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# taz.de -- Chemikalien an deutschen Küsten: Greenpeace warnt vor Gefahr im Me…
> An deutschen Küsten finden sich hohe Konzentrationen der sogenannten
> Ewigkeitschemikalien, warnen Umweltschützer. Diese bergen
> Gesundheitsrisiken.
Bild: Probenahme und Analyse von Meeresschaum auf PFAS auf der Insel Sylt
Berlin taz | Besonders beliebt ist er bei kleinen Kindern: der weiße
Meeresschaum am Strand. Die Gischt eignet sich prima als Material für einen
lustigen Bart oder als Dekoration für eine Sandburg. Doch was eigentlich
ein harmloses Gemisch aus Wasser und Luft sein sollte, enthält an
Deutschlands Küsten nach Messungen der Umweltorganisation [1][Greenpeace]
auch gefährliche Chemikalien.
Genauer gesagt handelt es sich um die sogenannten per- und polyfluorierten
Alkylsubstanzen ([2][PFAS]). Die Chemikalien kommen dank wasserabweisender
und hitzebeständiger Eigenschaften in vielen Produkten vor, die im Alltag
genutzt werden. Das gilt etwa für Pfannen, Regenjacken oder
Imprägniersprays. Zu den Besonderheiten der PFAS gehört auch, dass sie
nicht natürlich abbaubar sind, weswegen sie auch „Ewigkeitschemikalien“
genannt werden. Sie reichern sich also nach dem Konsum im menschlichen
Körper an.
Nun haben Forscher von Greenpeace hohe Werte dieser Chemikalien im Schaum
entlang der deutschen Küste nachgewiesen. Sie nahmen Proben auf Nordeney,
Sylt, in Sankt Peter-Ording, Boltenhagen und Kühlungsborn. Das Ergebnis:
Die Konzentration im Meeresschaum war an allen Orten so hoch, dass sie die
Richtlinien für die Konzentration im Trinkwasser um ein Vielfaches
überschreiten.
Gesonderte Vorgaben für Badewasser gibt es in Deutschland nicht. Die
höchsten Werte wurden am Strand von Kühlungsborn gemessen. Hier fanden die
Forscher rund 160.000 Nanogramm PFAS pro Liter. Zum Vergleich: Im deutschen
Trinkwasser sollen ab 2026 höchstens 100 Nanogramm von PFAS pro Liter
vorkommen.
## Gesundheitliche Auswirkungen von PFAS
PFAS stehen stark im Verdacht, negative Auswirkungen auf die menschliche
Gesundheit zu haben. Laut dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative
Erkrankungen ([3][DZNE]) gibt es einen „statistisch signifikanten
Zusammenhang zwischen PFAS im Blut und schädlichen Blutfetten“. Diese sind
mit einem höheren kardiovaskulären Risiko assoziiert, so das DZNE. Der
[4][Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland] berichtet, dass Krebs,
Organschäden und erhöhte Fehlgeburtsraten ebenfalls dokumentierte Folgen
von PFAS sind.
Julios Kontchou, Ökotoxikologe von Greenpeace, kritisiert den deutschen
Umgang mit den PFAS Vorkommen im Meeresschaum. Er sagt: „In Dänemark und
den Niederlanden warnen die Behörden vor dem Kontakt mit Meeresschaum und
erklären, wie man sich nach einem Strandbesuch dekontaminiert. Deutsche
Behörden testen nicht mal offiziell“. Entsprechend fordert er von deutschen
Behörden, darauf hinzuweisen, dass betroffene Körperstellen nach dem
Kontakt mit Meeresschaum mit klarem Wasser abgewaschen werden sollen.
Nicht nur im Meereswasser sind die hohen PFAS-Werte problematisch – auch im
Rhein sind die Chemikalien vermehrt zu finden. Durch industrielle Abwässer
werden PFAS in den Rhein geschwemmt und kommen dann in den Niederlanden an.
Hier müssen sie dann aus dem Wasser gefiltert werden, was für Ärger bei dem
deutschen Nachbarland sorgt. Gerard Stroomberg vom Verband der
niederländischen Flusswasserwerke RIWA-Rijn forderte von der deutschen
Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne), einen Grenzwert von PFAS für
gereinigte Industrieabwässer festzulegen.
3 Feb 2025
## LINKS
[1] https://www.greenpeace.de/publikationen/PFAS_Meeresschaum_Bericht.pdf
[2] /Lobbyschlacht-um-Ewigkeitschemikalien/!6062888
[3] https://www.dzne.de/aktuelles/pressemitteilungen/presse/ewigkeitschemikalie…
[4] https://www.bund.net/service/presse/pressemitteilungen/detail/news/bund-tes…
## AUTOREN
Hobin Aston
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Klimaschutzziele
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