Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Nach Morddrohungen: Philippinischer Vizepräsidentin Duterte droht …
> Der Machtkampf der beiden Politdynastien Philippiniens hat eine neue
> Stufe erreicht. Gegen Vizepräsidentin Sara Duterte wird nun ermittelt.
Bild: Vizepräsidentin Sara Duterte
Sie drohte, den philippinischen Staatspräsidenten Ferdinand Marcos jr.
umbringen zu lassen. Und sie soll Hunderte Millionen Peso veruntreut haben.
Die Polizei ermittelt gegen die philippinische Vizepräsidentin Sara
Duterte. Einer Anhörung vor der nationalen Ermittlungsbehörde zu den
Morddrohungen ist Duterte am Mittwoch ferngeblieben: Sie rechne nicht mit
fairen Ermittlungen, sagte sie. Laut der Tageszeitung Philippine Daily
Inquirer kündigte die Vizepräsidentin außerdem an, sie plane nicht, das
Land zu verlassen oder sich zu verstecken, falls es einen Haftbefehl gegen
sie geben sollte.
Ganz unverblümt hatte Sara Duterte Ende November erklärt: [1][Sie habe den
Auftrag gegeben,] Präsident Ferdinand Marcos jr., seine Frau Louise Marcos
und seinen Cousin Martin Romualdez ermorden zu lassen – für den Fall, sie
selbst werde ermordet. „Das ist kein Witz“, so Duterte in ihrem Statement
auf Facebook. Romualdez ist Dutertes Konkurrent um die Nachfolge von
Marcos, dessen Amtszeit 2028 endet. Später ruderte sie zurück, sagte, damit
habe sie lediglich Sorgen um ihre eigene Sicherheit zum Ausdruck bringen
wollen.
Neben polizeilichen Ermittlungen brachte ihr das auch zwei
Amtsenthebungsverfahren ein, angestoßen von ehemaligen Regierungsbeamten,
Aktivist:innen und zivilgesellschaftlichen Akteuren. Der politische
Druck auf die 46-Jährige wächst.
„Ihr anhaltender Machtanspruch ist eine Beleidigung für jeden Filipino, der
für gute Regierungsführung und Rechtsstaatlichkeit steht“, sagte Teresita
Quintos Deles, eine der Amtsenthebungsantragssteller:innen. In einer
zweiten Klage, die linke Aktivist:innen einreichten, wird Duterte zudem
der Missbrauch von rund 613 Millionen Peso – knapp 10 Millionen Euro – an
Regierungsgeldern vorgeworfen. Darüber hinaus soll sie
nachrichtendienstliche Mittel missbraucht, eine Untersuchung behindert und
versucht haben, die Unregelmäßigkeiten mithilfe gefälschter Berichte,
Quittungen und Dokumente zu vertuschen.
Sowohl hinter der Vize als auch dem Präsidenten stehen mächtige Familien.
Duterte ist die Tochter des früheren Präsidenten Rodrigo Duterte. Von 2016
bis 2022 war die Rechtsanwältin Bürgermeisterin der Stadt Davao auf den
Philippinen, des Machtzentrums des Duterte-Familienclans. Seit 2022 ist sie
Vizepräsidentin, bis zu ihrem [2][überraschenden Rücktritt im Juni 2024]
war sie außerdem Bildungsministerin im Kabinett Marcos. Marcos wiederum ist
Sohn des früheren Präsidenten und Diktators Ferdinand Marcos, er war von
1965 bis 1986 an der Macht, bis die Philippiner:innen ihn bei der
friedlichen sogenannten Edsa-Revolution stürzten.
Für die [3][Wahl im Jahr 2022] taten sich die Politfamilien in einem
strategischen Bündnis zusammen und erreichten einen Erdrutschsieg. Doch
seit 2023 ist die Einheit am Bröckeln, die Ablehnung eines Geheimetats für
Duterte und eine von Marcos angestrebte Verfassungsreform für ausländische
Investitionen sorgten unter anderem für Konflikte. Hinzu kommen konträre
außenpolitische Ausrichtungen: Während Marcos die Beziehungen zu den USA
wiederbeleben möchte, suchte sein Vorgänger, Dutertes Vater, die Nähe zu
China.
Mit den Amtsenthebungsverfahren wird nun der Kongress zum Schauplatz des
bizarren Machtkampfs der beiden Politdynastien des südostasiatischen
Inselstaates. Dort hat Dutertes Gegner Marcos die Mehrheit. Dass es zu
tatsächlich zu einer Amtsenthebung kommt, ist jedoch nicht ausgemacht. Das
Verfahren dürfte Monate in Anspruch nehmen. Zeit, in der sich die
Abgeordneten auf die Zwischenwahlen im Mai vorbereiten.
11 Dec 2024
## LINKS
[1] /Machtkampf-in-den-Philippinen/!6051050
[2] /Familienclans-auf-den-Philippinen/!6025389
[3] /Praesidentschaftswahl-auf-den-Philippinen/!5850840
## AUTOREN
Amelie Sittenauer
## TAGS
Philippinen
Rodrigo Duterte
Ferdinand Marcos
Morddrohungen
Ermittlungen
Rodrigo Duterte
Sexualisierte Gewalt
Philippinen
Philippinen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Duterte vor Gericht in Den Haag: Angeklagter mit geschlossenen Augen
Dem philippinischen Ex-Präsidenten werden Verbrechen gegen die
Menschlichkeit vorgeworfen. Zum Vortermin des Prozess war er per Video
zugeschaltet.
Aufregung um Sektenführer: „Gottes Sohn“ geht in den Knast
In den Philippinen wurde ein Sektenführer wegen mutmaßlicher Sexualdelikte
festgenommen. Er ist ein guter Freund von Ex-Präsident Rodrigo Duterte.
Familienclans auf den Philippinen: Mächtige Politdynastien im Clinch
Die Familienclans der Dutertes und Marcos' auf den Philippinen waren lange
Zeit miteinander verbündet. Nun sind sie zu erbitterten Gegnern geworden.
Maoistische Guerilla auf den Philippinen: „Gigant der Linken“ stirbt im Exil
Der philippinische Maoistenführer José Maria Sison ist tot. Die Regierung
in Manila hofft nun auf ein Ende des kommunistischen Aufstands.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.