin | |
des Projekts „RespektThai“, das sich gegen die Sexualisierung und der | |
Belästigung von Frauen in der Branche engagiert, äußerte gegenüber P4 zwar | |
Verständnis dafür, dass man gegen unseriöse Anbieter vorgehen wolle. Diese | |
Entscheidung treffe nun aber auch seriöse Kunden und Unternehmen. | |
7 Mar 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Prostitutionsgesetz-in-Schweden/!5046429 | |
[2] /Umgang-mit-Sexarbeit/!6035612 | |
[3] https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2025/01/berlin-thai-massage-salon-sex… | |
## AUTOREN | |
Anne Diekhoff | |
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