| # taz.de -- Comic-Star Lorenzo Mattotti in Hamburg: Einer, der das Licht liebt | |
| > Nix da mit „Zack! und „Peng!“: Comiczeichner-Star Lorenzo Mattotti ist | |
| > ein Innovateur des Genres und zu Gast bei den Hamburger | |
| > Graphic-Novel-Tagen. | |
| Bild: Dramaturgie der Farben auch im Trickfilm: „Königreich der Bären“ (2… | |
| Hamburg taz | Das helle Azurblau des Hintergrunds bringt das Goldgelb der | |
| Kleidung der Figur im Vordergrund erst so richtig zum Leuchten: ein | |
| Sonnenuntergang in der Toskana. Dabei zeigt die Szene einen Hafen – den in | |
| Hamburg vielleicht? Dort nämlich hing das Bild 1993 in der Speicherstadt, | |
| neben weiteren von [1][Lorenzo Mattott]i. | |
| Die Ausstellung trug den Titel „Alleinsein“ und präsentierte neben | |
| Comic-Auszügen auch Illustrationen, die Mattotti zu diesem Thema für die | |
| Süddeutsche Zeitung angefertigt hatte. Komplementäre Farb-Dramen ziehen | |
| sich durch die damals ausgestellten Werke, immer wieder erzeugt das Blau, | |
| manchmal auch Türkis, einen Kontrast zu den Gelb-Orange-Brauntönen, dazu | |
| kommt eine starke Hell-Dunkel-Dramatik. | |
| Vor 17 Jahren wurde Lorenzo Mattotti einmal gefragt, [2][wie er zu seiner | |
| typischen Farbwelt gekommen sei]. „Ich glaube das alles kommt von meiner | |
| Liebe zum Licht“, sagte Mattotti damals, „und meiner Verehrung für die | |
| italienischen Maler.“ Der selbst in Brescia in der Lombardei geborene | |
| Künstler hat seine Heimat vor etwa 20 Jahren verlassen, er lebt heute in | |
| Paris. Inzwischen hat er viele Techniken und Stile praktiziert, sich mit | |
| zahlreichen Themen befasst. Doch er scheint weiterhin aus den Eindrücken | |
| seiner Kindheit und Jugend zu schöpfen. | |
| Das Besondere an der Ausstellung 1993 war, dass sie Teil des Hamburger | |
| Spektakels „Am Anfang war der Strich“ war, einer großangelegten | |
| Comic-Schau, die den damaligen state of the art abzubilden versuchte. Die | |
| Werke wurden dem Genre Comic zugeordnet – dabei enthielten sie fast keines | |
| der traditionellen Elemente eines klassischen Comics mehr. Es gab kaum | |
| Sprechblasen, keinerlei Onomatopoesie („Bumm!“, „Zack!“, „Peng!“), … | |
| Bewegung signalisierenden Speedlines, noch nicht einmal deutliche Konturen. | |
| Aber die da zu sehenden Arbeiten erzählten Geschichten mittels sequentiell | |
| angeordneter Felder auf Panels – zu Malerei gewordene Comics. | |
| Mattotti gehörte damals zur Avantgarde des Comics, was sein zuerst 1985 und | |
| 1991 dann auch in Deutschland erschienener Band „Feuer“ auch dem | |
| erweiterten Kreis von Grafik-Nerds klargemacht haben muss. Damals war er | |
| Ende 20, hatte gerade Architektur studiert. | |
| Heute hat sich allgemein der Begriff „Graphic Novel“ durchgesetzt für das, | |
| was Mattotti macht. Der ist inzwischen 71 Jahre alt, mit Preisen überhäuft, | |
| vielfach und weltweit ausgestellt worden und hat sein Können in Genres wie | |
| Mode-Illustration, Bühnenbild, Plakatkunst oder Kinderbuch gezeigt. | |
| Mattotti ist bekannt für seine Virtuosität mit analogen Techniken, arbeitet | |
| mit Pastellfarben und Kreiden, zeigt die Pracht, die in Buntstiften steckt, | |
| und versteht sich auf fließende bewegte Linien, auch in Schwarz auf Weiß. | |
| Er versteht es, aus einem Felsen oder einem Baum ein Spektakel zu machen | |
| allein durch Linienführung und Farbdramaturgie. Seine Figuren stilisiert er | |
| in dem Maße, dass sie sich einem formalen Rhythmus anpassen zu scheinen. | |
| Das Ergebnis ist fast immer hoch ästhetisch und verheißt dabei Tiefe. | |
| Mattottis Themen sind Menschen im Kontext ihrer Umgebung, aber auch ihr | |
| Inneres, Bewegung, Einsamkeit. Er sagte einmal, dass er selbst in der | |
| Fremde wenig sozial agiere, sondern allein beobachte, wie sich die Menschen | |
| in der Umgebung bewegen würden. Er setzt sie in Beziehung zu dem, was sie | |
| umgibt: Architektur, Landschaft, Räume. | |
| 2021 brachte er [3][seinen ersten Animationsfilm heraus, „Königreich der | |
| Bären“] (auf DVD erhältlich bei Weltkino, Leipzig.) 2023/24 verantwortete | |
| er Teile des Bühnenbildes sowie die Plakate zu einer Produktion von | |
| Engelbert Humperdincks „Hänsel und Gretel“ an der Oper von Dijons. Und wer | |
| durfte wohl das Plakat gestalten, als [4][Italien 2024 Gastland der | |
| Frankfurter Buchmesse] war? | |
| Bei allem Experiment ist bei Mattotti immer etwas Einzigartiges zu | |
| erkennen, seit den 1980er-Jahren. „Unverwechselbarer Stil“ ist denn auch | |
| der Abend überschrieben, bei dem er nun in Hamburg auf seinen Berliner | |
| Zeichnerkollegen Mawil trifft. | |
| 4 Mar 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Ausstellung-im-Cartoonmuseum-Basel/!5471876 | |
| [2] https://cafebabel.com/de/article/lorenzo-mattotti-immer-offen-fur-alles-ble… | |
| [3] /Trickfilm-Koenigreich-der-Baeren-auf-DVD/!5764317 | |
| [4] /Italienische-Comicneuheiten/!6041889 | |
| ## AUTOREN | |
| Imke Staats | |
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