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# taz.de -- Diskussion nach Silvesternacht: Senat beim Böllern uneins
> Innensenatorin Iris Spranger (SPD) will ein Verbot, Regierungschef Kai
> Wegner (CDU) nicht. Einig sind sie sich nur darin, dass etwas geschehen
> muss.
Bild: Innensenatorin Iris Spranger (SPD) will ein Böllerverbot mit Pyro-Erlaub…
Berlin taz | Der Landesbranddirektor saß mit am Tisch, der
Vize-Polizeipräsident ebenfalls, als der schwarz-rote Senat am
Dienstagvormittag über die Folgen der jüngsten Silvesternacht diskutierte.
Beide legten Zahlen zu Einsätzen, Vorfällen und Verletzten vor, gaben
Einschätzungen ab. Am Ende aber gab es bei den Koalitionspartnern nur
Einigkeit darüber, dass sich etwas ändern soll, nicht aber wie. „So wie es
jetzt ist, kann es nicht bleiben“, beschrieb Innensenatorin Iris Spranger
(SPD) in der anschließenden Pressekonferenz das, was offenbar
Minimalkonsens in der Landesregierung ist. Sie selbst ist für ein
Böllerverbot mit Ausnahmezonen, Regierungschef Kai Wegner (CDU) hingegen
lehnt das ab.
In der Silvesternacht hatte es mehrere gravierende Vorkommnisse mit
Feuerwerkskörpern gegeben. Eine Kugelbombe etwa machte in Schöneberg [1][36
Wohnungen zwischenzeitlich unbewohnbar]. Eine weitere verletzte in Tegel
acht Menschen, darunter einen 7-Jährigen. Er wurde laut Spranger seither
mehrfach operiert und „wird für sein Leben gekennzeichnet sein.“ Bundesweit
starben fünf Menschen.
„Wie viele Tote braucht es, damit umgedacht wird?“, fragte die
Innensenatorin Richtung Journalisten. Sie fordert, dass die Bundesländer
selbst ein grundsätzliches Böllerverbot erlassen und in einigen
„Pyro-Erlaubsniszonen“ Feuerwerk erlauben können. Bundesinnenministerin
Nancy Faeser (SPD) soll sich dafür in einem Telefonat mit Spranger offen
gezeigt haben.
Ablehnung hingegen kam am Dienstagmorgen schon vor der Pressekonferenz von
Brandenburgs Innenministerin Katrin Lange (SPD): [2][Sie lehne ein
generelles Böllerverbot ab], sagte sie am Dienstag im RBB-Inforadio. Sie
sei nicht dafür, „allen etwas zu untersagen, nur weil sich einige nicht an
die Regeln und die Gebote der Vorsicht halten“. Das entspricht der Haltung
von Berlins Regierungschef Wegner.
## Wegner gegen „Scheinlösungen“
Wie sehr er und Spranger im Senat auseinander liegen, wurde bei der
Pressekonferenz auch durch Senatssprecherin Christine Richter deutlich. Die
schaltete sich bei einer eigentlich an Spranger gerichteten Frage ein und
berichtete, Wegner habe vor „Scheinlösungen“ gewarnt, die sich nicht
umsetzen ließen. Voraussetzung für ein Böllerverbot wäre nach ihren Worten
ein Verkaufsverbot. Es sei ein Maßnahmenbündel, über das der Senat nun
weiter diskutiere.
Die oppositionellen Grünen im Abgeordnetenhaus [3][kritisierten die
fehlende Einigung]: „Es ist eine politische Bankrotterklärung des Senats,
dass er nach dem Böllerwahnsinn der Silvesternacht keine gemeinsame
Position zum Böllerverbot vertritt.“
Nach seiner persönlichen Sicht gefragt, sprach sich Landesbranddirektor
Karsten Homrighausen als Berlins oberster Feuerwehrmann im Kern für ein
Verbot aus. Die Gesellschaft solle sich von der vermeintlichen Tradition
des Böllerns verabschieden und die Pyrotechnik in sachkundige Hände legen,
womit er offenbar organisierte Feuerwerke meinte.
Wie die Feuerwehr sprach auch die Polizei von einer „neuen Dimension“ der
Silvesterböllerei. Die Feuerwehr habe zwischen 19 und 6 Uhr 825 Brände
löschen müssen – laut Homrighausen mehr als sonst in einem ganzen Monat.
Die Polizei sprach von 1.400 silvestertypischen Straftaten und 670
Tatverdächtigen. 44 Polizisten seien verletzt worden, einer so schwer, dass
Kollegen ihn zum Schutz in einen benachbarten Spätverkauf hätten bringen
müssen, um dort als Sofortmaßnahme eine Blutung zu stillen. Sieben Tonnen
Pyrotechnik inklusive 20 illegaler Kugelbomben und Munition für
Schreckschusswaffen habe man beschlagnahmt.
7 Jan 2025
## LINKS
[1] /Todesgefahr-durch-Kugelbomben/!6056619
[2] https://www.inforadio.de/rubriken/interviews/2025/01/07/boellerverbot-brand…
[3] https://gruene-fraktion.berlin/pressemitteilungen/boellerverbot-schuetzt-ge…
## AUTOREN
Stefan Alberti
## TAGS
Innensenatorin Iris Spranger
Kai Wegner
Böllerverbot
Silvester
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Silvesterknallerei
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