# taz.de -- Brände in Los Angeles: Klimawandel als Brandförderer | |
> Die verheerenden Brände in Kalifornien wurden durch den Klimawandel | |
> wahrscheinlicher. Das zeigt eine Schnellanalyse, die auch in die Zukunft | |
> schaut. | |
Bild: Untersuchungen im Pacific-Palisades-Viertel von Los Angeles nach den Brä… | |
London dpa | Mehrere [1][verheerende Großbrände] haben Anfang des Jahres im | |
Großraum Los Angeles gewütet, bislang 29 Menschenleben gefordert und mehr | |
als 16.000 Gebäude zerstört. Die Schnellanalyse einer internationalen | |
Forschungsgruppe kommt nun zu dem Schluss, dass der menschengemachte | |
[2][Klimawandel] zur Intensität und zur Wahrscheinlichkeit dieser Brände | |
beigetragen hat. | |
## Trockene Winde aus den Bergen | |
Dabei sind Waldbrände grundsätzlich kein ungewöhnliches Phänomen für die | |
Ökosysteme in der Region. Normalerweise haben diese von Juli bis September | |
Saison, also im Sommer, wenn eine niedrige Luftfeuchtigkeit und hohe | |
Temperaturen herrschen und es nur wenig Niederschläge gibt. Einige der | |
zerstörerischsten Feuer fanden allerdings bereits in früheren Jahren im | |
Herbst und frühen Winter statt, wenn die Santa-Ana-Windsaison einsetzt. | |
Diese trockenen Winde treten an der südkalifornischen Küste auf, wenn die | |
Luft von den Bergen im Landesinneren in Richtung Küste strömt. | |
Da es in dem US-Bundesstaat von Oktober bis Dezember typischerweise mehr | |
regnet, stellen die Santa-Ana-Winde eigentlich keine große Gefahr für die | |
Ausbreitung von Waldbränden dar. Nicht so dieses Mal, wie die | |
Schnellanalyse der Wissenschaftler-Initiative World Weather Attribution | |
(WWA) am Imperial College London herausarbeitet: So habe die Region seit | |
Mai 2024 keine signifikanten Regenfälle erlebt. | |
## Verwundbarkeit einer Region | |
Das 32-köpfige Forschungsteam nutzte den Fire Weather Index | |
(Feuerwetterindex), der meteorologische Informationen etwa zur Temperatur | |
und Windgeschwindigkeit berücksichtigt, um die Wetterbedingungen zu | |
charakterisieren, die Einfluss auf die Größe der Waldbrände haben können. | |
Es untersuchte auch die Dürrebedingungen in den Monaten vor den Bränden und | |
verglich diese mit ähnlichen Mustern aus den letzten sieben Jahrzehnten. | |
Simulationen halfen, die Auswirkungen des Klimawandels auf das Ausmaß der | |
Brände in der Region zu verstehen. | |
Die Ergebnisse zeigen, dass die Bedingungen, die den Feuerwetterindex | |
bestimmen, extremer geworden sind. Im heutigen Klima mit einer globalen | |
Erwärmung von 1,3 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit seien | |
die Bedingungen für solch große Brände um 35 Prozent wahrscheinlicher und | |
um 6 Prozent intensiver. Dieser Trend habe sich in den letzten Jahrzehnten | |
beschleunigt. | |
Wenn die Erwärmung 2,6 Grad Celsius erreiche, was bis 2100 erwartet werde, | |
würden diese Bedingungen um weitere 35 Prozent wahrscheinlicher. Die | |
Niederschlagsarmut von Oktober bis Dezember 2024 habe die Vegetation | |
austrocknen lassen, die dann als Brennstoff wirkte. Mit der derzeitigen | |
Erderwärmung treten ähnliche Trockenzeiten der Analyse zufolge alle 20 | |
Jahre auf und sind damit 2,4-mal wahrscheinlicher als in einem | |
vorindustriellen Klima. | |
Die Trockenzeit in Südkalifornien habe sich durch den Klimawandel um 23 | |
Tage verlängert. Dadurch überschneide sich die Zeit, in der trockenes | |
Pflanzenmaterial als Brennstoff zur Verfügung stehe, mit der | |
Santa-Ana-Windsaison. Nach zwei sehr feuchten Wintern 2022/23 und 2023/24 | |
sei reichlich Pflanzenmaterial vorhanden gewesen, da die Niederschläge | |
dieser Winter das Wachstum von Gras und Sträuchern gefördert hätten. | |
## Wahrscheinlichkeit steigt | |
Wie die Forschungsgruppe selbst schreibt, seien die einzelnen Ergebnisse | |
dieser Analysen zwar mit einer gewissen Unsicherheit behaftet, wiesen aber | |
in dieselbe Richtung: Der Klimawandel habe die Wahrscheinlichkeit der | |
Brände erhöht. | |
Zudem hätten die Feuer die Verwundbarkeit der Region deutlich gemacht. Die | |
durch sehr starke Santa-Ana-Winde angetriebenen Brände hätten zu | |
chaotischen Bedingungen geführt und die Feuerwehrleute überfordert. | |
Das Forschungsteam formuliert basierend auf seiner Analyse mehrere | |
Forderungen: So brauche es eine verbesserte Wasserinfrastruktur. Die Brände | |
zeigten Schwächen in der Wasserversorgung auf, die nicht für großflächige | |
Feuer ausgelegt sei. Außerdem seien strengere Bauvorschriften nötig. | |
Insbesondere in Hochrisikozonen müssten Brandschutzmaßnahmen wie | |
Vegetationsmanagement verstärkt werden. Darüber hinaus brauche es mehr | |
Anpassung und Klimaschutz: strategische Investitionen in die | |
Katastrophenvorsorge und den Ausbau erneuerbarer Energien. | |
## „Eine gefährlichere Zukunft“ | |
Roop Singh vom Klimazentrum des Roten Kreuzes bilanziert: „Eine tödliche | |
Kombination von Faktoren kam zusammen, um diesen Waldbrand in eine | |
Katastrophe zu verwandeln.“ Der Klimawandel habe den Boden bereitet und | |
dazu beigetragen, dass die Hügel rund um Los Angeles staubtrocken geworden | |
seien. „Doch die orkanartigen Santa-Ana-Winde, die rasche Ausbreitung der | |
Brände in städtische Gebiete und ein überlastetes Wassersystem machten die | |
Eindämmung der Brände extrem schwierig“, so Singh in einer Mitteilung zur | |
Analyse. | |
Die ebenfalls an der Analyse beteiligte Klimawissenschaftlerin und | |
WWA-Mitbegründerin Friederike Otto zieht einen größeren Rahmen: „Im Jahr | |
2025 stehen die Staats- und Regierungschefs der Welt vor der gleichen | |
Entscheidung: entweder weiter Öl, Gas und Kohle zu bohren und zu verbrennen | |
und immer gefährlichere Wetterbedingungen zu erleben oder auf erneuerbare | |
Energien umzusteigen, um eine sicherere und gerechtere Welt zu schaffen.“ | |
„Attributionsstudien sind ein wertvolles Instrument, um zu bewerten, wie | |
der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit oder Intensität von Bedingungen | |
beeinflusst, die Waldbrände begünstigen“, kommentierte Yoshi Maezumi vom | |
Max-Planck-Institut für Geoanthropologie in Jena. Dazu zählten | |
beispielsweise langanhaltende Trockenheit, extreme Hitze und niedrige | |
Luftfeuchtigkeit. | |
„Einzelne Brandereignisse – wie die in Südkalifornien – können jedoch n… | |
vollständig auf den Klimawandel zurückgeführt werden, da Zündquellen – oft | |
Menschen – und lokale Faktoren wie zum Beispiel die Topografie eine | |
entscheidende Rolle spielen“, ergänzte die Forscherin. „Nichtsdestotrotz | |
gibt es deutliche Hinweise darauf, dass der Klimawandel das ‚Feuerwetter‘ | |
weltweit verschärft hat, wobei längere Brandsaisons und extremere | |
Bedingungen in vielen Regionen immer häufiger auftreten.“ | |
29 Jan 2025 | |
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