# taz.de -- Senegals Linksregierung stellt Pläne vor: Für ein „souveränes�… | |
> Senegals Premierminister Ousmane Sonko will das Land für die nächsten 25 | |
> Jahre umkrempeln. Zu seinen Baustellen gehören auch die Außenbeziehungen. | |
Bild: „Bruch von nie dagewesener Tiefe und Tragweite“: Ousmane Sonko (in We… | |
Accra taz | Es war eine mit Spannung erwartete Rede. Nach mehreren | |
Verschiebungen trat Senegals Premierminister [1][Ousmane Sonko] schließlich | |
am vergangenen Freitag vor das Parlament, um seine Regierungserklärung zu | |
halten. In einem traditionellen weißen Boubou gekleidet, verkündete der | |
Politiker sein „Programm des Bruchs“, um den auf 25 Jahre angelegten | |
Masterplan der Regierungspartei Pastef umzusetzen, der dem | |
westafrikanischen Land eine völlig neue politische Ausrichtung geben soll. | |
[2][Pastef (Afrikanische Patrioten Senegals für Arbeit, Ethik und | |
Brüderlichkeit)] hatte im März mit ihrem Spitzenkandidaten Bassirou Diomaye | |
Faye die [3][Präsidentschaftswahlen] in Senegal mit knapp 55 Prozent | |
[4][gewonnen], vor allem mit den Stimmen der städtischen Jugend, die unter | |
Arbeitslosigkeit und Korruption leidet. | |
Parteigründer Sonko, der wegen Verurteilungen vor Gericht nicht selbst als | |
Präsident kandidieren durfte, wurde Premierminister, aber konnte mangels | |
Parlamentsmehrheit wenig gestalten. Bei [5][vorgezogenen Parlamentswahlen] | |
im November siegte Pastef erneut mit knapp 55 Prozent der Stimmen und hält | |
nun mit 130 von 165 Sitzen eine komfortable absolute Mehrheit. Nun kann | |
Sonko durchregieren. | |
„Es ist zwingend notwendig, einen Bruch von nie dagewesener einer Tiefe und | |
Tragweite zu vollziehen, seit unserer Erlangung der Unabhängigkeit“, | |
leitete Sonko seine Regierungserklärung bedeutungsschwer ein. | |
## Abrechnung mit der alten Regierung | |
Dabei begann der Regierungschef mit einer schonungslosen Abrechnung. Die | |
Prüfung der öffentlichen Finanzen hatte ergeben, dass das Haushaltsdefizit | |
und die Staatsverschuldung unter der ehemaligen Regierung zu niedrig | |
angesetzt waren. Die Offenlegung der neuen Zahlen hatte zur Aussetzung der | |
Finanzhilfen durch den IWF und der Weltbank geführt. Entsprechend kündigte | |
Sonko tiefgreifende Wirtschafts- und Steuerreformen an. | |
So sollen zwar Steuern gesenkt werden, aber die Zahl der Steuerzahler | |
erhöht werden und gegen Steuerhinterziehung vorgegangen werden. Auch sollen | |
bilaterale Abkommen neu verhandelt werden, „wenn diese für uns ungünstig | |
sind“, so Sonko. Ziel sei ein souveränes Senegal mit einer blühenden | |
Wirtschaft. Aufschwung verspricht sich das Land vor allem durch die | |
Förderung der Gasvorkommen vor Senegals Küste. Diese soll 2025 beginnen. | |
Des Weiteren kündigte Sonko eine Überarbeitung des Amnestiegesetzes an. | |
Dieses war am 6. März 2024 unter Ex-Präsident Macky Sall verabschiedet | |
worden. Das Gesetz hatte es ermöglicht, Hunderte Personen freizulassen – | |
darunter auch Ousmane Sonko und Bassirou Diomaye Faye, womit dieser | |
Präsident werden konnte. | |
Doch deckt es auch Verbrechen und Vergehen ab, die zwischen 2021 und 2024 | |
begangen wurden. Darunter die gewaltsame Niederschlagung von Protesten vor | |
den Präsidentschaftswahlen 2024. In den kommenden Wochen soll ein | |
Gesetzesentwurf vorgelegt werden, um die Vorfälle aufzuklären, kündigte | |
Sonko an. „Es geht hier nicht um eine Hexenjagd, und schon gar nicht um | |
Rache. Es geht einfach um Gerechtigkeit“, erklärte er. | |
## Frankreich wird es schwerer haben | |
Zudem bestätigte Sonko die Aussage von Präsident Faye, französische | |
Militärstützpunkte im Land schließen zu wollen, ging jedoch nicht weiter | |
auf die Details ein. Stattdessen bekräftigte er Senegals Absicht, die | |
Zusammenarbeit mit anderen afrikanischen Ländern vertiefen zu wollen. | |
Auch kündigte er das „Prinzip der Gegenseitigkeit“ bei der Erteilung von | |
Visa an, ließ den Zeithorizont jedoch offen. „Gegenseitigkeit“ heißt, dass | |
es beispielsweise für Franzosen in Zukunft genauso schwer wird, nach | |
Senegal zu reisen, wie jetzt schon für Senegalesen nach Frankreich. | |
In Bezug auf [6][die illegale Migration] per Boot, die vor der Küste | |
Senegals immer wieder zu Toten führt, kündigte Sonko an, Partnerschaften | |
für legale Migration fördern zu wollen. Gleichzeitig will die Regierung die | |
Küste stärker kontrollieren, um Menschen davon abzuhalten, den gefährlichen | |
Seeweg nach Europa anzutreten. | |
Mit seiner Grundsatzrede hat Premierminister Ousmane Sonko nicht nur die | |
Richtung für die kommenden Jahre vorgegeben. Es ist eine Vision einer | |
anderen Politik, die auf Wandel, Gerechtigkeit und wirtschaftlicher | |
Souveränität basiert. Das wichtigste Versprechen dabei: Die Verpflichtung | |
zu Wahrheit, Transparenz und einer Regierung, „die dient, anstatt sich zu | |
bedienen“. | |
29 Dec 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Ousmane_Sonko | |
[2] https://pastef.org/ | |
[3] /Praesidentschaftswahl-in-Senegal/!5999966 | |
[4] /Machtwechsel-nach-Wahl-in-Senegal/!5997744 | |
[5] /Parlamentswahlen-in-Senegal/!6047191 | |
[6] /Flucht-und-Bleiben-in-Afrika/!6045563 | |
## AUTOREN | |
Helena Kreiensiek | |
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