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# taz.de -- Nur 25 statt bis zu 40 Tage Fahrt: Expressroute für Frachter von C…
> Zum ersten Mal ist ein Schiff der neuen Linie im Tiefwasserhafen in
> Wilhelmshaven eingelaufen. Der Betreiber der unrentablen Anlage schöpft
> Hoffnung.
Bild: Nach 25 Tagen erreichte die „Kawa Ningbo“ Wilhelmshaven
Berlin taz | Er heißt „Kawa Ningbo“ und kann 2.500 Standardcontainer
transportieren – der chinesische Frachter macht nun vielen in Wilhelmshaven
Hoffnung, dass sich der dortige Tiefwasserhafen eines Tages doch noch
rentiert.
Am Freitag kam das Schiff erstmals nach 25 Tagen aus Ningbo, dem weltweit
drittgrößten Containerhafen südlich von Shanghai, im Jadebusen an, einen
Tag früher als geplant. Geladen hatte er Teile für die [1][Batteriefabrik
von CATL und das Autowerk von BYD in Ungarn, die demnächst eröffnet werden
sollen].
Der Start der neuen Expresslinie zwischen Asien und Nordeuropa sei ein
[2][„Meilenstein für die internationale Schifffahrt“], jubelten
Landespolitiker. In China sehen sie den Jadeweserport (JWP) schon als
Endpunkt der neuen „Seidenstraße“. Doch das ist nur Werbelyrik, denn der
Tiefwasserhafen ist nicht Teil der chinesischen Investitionsoffensive mit
neuen Schnellstraßen, Bahnlinien und eben Häfen vor allem auf der
Südhalbkugel, sondern immer noch in deutscher Hand.
Das ist wegen der neuen Weltlage inzwischen wichtig: Das Eingreifen der
Bundesregierung bewirkte 2023, dass der chinesische Staatskonzern Cosco bei
einem Terminal des JWP-Konkurrenten Hamburg nur begrenzt einsteigen durfte.
Damit wurde eine eine Sperrminorität der Chinesen verhindert, die größeren
Einfluss ermöglicht hätte.
## Zuschussgeschäft Wilhelmshaven
Seit seiner Eröffnung vor gut 12 Jahren war in [3][Deutschlands einzigem
Tiefwasser-Containerterminal] nicht viel los. Ob sich der fast eine
Milliarde Euro teure Bau des Hafens für die Länder Bremen und Niedersachsen
gelohnt hat, war lange hochumstritten.
Die Erwartung der Politik war, dass sich die Investition wegen des
boomenden Welthandels rentiert. Begründung: Die riesigen Containerschiffe,
die die Globalisierung bewegen und wie Busse nach einem Fahrplan über die
Ozeane schippern, brauchen bis zu 16,5 Meter Tiefgang – und den bietet in
Deutschland nur der JWP zuverlässig.
Den Hamburger Hafen können die großen Schiffe zum Teil nur teilbeladen oder
bei Flut erreichen. Umweltverbände hatten stets gegen den JWP gekämpft,
weil Bau und Betrieb erhebliche Schäden verursachen. Außerdem wurde der
erhoffte Umschlag von 1 Million Standardcontainern pro Jahr noch nie
erreicht. Der Hafen war ein Zuschussgeschäft. 2023 wurden hier nur gut eine
halbe Million Standardcontainer umgeschlagen, in Hamburg waren es 7,7
Millionen, in Bremerhaven 4,2 Millionen.
Ob sich das nun ändert, ist fraglich. Zwar ist China der zweitwichtigste
Handelspartner für Deutschland und die Expressroute spart Zeit, weil sonst
übliche Zwischenstopps ausgespart werden. Normalerweise brauchen Frachter
auf der vielbefahrenen Route zwischen China und Nordeuropa 30 bis 40 Tage.
Aber noch ist der geplante Umschlag über den JWP gering: Ab dem Sommer
sollen alle 14 Tage Pötte mit bis zu 5.000 Containern zwischen
Wilhelmshaven und Ningbo pendeln. Sie sind klein im Vergleich zu den
größten Containerschiffen, die 400 Meter lang sind und bis zu 24.000 der 6
Meter langen Standardcontainer laden können.
Dennoch hat Wilhelmshaven große Pläne: Die Hafenbetreiber wollen der
Pazifikroute von China an die Ostküste der USA Paroli bieten. Statt
Container durch den Panamakanal nach New York zu schippern, würde dann kurz
im JWP gestoppt. Dann, so der Traum der Niedersachsen, würde Wilhelmshaven
„zum Drehkreuz in der globalen Logistik“.
In einer neueren Version dieses Textes wurde das Einwirken der
Bundesregierung, um eine Sperrminorität des chinesischen Staatskonzerns
Cosco bei einem Containerterminal in Hamburg zu verhindern, präzisiert.
24 Jan 2025
## LINKS
[1] /EU-Hilfen-fuer-Ungarn/!6059457
[2] https://www.mw.niedersachsen.de/startseite/uber_uns/presse/presseinformatio…
[3] /Nationale-Hafenstrategie-beschlossen/!5996536
## AUTOREN
Kai Schöneberg
## TAGS
China
Globalisierung
Wilhelmshaven
Nordsee
Schwerpunkt USA unter Trump
Hamburger Hafen
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