# taz.de -- Trinkwasserhygiene: Die Wasserleitung ist ein Biotop | |
> Tausende Kleintiere leben in unseren Hähnen und im Leitungsnetz. Ein | |
> Problem für die Hygiene sind sie aber nicht. | |
Bild: Aus dem Hahn kommt nicht nur Wasser. Die Leitung ist auch Lebensraum für… | |
Karlsruhe dpa | Ruderfußkrebse, Wasserasseln und Borstenwürmer: Die Rohre, | |
durch die [1][Trinkwasser] zu den Wasserhähnen fließt, sind auch ein | |
Lebensraum für zahlreiche kleine Tiere. „Im sauberen, klaren Bergbach leben | |
auch Organismen. Das Trinkwassernetz ist ebenfalls ein Ökosystem, aber eben | |
ein künstlicher Lebensraum“, sagt Wasser-Mikrobiologe Michael Hügler auf | |
dpa-Anfrage. Am Sonntag war der Tag der Trinkwasserhygiene. | |
Diese Kleinstlebewesen stellten kein hygienisches Problem dar, betont er. | |
Im Gegenteil: In dem Lebensraum tummelten sich viele nützliche Bakterien, | |
die einen Biofilm auf den Rohrleitungen bildeten. Durch diesen Biofilm | |
könnten sich schädliche Bakterien wie Krankenhauskeime nicht ansiedeln, | |
erklärt Hügler, der beim Technologiezentrum Wasser (TZW) in Karlsruhe | |
arbeitet. | |
An den Hausanschlüssen gibt es mechanisch wirkende Filter, welche Partikel | |
wie Rost und auch die Kleinstlebewesen zurückhalten, sodass sie nicht aus | |
dem Wasserhahn sprudeln. Grundsätzlich aber könne man die Kleintiere nicht | |
aus dem Netz entfernen, erklärt Hügler. „Die kommen auch im Grundwasser | |
vor, sind natürliche Bewohner dort, und werden mit eingetragen.“ Das Netz | |
sei kein steriles oder hermetisch abgeriegeltes System, auch bei größter | |
Sorgfalt seien die Lebewesen vorhanden. | |
Vor einigen Jahren nahm ein Team um Günter Gunkel von der Technischen | |
Universität (TU) Berlin mehr als 1.000 Hydranten-Proben aus dem | |
europäischen Tiefland, um das [2][Wasser] auf kleine wirbellose Tiere zu | |
untersuchen. Dabei sind in nahezu allen Proben irgendwelche Tierchen | |
gefunden worden, am häufigsten die bis 1,1 Zentimeter großen Wasserasseln | |
und bis 4 Zentimeter großen Borstenwürmer. Ab und an waren auch | |
Höhlenflohkrebse dabei, Ruderfußkrebse, Höhlenasseln, Springschwänze, | |
Gnitzen oder Posthörnchenschnecken. | |
## Normalerweise keine größeren Populationen | |
Da das Nahrungsangebot für diese Wirbellose aber klein ist, ist ihre Dichte | |
gering, sie bauen normalerweise keine größeren Populationen auf. „Aufgrund | |
der geringen Größe und der geringen Dichte werden die Tiere daher meist | |
weder vom Betriebspersonal der [3][Wasserversorger] noch von den | |
Trinkwasserkonsumenten bemerkt“, heißt es in einem DVGW-Arbeitsblatt dazu. | |
1 Dec 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Industrie-und-Grundwasser-in-Brandenburg/!6030046 | |
[2] /Bericht-der-Europaeischen-Umweltagentur/!6043210 | |
[3] /Bericht-der-Weltwetterorganisation/!6040963 | |
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