Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Die USA, die Bundestagswahl und der RBB: Trumpeln durch den Porzell…
> Trumps verhießener Friedensplan besteht offenkundig daraus, dass er
> keinen hat. Und der Kanzlerkandidat der Union verunsichert mehr als eine
> Gewalttat.
Bild: Gibt gerne anderen die Schuld: Donald Trump
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Der [1][Wahlkampf] scheint in die
Migrationshysterie einzumünden.
taz: Und was wird besser in dieser?
Küppersbusch: Schaut sie euch genau an.
taz: [2][Nach der tödlichen Messerattacke eines 28-jährigen Afghanen in
Aschaffenburg] verspüren manche in der Öffentlichkeit Unsicherheit. Wie
lassen sich solche Taten vermeiden?
Küppersbusch: Friedrich Merz möchte, auch mit Stimmen der AfD, europäisches
und deutsches Grundrecht brechen. Ehrlich gesagt verunsichert mich das ein
bisschen mehr. Ob ein Psychopath in Münster einen Bulli ins Café lenkt, ein
anderer mit 150 Opfern einen Germanwings-Jet in die Alpen rammt oder noch
einer in Hanau um sich ballert: Ich habe die Forderung noch nicht gehört,
systematisch biodeutsche Nervenpatienten auszuweisen. Es mag
bachblütenesoterisch klingen, hier roten Alarm im Umgang mit seelisch
Kranken zu fordern. Nur ist das deutlich logischer als die grassierende
Herkunftshysterie. Die hat inzwischen pathologische Züge, und es ist halt
tückisch: Wie sollen Psychopathen Psychopathen erkennen?
taz: [3][Donald Trump] gibt Wolodymyr Selenskyj eine Mitschuld am [4][Krieg
gegen die Ukraine]. Hat Trump recht?
Küppersbusch: Trumps verhießener Friedensplan besteht offenkundig daraus,
dass er keinen hat. Und daran sind die anderen schuld. Jetzt droht er Putin
mit Strafzöllen und Sanktionen und will den Preis für russisches Öl
abrauchen lassen. Zugleich schmäht er Selenskyj dafür, dass er ziemlich
genau das getan hat, was die USA von ihm wollten. Kurz: Er trumpelt durch
den Porzellanladen und verkauft die Abraumhalde als genialen Move. Schon
einmal forderten einige Republicans, weitere Ukraine-Hilfen von Neuwahlen
dort abhängig zu machen. Kann wieder kommen.
taz: Mindestens drei bekannte Parteien müssen derzeit fürchten, bei der
Bundestagswahl an der Fünf-Prozent-Hürde zu scheitern. Sollte diese
Regelung reformiert werden?
Küppersbusch: Ja, und wäre die AfD bei 4,9 Prozent, fänden wir die
5-Prozent-Hürde wieder super. Auch die NPD scheiterte mal mit 4,3 Prozent
im Bund. Bei der Linken scheint die Suggestion zu greifen, dass sie es über
die Direktmandate schaffen, in Umfragen klettern sie auf 4 und 5 Prozent.
Heißt: Die Regelung begünstigt regional verankerte Parteien und dimmt
Designprodukte wie BSW. Das Verfassungsgericht hat entschieden, dass beides
nur zusammen gilt: Hürde und die Drei-Grundmandate-Sicherung. Oder wenn,
dann will ich hinter der Hürde auch einen Wassergraben.
taz: [5][Hat Elon Musk den Hitlergruß gezeigt?]
Küppersbusch: Musk grüßte beim AfD-Parteitag „die uralte, Tausende von
Jahren alte deutsche Nation“, die laut Caesar ein „germanischer Stamm sehr
machtvoller Krieger“ seien, leider derzeit mit einem „zu starken Fokus auf
Schuld“, den es zu überwinden gelte. Hitlergruß hin oder her, es ist eine
Frage der Zeit, wann Hitler den Musk-Gruß macht.
taz: [6][Die Gelbhaar-Affäre kam zustande, weil der RBB die Existenz einer
Informantin nicht überprüfte]. Ist die Skandalanstalt noch zu retten?
Küppersbusch: Vorsicht, in der Geschichte ist genug schiefgegangen. Die
Affäre begann, weil Gelbhaar mit unklaren Vorwürfen aus seiner Partei
gemobbt wurde, auf die Landesliste zu verzichten. Die Grünen verabsäumten
eine schnelle Prüfung der Beschuldigungen. Erst danach veröffentlichte der
RBB ein Fiasko von Recherche. Eine Stand heute gefälschte eidesstattliche,
eine gefakete Spielszene, eine nicht existente Zeugin. Das kostete Gelbhaar
auch das Direktmandat. Für die Lesart „toxische grüne Männerhasserin
befeuert öffentlich-rechtliche Ideologieschleuder“ leider ein Homerun. Am
Ende deckte der Tagesspiegel Unwahrheiten allerseits auf. Eine Option wäre,
sich bei den KollegInnen dort zu bedanken und in Demut vor der eigenen Tür
zu kehren. Fällt den Grünen im Wahlkampf erkennbar schwer und ist beim RBB
schon so was wie Folklore.
taz: [7][Vor achtzig Jahren wurde Auschwitz befreit.] Die Gesellschaft
rückt immer weiter nach rechts. Werden bald wieder Deportationszüge durch
Europa rollen?
Küppersbusch: Es ertrinken Menschen im Mittelmeer und in Drittstaaten
werden Lager gebaut. Das Gleiche kann so schlimm sein wie dasselbe. Das
Gedenken, die feierlichen Reden und der ganze „Nie wieder“-Gestus erweisen
sich als bemerkenswert hilflos im Angesicht der Gegenwart. Das ist ein
Schreck – und gut, dass uns der Jahrestag das sagt.
taz: Und was macht der RWE?
Küppersbusch: Führt zum Redaktionsschluss 2:0 gegen Hannover. Ich bin
nervös.
Fragen: Fridolin Haagen, Robert Schwerdtfeger
Friedrich Küppersbusch ist Journalist, Produzent und recherchiert das
lieber nochmal nach
26 Jan 2025
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Bundestagswahl-2025/!t5007549
[2] /Morde-von-Aschaffenburg/!6059650
[3] /Schwerpunkt-USA-unter-Trump/!t5079612
[4] /Schwerpunkt-Krieg-in-der-Ukraine/!t5008150
[5] /Elon-Musks-Hitlergruss/!6060000
[6] /Gruenenpolitiker-Stefan-Gelbhaar/!6059973
[7] /80-Jahre-Befreiung-des-KZ-Auschwitz/!6062698
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
## TAGS
Kolumne Die Woche
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
US-Wahl 2024
Schwerpunkt USA unter Trump
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Kolumne Die Woche
## ARTIKEL ZUM THEMA
Zurück auf Los: Hofnarren und Feigenblätter
Eine Linke ohne Querulanten, Erkenntnisse aus dem TV-Duell und die
Bundestagswahl als Imbissbude für US-amerikanische Rechtsextreme –
Mahlzeit!
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.