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# taz.de -- Roland Kaiser ist fürs Gendern: Schlagersänger ist gegen die AfD
> Roland Kaiser erlaubt sich eines: Er positioniert sich. Er bleibt
> weitherin stabil gegen Rechts und erkennt an: „Es gibt eben nicht nur
> Mann und Frau.“
Bild: Roland Kaiser bei einer Spendengala
Berlin taz | Roland Kaiser kann sich was erlauben. Mit bald 75 Jahren
blickt er auf ein fast monströs erfolgreiches Berufsleben: ein Schlager-
und Popsänger, ein Mann, ähnlich sakrosankt wie in Frankreich einst Gilbert
Bécaud. Mit frischem Gemüt singt er weiterhin in den allergrößten Arenen.
Am Dresdner Elbufer feiert er jedes Jahr eine mehrtägige Party, die man
beinahe als Anti-AfD-Event begreifen kann. Denn der bekennende
Sozialdemokrat seit Urzeiten verkörpert das Gegenteil aller linken
Klischees über miefigen Schlager: „Sieben Fässer Wein“, [1][„Santa Mari…
„Schachmatt“ oder „Warum hast du nicht nein gesagt“ (mit Maite Kelly) s…
eben nur ein karger Ausschnitt seines Werkes. Dazu kommen auch „Achtung und
Respekt“ – einmal als Songtitel, einmal als Lebenseinstellung.
In einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung äußerte Roland Kaiser sich
so nun zum Gendern: [2][„Es gibt eben nicht nur Mann und Frau]. Punkt.
Menschen sind offensichtlich vielschichtiger und haben entsprechend
vielschichtige Gefühle und Bedürfnisse – und die müssen wir zulassen. Auch
sprachlich.“ Er selbst spreche nicht mit Glottisschlag, aber er
respektiere, wenn es andere anders tun: „Ich war immer überzeugt, dass die
Freiheit eines Menschen erst dort endet, wo die Freiheit eines anderen
beginnt. Warum sollte es mich eigentlich stören, wenn sich jemand als
dieses oder jenes identifiziert? Ist mir doch egal. Jeder Jeck ist anders.
Ende des Berichts“, so Kaiser. Soll wohl heißen: Basta.
Diese Coolness sollte nicht erstaunen – denn vom gebürtigen (West-)Berliner
muss man genau so viel Verständnis für den Wandel erwarten. Nicht eifernd
oder belehrend, frei von Bitterkeit oder Verzweiflung darüber, dass die
Zeiten sich ändern, ähnelt er mit seinen Aussagen jener deutschen Mitte,
die der Soziologe Steffen Mau in Deutschland weiterhin als stilprägend
erkennt.
Aber ist Gendern bei jener deutschen Mitte überhaupt noch ein Thema? Ja.
Auch wenn das unter tosenderen Differenzen unterzugehen droht. Donald Trump
erließ zuletzt ein aufgeladenes Dekret, das zwei, nicht beliebig viele
Geschlechter gesetzlich festlegt.
## Wenigstens ist die Atmosphäre nicht so giftig
Im „Kanzler-Duell“ von ARD/ZDF am Sonntagabend äußerte Friedrich Merz auf
die Frage, wie er das Dekret empfinde: Das sei „eine Entscheidung, die ich
verstehen kann“. SPD-Mann Olaf Scholz erwiderte: „Ich halte das für
unangemessen. Jeder Mensch soll so glücklich sein, wie er glücklich sein
möchte.“ Und: Er erinnere sich an eine Frau, die sich als „Maurer“
bezeichnete, das fand er selbst auch gut, ja, sympathisch.
[3][Wenigstens ist die Atmosphäre in Deutschland nicht so giftig] angejazzt
wie in den USA – und Sänger Roland Kaiser setzt gewohnt souverän den
richtigen Ton, indem er eben sagt, jeder oder jede möge das so halten, wie
er oder sie(*) es will. Seine Fans werden die Aussagen des „Kaisers“
nehmen, wie sie sind: Ist nur eine Facette im Leben, muss man nicht so hoch
hängen, davon geht die Welt nicht unter.
Es ist für MusikerInnen im Marktsegment des German Pop (also: Schlager)
nicht so einfach, sich politisch zu positionieren: Sie wollen nicht anecken
bei ihren vermutet eher konservativ bis reaktionären Fans. Wahrscheinlich
ist das eine Fehlannahme. Jedenfalls hatte sich Roland Kaiser in der
jüngeren Vergangenheit mehrfach gegen rechte Demos und die AfD
positioniert, besonders in Dresden. Er ist ausdrücklich gegen Hassparolen
und völkisches Gewölk: „Ich hatte das Gefühl, dass man das Bild, das eine
laute Minderheit geprägt hat, korrigieren muss. Zugunsten der schweigenden
Mehrheit.“
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels stand, dass
Roland Kaiser sagt, er spreche mit Glottisschlag. Das stimmte nicht. Die
Stelle wurde entsprechend korrigiert.
10 Feb 2025
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## AUTOREN
Jan Feddersen
## TAGS
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Gendern
AfD-Verbot
Roland Kaiser
Schwerpunkt LGBTQIA
Jugoslawien
Gendern
Roland Kaiser
Roland Kaiser
Schlager
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