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# taz.de -- Spitzenspiel ohne Spitzenschiedsrichter: VARlässiger Auftritt
> In einer hochklassigen Partie bezwingt Bayer Leverkusen knapp Eintracht
> Frankfurt. Die Debatte über die Schiedsrichter überschattet leider alles.
Bild: Zulässige Schiebung? Hier räumt Edmond Tapsoba Frankfurts Stürmer Hugo…
Fußball ist und bleibt ein Fehlersport, das schließt den Schiedsrichter und
mittlerweile den sogenannten Videoassistenten mit ein. Doch den beiden
Letztgenannten möchte man das am allerwenigsten verzeihen. So war es auch
in [1][Leverkusen] beim Spitzenspiel [2][gegen Eintracht Frankfurt.]
Schiedsrichter Felix Brych und sein Kollege Arne Aarnink hinter dem
Bildschirm wurden unfreiwillig zu den Protagonisten des Nachmittags.
Dabei hätte es in dieser hochdramatischen Partie genug andere
Gesprächsthemen gegeben. Die Widerständigkeit von Eintracht Frankfurt wäre
etwa eines gewesen. In der Nachspielzeit war der Ausgleich zum Greifen
nahe. Hugo Ekitiké hätte den Ball vermeintlich nur noch einköpfen müssen,
wurde jedoch von Gegenspieler Jonathan Tah im entscheidenden Moment
geschubst. „Wenn man die Szene sieht, ist es ein ganz klarer Elfmeter“,
erklärte Eintracht-Trainer Dino Topmöller hernach auf der Pressekonferenz.
Es ist davon auszugehen, dass VAR-Assistent Aarnik und Videoassistent
Günter Perl die Szene mehrere Male unter die Lupe nahmen, nur ein
regelwidriges Verhalten konnten sie erstaunlicherweise nicht erkennen. Der
Elfmeterpfiff blieb aus. Leverkusen rettete seinen knappen Vorsprung über
die verbleibende Nachspielzeit.
Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche war nicht nur wegen dieser Szene
mit der Leistung des Schiedsrichtergespanns unzufrieden: „Am Anfang hat er
viel gepfiffen, dann hat er zwischenzeitlich nichts mehr gepfiffen, also er
hat heute leider nicht so wirklich eine Linie gehabt.“ Leichteste Kontakte
wurden etwa in der ersten Hälfte jeweils mit Elfmetern geahndet.
## Ausgleichende Gerechtigkeit
Es ging gleich in der Anfangsphase los, als der Frankfurter Dina Ebimbe in
der neunten Minute bei einem Klärungsversuch den von hinten ankommenden
Amine Adli traf. Der Elfmeterpfiff folgte prompt. Auf den ersten Blick eine
klare Angelegenheit, doch beim Studium des Videomaterials, welches der
Unparteiische einige Minuten lang betrieb, war keine klare Berührung zu
erkennen. Dennoch blieb es bei der Entscheidung. Als ausgleichende
Gerechtigkeit konnte man den darauffolgenden Fehlschuss von Victor Boniface
empfinden.
Und Kevin Trapp dürfte nicht undankbar dafür gewesen sein, dass er sich auf
diese Weise auszeichnen konnte. Während seiner Verletzungspause war in
Frankfurt [3][eine Torhüterdebatte aufgekommen,] weil der brasilianische
Ersatzkeeper Kauã Santos sich mit spektakulären Paraden für weitere
Einsätze empfohlen hatte.
Den ebenfalls strittigen Elfmeter auf der anderen Seite holte, wie könnte
es anders sein, Omar Marmoush heraus, der in dieser Saison bei nahezu allen
Toren seine Füße oder seinen Kopf im Spiel hat. Lediglich zwei der 14
Frankfurter Tore kamen ohne seine Mithilfe zustande. So verwunderte es
nicht, dass er keine Nerven zeigte und in der 16. Minute die Gästeführung
erzielte. Brych hatte im Übrigen keinen Verstoß gesehen, erst der
[4][Eingriff des VAR] brachte zu dieser frühen Nachmittagszeit schon den
zweiten Elfmeter ein.
## Keine Fehler sind im Fußball nicht möglich
Robert Andrich, der als Übeltäter ausgemacht wurde und sich sowieso redlich
den Ruf des rustikalen Abräumers erarbeitet hat, wurde danach zum Dreh- und
Angelpunkt des Leverkusener Spiels. Die schöne Kombination vor seinem
Ausgleichstreffer initiierte der deutsche Nationalspieler gleich selbst mit
ungewohntem technischen Geschick. Auch einen Pfostenschuss in der zweiten
Hälfte konnte er vorweisen, weil aber sonst nicht viel passierte, holte
Xabi Alonso sein Ass aus dem Ärmel.
Die Einwechslung von Florian Wirtz, der nach seinen Länderspieleinsätzen
leicht angeschlagen zurückgekehrt war, brachte noch einmal eine ganz andere
Dynamik in das Spiel. Eine Hereingabe von ihm verlängerte Trapp unglücklich
mit dem Fuß, Boniface konnte einköpfen und kam so doch noch zu seinem
Treffer. Fußball ist eben ein Fehlersport und unberechenbar. Plötzlich
waren die guten Argumente, die Trapp in der ersten Hälfte für sich
vorgebracht hatte, wieder entkräftet. Ungläubig schüttelte der 34-Jährige
den Kopf, als er die Szene an den Bildschirmen in der Mixed Zone
begutachtete.
Wäre weiter nichts passiert, hätten sich in der Nachbetrachtung die
Scheinwerfer womöglich besonders auf Trapp gerichtet. Am Ende aber wurde
über den ausbleibenden Elfmeterpfiff in der Nachspielzeit diskutiert. Auf
die konkrete Situation angesprochen flüchtete sich Leverkusens Trainer Xabi
Alonso ins Allgemeine: „Mein Wunsch ist es, keine Fehler zu haben, aber das
ist im Fußball nicht möglich, ich akzeptiere die Fehler.“
20 Oct 2024
## LINKS
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## AUTOREN
Fridolin Haagen
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