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# taz.de -- Siegesserie von Bayer Leverkusen: Die große Wirtz-Show
> Beim 5:1-Erfolg von Leverkusen gegen den SC Freiburg überragt Florian
> Wirtz alle. Und der FC Bayern hat wieder einen ernsthaften Konkurrenten.
Bild: Auch beim Jubeln virtuos: Florian Wirtz (Mitte) freut sich über seinen T…
Wie ein Magier sah Florian Wirtz wahrlich nicht aus, als er alleine, fast
ein wenig einsam, in die Weihnachtsruhe verschwand. Der wohl
faszinierendste Spieler der Bundesliga trug einen viel zu groß wirkenden
hellblauen Jogginganzug, Oversizestyle, dazu ein schneeweißes
Designertäschchen um die Schulter, die Kapuze des Hoodies tief im Gesicht.
Er erinnerte eher an einen Schlumpf als an einen Sportler, dem zuzutrauen
ist, im kommenden Jahr zum besten Fußballer der Welt zu werden.
Jedenfalls staunen Zuschauer, Mitspieler und Gegner alle paar Tage
gleichermaßen über die Aktionen dieses Künstlers, der ein Getriebener ist
und zugleich ein Arbeiter. „Flo ist Flo“, [1][sagte Trainer Xabi Alonso,]
um zu beschreiben, was sich kaum in Worte fassen lässt. Beim 5:1 (1:0)
gegen den SC Freiburg war es ihm sogar gelungen, den vierfachen Torschützen
Patrik Schick zu überstrahlen. „Ich war wirklich während des Spiels
mehrmals erstaunt“, sagte der Freiburger Stürmer Michael Gregoritsch, als
er nach Wirtz gefragt wurde, „gefühlt macht er, was er will und es
funktioniert; es ist eine Augenweide“.
Jeder Ballkontakt wirkte wie ein neuer unerwarteter Schnörkel eines
Virtuosen. „Wenn man den Fußball liebt und ihm zuschauen kann, dann ist das
unglaublich, wie der Junge mittlerweile spielt, das ist ja Wahnsinn“, sagte
Christian Günter, der Kapitän des SC. Und dieser „unfassbare Spieler“
(Gregoritsch) hat auch noch das Glück, in [2][einer der leistungskulturell
gesündesten Mannschaften] zu spielen, die es derzeit im europäischen
Spitzenfußball gibt. Bayer Leverkusen hat sich während der vergangenen
Wochen abermals zu einem sehr gefährlichen Konkurrenten für Bayern München
im Titelkampf entwickelt und ist vielleicht sogar noch ein Stück variabler
und vielseitiger.
Neun Punkte betrug der Rückstand auf die Bayern nach elf Spieltagen, vier
Partien später sind es nur noch vier Zähler. Zudem haben die Leverkusener
den Tabellenführer auswärts im DFB-Pokal geschlagen. Nach einer schwächeren
Phase im Herbst habe das Team „wieder diesen Biss gefunden, diese Energie,
diesen Siegeswillen“, sagte Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes.
## Neuen Hunger entwickelt
„Am Anfang der Saison war die Euphorie so riesig, da war es vielleicht auch
Kopfsache“, sagte Granit Xhaka. Das Gefühl, mit dem Double etwas
Einzigartiges erreicht zu haben, den ersten Meistertitel für diesen Klub
überhaupt, war nicht immer hilfreich. Alle wussten ja, dass die Erlebnisse
aus der Vorsaison eigentlich nicht übertroffen werden können. „Es ist nicht
so, dass man nicht wollte, aber man konnte nicht immer an Grenzen gehen“,
sagte Xhaka. Irgendwie haben sie es geschafft, einen neuen Hunger zu
entwickeln, angetrieben von Xabi Alonso, der die Dynamiken des Fußballs auf
dem allerhöchsten Niveau versteht und moderiert wie kaum ein anderer
Trainer. Und von Florian Wirtz, dem im Gegensatz zu manchem Kollegen auch
in der Saisonanfangsphase nie die Energie fehlte.
Die Schwärmereien der Beobachter ergänzte Xhaka zum Jahresabschluss noch
mit der Innenperspektive: „In seinem Alter diese Konstanz alle drei Tage
auf diesem Niveau spielen zu können, verdient ganz großen Respekt“, sagte
der erfahrene Schweizer. „Der Junge arbeitet so viel, wenn man ihn jeden
Tag sieht im Training, wie hungrig er ist“, sei imponierend. Der 21-jährige
Nationalspieler, der seinen Vertrag entgegen anderslautender Berichte
(noch) nicht verlängert hat, suche permanent „nach Sachen, die er
verbessern möchte, das Ergebnis sieht man auf dem Platz“, erläuterte Xhaka.
Gegen Freiburg hat Wirtz ein Tor geschossen, drei der vier Schick-Treffer
hat er vorbereitet, außerdem hat er einen Elfmeter erdribbelt, den er dann
selbst verschossen hat. Diesen immer höher fliegenden Spieler haben die
Leverkusener also dem FC Bayern voraus. [3][Granit Xhaka ist der klügste
Taktgeber der Liga,] und Jonathan Tah der souveränste Abwehrchef, und die
Stürmersituation ist ebenfalls vielversprechend: Beim Tabellenführer spielt
Harry Kane, die Leverkusener haben den derzeit verletzten Victor Boniface
und den aufblühenden Schick, der so stark spielt wie nie, seit Alonso sein
Trainer ist. Bayer Leverkusen ist auch ohne den Rausch des Vorjahres zu
einem Team gereift, dem weitere Titel zuzutrauen sind, und das neue Jahr
beginnt mit einem Knall: mit einer Partie bei Borussia Dortmund.
22 Dec 2024
## LINKS
[1] /Leverkusens-Meistertrainer-Xabi-Alonso/!6001982
[2] /Bayer-Leverkusen-nach-dem-Titelgewinn/!6001697
[3] /!6051845/
## AUTOREN
Daniel Theweleit
## TAGS
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