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# taz.de -- Konzertempfehlungen für Berlin: Der Klang von Wolken und Steinen
> Im KM28 untersucht Alessandro Bosetti die menschliche Stimme, in der
> Philharmonie wird es romantisch, und bei den Biegungen ist Offenheit
> tonangebend.
Bild: Thomas Berghammer, Susanna Gartmayer und Didi Kern bilden das Trio GBK
Wir leben im Zeitalter der Bilder, heißt es. Das mag sein, wie es will,
doch der Klang, mit oder ohne optische Zugabe, bleibt weiter mindestens
genauso wichtig. Die Stimme spielt in diesem Spektrum eine besondere Rolle,
ist sie doch so etwas wie der „Träger“ einer Person. Anonyme Stimmen haben
dadurch etwas Paradoxes: Sie können intim und distanziert zugleich wirken.
Der Komponist Alessandro Bosetti untersucht die menschliche Stimme und ihre
Reproduzierbarkeit in stets neuen Variationen und mit immer wieder neuen
Ansätzen. [1][Für sein Konzert am Sonnabend] (14.12., 20 Uhr) im KM28 hat
er sein Stück „Plane/Talea“ mitgebracht, das kurze und kürzeste menschlic…
Verlautbarungen als polyphones Geflecht über ein Mehrkanal-Tonsystem in
Beziehung zueinander bringt.
Das mag abstrakt klingen, ist es erfahrungsgemäß aber nicht, denn die
Stimmen bleiben als Stimmen „körnig“, werden nicht durch digitale Filter
gejagt und verfremdet. Sie sprechen, aber zu wem eigentlich?
Am Dienstag gibt es im Kammermusiksaal der Philharmonie dann andere Stimmen
zu hören, nämlich die, die der Pianist Alexander Lonquich auf seinem
Instrument hervorbringt. Interessant ist vor allem die Zusammenstellung für
diesen Klavierabend, bei dem Lonquich Werke des im Frühjahr verstorbenen
Komponisten Wolfgang Rihm neben Klaviersonaten an der Schwelle zur Klassik
von Carl Philipp Emanuel Bach, einem Stück des vor 200 Jahren geborenen
Anton Bruckners und „Noveletten“ von Robert Schumann ins Gespräch
miteinander bringt. Der Romantiker Schumann ist mit seinen kurzen
Charakterstücken besonders prominent vertreten (17.12., 20 Uhr, [2][Tickets
kosten 19 bis 41 Euro]).
Scheinbar gegensätzlich geht es am Mittwoch (18.12., 20 Uhr) [3][im Panda
Platforma zu], wo das Trio Cloud and Stone im Schatten des Weihnachtsmarkts
auf dem Gelände der Kulturbrauerei zu Gast ist. Wolken und Steine haben auf
den ersten Eindruck wenig miteinander gemein, doch im Gebirge kann ihr
Aufeinandertreffen mitunter wetterbestimmend sein.
Die Vibrafonistin Taiko Saito, der Saxofonist Alexander Beierbach und die
Bassistin Maike Hilbig werden bei ihrem Konzert höchstwahrscheinlich keine
Niederschläge auslösen, dafür aber wohl in ihrer Begegnung zwischen
verträumt Verschleiertem und zupackend Direktem improvisieren.
Am Freitag (20.12., 20.30 Uhr) lädt dann das Ausland [4][zur letzten
Ausgabe seiner Biegungen] in diesem Jahr. Die Autodidaktin Andrea Ermke
vertritt dabei prominent die Berliner Echtzeitmusik. Mit Mini-Discs
erstellt sie aus Field Recordings und Samples ganz eigene Soundcollagen,
die sich für Hintergrundbeschallung wenig empfehlen.
Weiter geht es an dem Abend mit der Sängerin Saadet Türköz und der
Pianistin Anaïs Tuerlinckx, die als Duo kraftvollen Gesang und nicht minder
kraftvolles, teils bearbeitetes Klavier kombinieren.
Wenn dann noch die GBK, sprich Gleichbehandlungskommission, auf die Bühne
kommt, braucht man keine behördliche Intervention zu fürchten. Vielmehr
haben die Bassklarinettistin Susanna Gartmayer, der Trompeter Thomas
Berghammer und der Schlagzeuger Didi Kern sich einen Spaß mit den
Anfangsbuchstaben ihrer Nachnamen erlaubt. Offenheit ist bei ihnen
tonangebend, selbst Groove ist schon mal erlaubt ([5][Tickets kosten an der
Abendkasse 10 Euro]).
13 Dec 2024
## LINKS
[1] https://www.km28.de/
[2] https://ticket.berliner-philharmoniker.de/karten/webticket/seatmap?eventId=…
[3] https://panda-platforma.berlin/events/cloud-and-stone-pandajazz/
[4] http://ausland.berlin/event/tuerlinckx-tuerkoez-gleichbehandlungskommission…
[5] http://ausland.berlin/program/series/biegungen-im-ausland
## AUTOREN
Tim Caspar Boehme
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