Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Rechte Drohbriefe in Schleswig-Holstein: Gerüstet gegen die „Stu…
> In Schleswig-Holstein kursieren anonyme Drohbriefe der „Sturmfront“ mit
> Maschinengewehr und AfD-Logos. Die Empfänger:innen lassen sich nicht
> einschüchtern.
Bild: Lasse Petersdotter, Grüner Fraktionsvorsitzender in Schleswig-Holstein, …
Hamburg taz | Drei Logos prangen auf den Briefen, die derzeit in
Schleswig-Holstein kursieren. In dem Land zwischen Nord- und Ostsee hat die
„Sturmfront Schleswig-Holstein“ Drohschreiben an verschiedene Personen
verschickt. Darin heißt es: „Es ist an der Zeit: Das Volk will sich nicht
mehr durch Lügen zu Klimawandel und Migration gängeln lassen.“ Und weiter:
„Fühlen Sie sich nirgendwo sicher“. Ein Maschinengewehr, das Logo der AfD
und das der Landvolkbewegung zieren das DIN-A4-Schreiben.
„Die Intention ist offensichtlich“, sagt Lasse Petersdotter. Der
Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag betont gegenüber der taz: „Ich
lasse mich nicht einschüchtern“. Die verwendeten Logos seien professionell
gesetzt. Das Symbol der Landvolkbewegung – eine schwarze Fahne mit weißem
Pflug und rotem Schwert – stamme aus den 1920er Jahren und zeuge von
historischem Traditionswissen. In der Weimarer Republik organisierte die
Bewegung Steuerboykotte und verübte Sprengstoffanschläge. [1][Auch bei den
Bauernprotesten gegen die Ampel-Regierung] tauchte das Symbol auf. Der oder
die Absender hätten sich Mühe gemacht, sagt Petersdotter.
Ein Schreiben von der „Sturmfront“, die sich im Brief weiter als
„patriotischer Untergrund der AfD mit Unterstützung der Bauernschaft“
bezeichnet, erhielt auch [2][Serpil Midyatli]. Die SPD-Fraktionsvorsitzende
im Landtag warnt, wie Petersdotter, seit Langem vor einem Rechtsruck in
Schleswig-Holstein. Einschüchtern lässt sie sich nicht. Der Brief sei nicht
die erste Drohung. Beide Politiker haben Anzeige erstattet und die
Schreiben den Ermittlungsbehörden übergeben. Auch der NDR
Schleswig-Holstein erhielt ein ähnlich formuliertes Schreiben.
In der vergangenen Woche erreichte ein Drohbrief der „Sturmfront“ ebenso
Steffen Paar, Propst des Kirchenkreises Rantzau-Münsterdorf. Die Drohung
richtete sich auch gegen seinen Ehemann. Beide leben offen homosexuell und
engagieren sich gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. In dem
Schreiben heißt es nicht nur wie in den anderen Briefen: „Wir wissen wo Sie
(…) wohnen“, sondern es wird sich zudem beklagt, dass die Kirche das Volk
durch Homosexuelle gängele.
## AfD will mit nichts zu tun haben
Die individuelle Anpassung der Texte verstärkt den Eindruck gezielter
Bedrohung. [3][Paar machte die Bedrohung öffentlich] und antwortete:
„Schade, dass Ihr zu feige gewesen seid, Euren Namen zu nennen“. Weiter
schrieb er: „Migrant:innen werden als Ursache vieler Probleme ausgemacht.
Je härter die Wortwahl und die Maßnahmen, umso besser scheint man sich zu
fühlen. Ihr als Briefeschreibende wollt unser Land reinigen.Von ihnen. Von
uns“.
Paar und sein Partner wollen nicht nachgeben: „Mein Mann und ich sind
achtsam. Angst haben wir keine“. Die AfD möge „mit diesem Brief nichts zu
tun haben“, so Paar. „Doch Vertreter:innen dieser Partei schaffen mit
ihren Äußerungen und ihrem Handeln den Nährboden dafür“.
Die AfD reagierte prompt. Bundesgeschäftsführer Hans-Holger Malcomeß
distanzierte sich von den Schreiben. Auf der Website des Landesverbands
erklärte die Partei: „Die AfD hat damit, wie leicht erkennbar, nichts zu
tun. Selbstverständlich erfolgte die Logonutzung ohne unser Wissen und
unsere Zustimmung“. Gleichzeitig schließt die AfD nicht aus, dass „dritte
Seiten“ die Briefe bewusst einsetzen könnten, um der Partei „im Wahlkampf
zu schaden“.
Eine False-Flag-Operation? Dem Verfassungsschutz liegen bisher keine
Erkenntnisse zur „Sturmfront“ vor. Diese sei im Norden bisher nicht
öffentlich in Erscheinung getreten, sagt auch Torsten Nagel vom Regionalen
Beratungsteam gegen Rechtsextremismus zur taz. „Ob Einzelperson oder
Gruppe, die Drohschreiben verbreiten Hass und Terror und phantasieren eine
unmittelbar bevorstehende Machtergreifung des ‚Volkes‘ herbei“, sagt er. …
betont, dass die AfD mit ihrer Rhetorik und ihrem Handeln ein Klima
schaffe, das sich gegen Migrant:innen, LGBTIQ+, Grüne und
Antirechts-Engagierte richte. „Auch ein Einzelner, aufgehetzt durch die
gesellschaftliche Stimmung, kann seinen Worten Taten folgen lassen“.
17 Feb 2025
## LINKS
[1] /Rechte-Symbolik-bei-Bauernprotesten/!5982308
[2] /Politikerinnen-ueber-Diversitaet/!6003523
[3] https://www.instagram.com/p/DF7zO2YNNpL/?utm_source=ig_web_copy_link&ig…
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Briefe
AfD Schleswig-Holstein
Grüne Schleswig-Holstein
Schleswig-Holstein
GNS
Schwerpunkt Islamistischer Terror
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Migration
Pfarrer
## ARTIKEL ZUM THEMA
Mutmaßlicher Anschlagsplan: „Sprengstoffverdächtiger Gegenstand“ in Potsd…
Die Polizei bei der Durchsuchung einer Wohnung möglicherweise Sprengstoff
entdeckt. Der Einsatz erfolgt nach der Festnahme eines 18-jährigen, der
einen politisch motivierten Anschlag geplant haben soll.
Überraschung bei U18-Wahl: Die Linke ist stärkste Kraft
Bei der U18-Wahl stimmten 20,8 Prozent der Jugendlichen für die Linke. Die
AfD landet bei nur 15,5 Prozent – hinter SPD und Union.
Kiel will Migrant*innen zur Wahl bewegen: „Ihre Stimme zählt“
Im Wahlkampf kümmert sich kaum jemand um Menschen mit Migrationsgeschichte.
Über den Versuch, es im migrantisch geprägten Kiel-Gaarden anders zu
machen.
Rechter Terror in Itzehoe: Geistlicher erhält Drohbrief mit AfD-Logo
Propst Steffen Paar hat einen Drohbrief von der „Sturmfront
Schleswig-Holstein“ bekommen. Er engagiert sich gegen rechts. Auch sein
Mann wird bedroht.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.