# taz.de -- Blackrock greift nach Panamakanal: Wall Street setzt Trumps Machtpo… | |
> Nach Beschuldigungen der neuen US-Regierung gegen Panama kauft sich der | |
> US-Vermögensverwalter Blackrock zwei Häfen. Der US-Präsident feiert den | |
> Deal. | |
Bild: Cocoli-Schleusen im Panamakanal | |
Berlin taz | Nach militärischen Drohungen der neuen US-Regierung wegen | |
angeblich zu viel Einfluss Chinas beim Panamakanal kauft der | |
US-Finanzinvestor Blackrock zwei Häfen an der künstlichen Wasserstraße. Der | |
Hongkonger Mischkonzern [1][CK Hutchison] kündigte an, die Anlagen an den | |
beiden Mündungen des Kanals und weltweit 41 weitere in 20 Ländern für etwa | |
19 Milliarden US-Dollar an den weltgrößten Vermögensverwalter abzugeben. | |
US-Präsident Donald Trump feierte den Deal bei seiner Rede zur Lage der | |
Nation im US-Kongress nur wenige Stunden später als seinen eigenen Erfolg: | |
„Wir holen uns den Kanal zurück!“, verkündete Trump. „Der Panamakanal w… | |
von Amerikanern für Amerikaner gebaut, nicht für andere“, sagte er. Bei den | |
Arbeiten habe es „enorme Kosten an amerikanischem Blut und Vermögen“ | |
gegeben. 38.000 Arbeiter seien bei dem Bau gestorben, viele davon an | |
Malaria. | |
[2][Laut ExpertInnen lag die Zahl der beim Bau des Kanals gestorbenen | |
US-Amerikaner tatsächlich bei 300 bis 350.] Die USA hatten den Kanal ab dem | |
Ende des 19. Jahrhunderts gebaut und zunächst betrieben. Erst im Jahr 2000 | |
bekam Panama volle Hoheitsrechte über das Gebiet. | |
Dass der konservative Finanzinvestor Blackrock Trumps Machtpolitik umsetze, | |
sei eine „elegante Lösung für eine scheinbar unlösbare Krise“, sagte | |
Benjamin Gedan vom US-Thinktank Wilson Center. Bei einigen HistorikerInnen | |
weckte der Schritt Erinnerungen an die Macht, die die Wall Street einst in | |
Lateinamerika hatte. Das kleine Panama habe gegen Trumps neue | |
America-First-Politik „völlig verloren“, sagte Peter James Hudson, | |
Geschichtsprofessor und Autor eines Buches mit dem Titel „Bankers and | |
Empire: How Wall Street Colonized the Caribbean“ (etwa „Banker und Macht: | |
Wie die Wall Street die Karibik kolonisierte“). | |
## Wichtiger Schlüssel zu globalen Handelsströmen | |
Sechs Prozent des Welthandels passieren die Wasserstraße, die den Seeweg | |
zwischen Atlantik und Pazifik massiv verkürzt. Der Kanal gilt als wichtiger | |
Schlüssel zu den globalen Handelsströmen und ist von entscheidender | |
Bedeutung für den US-Handel, da zwei Drittel der durch den Kanal | |
verschifften Waren in die größte Volkswirtschaft oder aus ihr heraus | |
transportiert werden. Insgesamt 12.000 Schiffe passieren jährlich den | |
Kanal. | |
Trump hatte Panama seit seinem Amtsantritt mehrfach vorgeworfen, die USA | |
mit Gebühren für die Nutzung der Wasserstraße „abzuzocken“. Diese Einnah… | |
lagen zuletzt bei fünf Milliarden US-Dollar, etwa drei Prozent des | |
Bruttoinlandsprodukts des Landes. Trump hatte zudem behauptet, der | |
mittelamerikanische Staat habe die Kontrolle über den Kanal faktisch an | |
China abgegeben. Die USA müssten ihn aber überwachen – notfalls müsse das | |
auch mit Waffengewalt durchgesetzt werden. | |
Eine der ersten Amtshandlungen von US-Außenminister Marco Rubio war Anfang | |
Februar ein Besuch in Panama-Stadt gewesen, um die Ansprüche der USA zu | |
unterstreichen. Wenig später [3][kündigte Panama an, aus Chinas | |
weltumspannenden Infrastrukturprojekt „Neue Seidenstraße“ auszutreten]. In | |
den panamaischen Medien wurde das als „Kniefall vor den USA“ kritisiert. | |
Washington säe mit „verlogenen Äußerungen“ absichtlich Zwietracht zwisch… | |
China und Lateinamerika, ärgerte sich die Regierung in Peking ungewöhnlich | |
deutlich. | |
China engagiert sich stark in der Region. Erst im November war ein Hafen in | |
Peru eröffnet worden, der aus der Volksrepublik finanziert worden war. | |
Bereits 1997 waren die beiden panamaischen Häfen von einer | |
Hutchison-Tochter gekauft worden. Trump hatte immer wieder behauptet, der | |
Hafenbetreiber, der Multimilliardär Li Ka-shing, sei der verlängerte Arm | |
Pekings. | |
## Verkauf unter politischem Druck | |
Die Oberhoheit über die Wasserstraße liegt allerdings in der Hand der | |
panamaischen Kanalverwaltung ACP, die vertraglich zur Neutralität | |
verpflichtet ist. Kurz nach Rubios Besuch in Panama soll Familie Li | |
begonnen haben, nach einem Käufer für seine Hafenbeteiligungen in den USA | |
zu suchen, „weil sie glaubte, unter politischem Druck zu stehen“, | |
[4][schreibt die New York Times]. | |
Das wurde am Mittwoch dementiert. Es gehe um „eine globale Transaktion | |
zwischen privaten Unternehmen“, sagte Panamas Präsident José Rael Mulino | |
zum geopolitischen Aspekt des Hafenverkaufs. [5][Allerdings habe er und | |
wolle auch „keinen Streit über den Kanal mit den USA haben“.] Die | |
Transaktion sei „rein kommerzieller Natur ist und hat nichts mit den | |
jüngsten politischen Nachrichten zu tun“, betonte auch Frank Sixt, | |
Co-Geschäftsführer von CK Hutchison. Von der Transaktion seien | |
Beteiligungen des Konzerns an anderen Häfen wie in Hongkong oder Shenzhen | |
nicht betroffen. | |
5 Mar 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Trumps-Griff-nach-dem-Panamakanal/!6067822 | |
[2] https://www.dw.com/de/faktencheck-donald-trumps-rede-vor-dem-us-kongress/a-… | |
[3] /Handelskonflikt-eskaliert/!6067928 | |
[4] https://www.nytimes.com/2025/03/04/business/blackrock-panama-canal-ports-hu… | |
[5] https://www.prensa.com/mundo/trump-insiste-en-que-buscara-recuperar-el-cana… | |
## AUTOREN | |
Kai Schöneberg | |
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