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# taz.de -- AfD-Parteitag: Viel Verdrängung und ein Kniefall vor Höcke
> Geschichtsverdrehung und Nationalradikalismus – das war der Parteitag,
> der Alice Weidel zur AfD-Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl kürte.
Bild: Beim Parteitag tobt der Rechtsradikalismus: Alice Weidel vor einem TV-Int…
Die Realität spielt auf einem AfD-Parteitag kaum eine Rolle: Die
Klimakatastrophe existiert nicht, Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine
wird mit keiner Silbe verurteilt, man hört infame revisionistische
Geschichtsverdrehungen. Ein hochrangiger Funktionär bewegte sich im
Beisein mehrerer Journalisten [1][an der Grenze zur Holocaustleugnung]. Der
abgewandelte SA-Spruch „Alice für Deutschland“ ist nun das Wahlkampfmotto
von Alice Weidel.
Was die Delegierten hier interessiert, ist der autoritäre Rückbau der
Gesellschaft. Das einzig Fortschrittliche und Positive an diesem Parteitag
war, dass er trotz Kälte und dem Rückzug in die sächsische Kleinstadt Riesa
mehrere Stunden blockiert wurde. Die gesamtgesellschaftliche Ablehnung
dieser autoritär-nationalradikalen Bewegung war so auch als Widerspruch in
der Parallelrealität der Multifunktionshalle von Riesa zu spüren. Umso
problematischer ist dabei der harte Repressionskurs der Polizei, die mit
unverhältnismäßiger Gewalt knüppelte, pfefferte und sogar einen
[2][parlamentarischen Beobachter der Linken bewusstlos schlug].
Die AfD ist weiter auf einem strammen Radikalkurs. Bei Abstimmungen über
das Familienbild im Wahlprogramm wird da auch schon mal die frisch
gekürte Spitzenkandidatin in Mitleidenschaft gezogen: „Familie ist das,
wo ein Mann und eine Frau gemeinsam Kinder bekommen“, sagte eine
Delegierte, alles andere sei „Gesellschaftsverwahrlosung“. Sie bekam
kräftigen Applaus.
Danach wurde das reaktionäre Familienbild der AfD wiederhergestellt, das
auch die gleichgeschlechtliche Partnerschaft der Spitzenkandidatin explizit
ausschließt, die mit Ehefrau und zwei Kindern in der Schweiz lebt. Im
Programmentwurf des Bundesvorstands waren gleichgeschlechtliche
Lebensmodelle erstmals einbezogen. Doch in Riesa flog das hochkant und
einstimmig aus dem Programm raus. Weidel verließ direkt danach die Halle.
Es war nicht das einzige Zugeständnis, das die Spitzenkandidatin der AfD
diese Woche machen musste. Erst biederte sie sich [3][dem Techmilliardär
und autoritären Verstärker Elon Musk] für die Reichweite an, der weiter
disruptiv in den deutschen Wahlkampf und in liberale Demokratien überall
auf der Welt eingreift. Dann buckelte Weidel in ihrer Rede vor Höcke, lobte
ihn persönlich und baute explizit den völkischen Euphemismus „Remigration“
in ihre auch sonst scharfe Rede ein. Es ist ein antidemokratischer
Kniefall, der vor allem mit Blick auf die hohen Umfragewerte Sorgen macht.
Was erwartet wurde, ist passiert: Nach Trump-Wahl und FPÖ-Sieg setzt sich
auch in der AfD der Weg der maximalen Radikalität durch.
12 Jan 2025
## LINKS
[1] /Weidel-zur-AfD-Kanzlerkandidatin-gewaehlt/!6061592
[2] https://www.n-tv.de/politik/Bei-AfD-Bundesparteitag-Linken-Abgeordneter-Nam…
[3] /Weidel-Musk-Talk-auf-X/!6061470
## AUTOREN
Gareth Joswig
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gesetzt.
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