# taz.de -- Trumps Amtseinführung: Der Geruch von Machtergreifung | |
> Während die anwesenden Demokraten die friedliche Übergabe der Macht | |
> feiern, verkündet Trump in seiner Antrittsrede eine radikale Agenda des | |
> Umsturzes. | |
Bild: Washington, 20. Januar: der frühere US-Präsident Barack Obama bei der A… | |
Donald Trump ist wieder Präsident der Vereinigten Staaten. Zum zweiten Mal | |
hat er am Montag eine Antrittsrede gehalten, und sie überraschte anders als | |
die erste. Damals, 2017, waren viele noch erstaunt, dass Trump auch nach | |
dem Ablegen des Amtseides gar nicht den Versuch unternahm, ein bisschen | |
staatsmännisch zu wirken. Es war damals das erste Anzeichen, dass diese | |
Präsidentschaft etwas Besonderes werden und die Leitplanken der | |
US-amerikanischen Demokratie einem Härtetest unterziehen würde. | |
Damit, dass Trump ein normaler, die Regeln der Demokratie achtender | |
Präsident würde, rechnet inzwischen niemand mehr. Dass Trump allerdings | |
tatsächlich – [1][Stichwort Panamakanal] – ausrufen würde, die USA würden | |
in seiner Amtszeit ihr Territorium vergrößern, war denn doch erstaunlich, | |
auch wenn es in den Ad-hoc-Kommentaren der US-Medien nicht die gebotene | |
Aufmerksamkeit erhielt. | |
Die konkreten Ankündigungen, die Trump machte, waren schon seit Tagen | |
durchgestochen worden: [2][Nationaler Notstand an der Südgrenze], | |
Massenabschiebungen, Ende von Klimaschutz, wahnwitzige Ausweitung der | |
Erdölförderung, „anti-woker“ Kulturkampf von oben, Herstellung von | |
Loyalität in der Verwaltung. [3][Eine radikale Agenda ersten Ranges.] Aber | |
nach acht Jahren Trumpismus ist die Normalisierung des extremistischen | |
Wahnsinns offenbar abgeschlossen. Es regt sich niemand mehr auf. | |
## Einigkeit per Gleichschaltung | |
Wie damals unternahm Trump gar nicht erst den Versuch, Floskeln | |
unterzubringen wie, dass er „der Präsident aller Amerikaner“ sein wolle. Im | |
Gegenteil, seine Rede war eine klare Breitseite an alle, die ihn nicht | |
gewählt haben und politisch woanders stehen. Trotzdem sieht sich Trump als | |
„unifier“, als einer, der Menschen zusammenbringt. Wie er das allerdings | |
meint, sagte er an einer Stelle: Immer mehr Teile der Gesellschaft | |
schlössen sich ihm an und konvertierten zur MAGA-Bewegung – das ist | |
Einigkeit per Gleichschaltung. | |
Der 20. Januar 2025 werde der Tag der Befreiung für die US-Amerikaner sein | |
und die folgenreichste Machtübergabe der US-amerikanischen Geschichte, | |
sagte Trump. Vor acht Jahren wäre das leere Trump-Bombastik gewesen. Heute, | |
angesichts der geballten Milliardärspower, die sich im Kapitol unter einer | |
radikalen Agenda zusammenfand, um ihren Führer zu bejubeln, klingt es nach | |
Machtergreifung. Erst recht verbunden mit dem Kommentar, sowohl die Justiz | |
als auch der Attentäter von Pennsylvania hätten ihm nach Freiheit und Leben | |
getrachtet. Es sei nur der Fügung Gottes zu verdanken, dass er am Leben | |
sei, um Amerika wieder großartig zu machen. | |
Daneben sitzen alle noch lebenden ehemaligen Präsidenten, allesamt | |
überzeugte Trump-Gegner. Sie feiern mit ihrer Anwesenheit die großartige | |
Tradition der zivilen Machtübergabe von einer Regierung zur anderen und | |
sich selbst als überzeugte Demokraten. Das ist ja irgendwie richtig. Aber | |
es fühlt sich unglaublich falsch an. | |
20 Jan 2025 | |
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[1] /Trump-greift-nach-Groenland-und-Panama/!6057272 | |
[2] /Radikale-Republikaner-in-den-USA/!6044386 | |
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## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
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