# taz.de -- Verheerende Waldbrände: 60 Tage nationaler Notstand | |
> Ecuador steckt wegen der Dürre in einer Energiekrise. Und in bedeutenden | |
> Nationalparks brennt der Wald. | |
Bild: Feuerwehrleute kämpfen gegen die Flammen im El Cajas National Park im No… | |
Während sich die Industriestaaten auf der [1][Weltklimakonferenz in Baku] | |
darüber streiten, wer nun wie viel Geld für Klimaschutz- und -anpassung an | |
Entwicklungsländer zahlt, herrscht in [2][Ecuador] seit Montag ein | |
nationaler Notstand, der zunächst 60 Tage dauern soll. Ausgerufen hat ihn | |
der Präsident des kleinen südamerikanischen Entwicklungslandes, Daniel | |
Noboa. Er reagierte damit auf die seit Monaten anhaltende Dürre und die | |
dadurch provozierten [3][verheerenden Waldbrände] im Süden des Landes. | |
Nach Angaben des Nationalen Sekretariats für Risikomanagement (SNGR) haben | |
die Feuer innerhalb von zehn Tagen mehr als 3.500 Hektar Wald in den | |
südlichen Provinzen Azuay und Loja verwüstet. Das entspricht etwa einem | |
Prozent der Fläche des Saarlands. In anderen Quellen ist von mehr als 5.000 | |
Hektar die Rede. | |
Die am schlimmsten betroffene Gegend ist der Nationalpark El Cajas, der | |
nach dem Galapagos-Nationalpark das am zweitbesten geschützte Reservat | |
Ecuadors ist. El Cajas liegt im Nebelwald in der Provinz Azuay, auf | |
zwischen 3.000 bis 4.000 Metern Höhe und ist normalerweise für seine vielen | |
Wasserquellen bekannt. Inzwischen ist das Feuer im Nationalpark dem SNGR | |
zufolge unter Kontrolle, aber noch nicht vollständig gelöscht. | |
„Wir erleben einen wahren Notstand, der als schlimmste Umweltkatastrophe | |
aller Zeiten im Kanton Cuenca eingestuft wird und Schutzgebiete und den | |
Cajas-Nationalpark gefährdet“, sagt Sixto Heras, Chef der Feuerwehr in | |
Cuenca der nationalen Zeitung Extra. Cuenca ist die Hauptstadt Azuays und | |
die drittgrößte Stadt Ecuadors. Seit sechs Monaten kämpften die | |
Brandschützer bereits mit schlimmen Feuern, aber im November habe sich die | |
Situation noch einmal verschärft. | |
## Brände in zwei Nationalparks | |
Neben El Cajas bedrohen die Waldbrände auch den Podocarpus-Nationalpark in | |
der Provinz Lojas. Beide Schutzgebiete gehören zu den größten Reservoirs | |
der Artenvielfalt im Süden Ecuadors. Hier leben etwa der gefährdete | |
Andenkondor oder der vom Aussterben bedrohte Bergtapir. | |
Die Waldbrände haben auch wirtschaftliche und soziale Folgen. Jimmy Toledo | |
zufolge, der Präsident des Gemeinderats von San Pedro de Vilcabamba in der | |
Provinz Loja ist, belaufen sich die Verluste auf mehr als drei Millionen | |
US-Dollar. „Der Verlust von Bienenstöcken, Tieren und Ernten hat viele mit | |
leeren Händen zurückgelassen“, sagte Toledo der Zeitung Expreso. | |
Inzwischen beteiligen sich nach Angaben des SNGR Truppen der Streitkräfte | |
und der Nationalpolizei am Löschen der Brände in den beiden Parks. | |
Unterstützung in Form von Hubschraubern kommt außerdem aus Peru und | |
Italien. | |
Gleichzeitig hat das kolumbianische Außenministerium angekündigt, es werde | |
dem Nachbarland Strom liefern, um dessen Energiekrise zu mindern. Denn die | |
schlimmste Dürre seit 60 Jahren, die die Ausbreitung der Waldbrände | |
fördert, hat auch dazu geführt, dass Ecuador Probleme mit der | |
Energieversorgung hat. | |
## Energiekrise durch Klimakrise | |
Seit dem 23. September 2024 kommt es regelmäßig zu langen Stromausfällen, | |
die in einigen Gebieten bis zu 14 Stunden pro Tag dauern können. Der Grund: | |
Das Land bezieht 70 Prozent seiner Energie aus Wasserkraft. Die Pegel der | |
Stauseen liegen aber wegen des ausbleibenden Regens auf historischen | |
Tiefstständen. In einigen Kraftwerken wurde die Stromerzeugung bereits | |
komplett eingestellt, andere laufen nur noch stark eingeschränkt. | |
Währenddessen sieht es in den Nachbarländern nicht anders aus, weshalb | |
Kolumbien zuletzt den Energieexport nach Ecuador gestoppt hatte. Dass die | |
Lieferungen jetzt wieder aufgenommen werden, wird die Stromabschaltungen | |
auf acht Stunden täglich reduzieren. | |
Die aktuelle Mehrfachkrise hat mit der Erderhitzung zu tun, wenn auch nicht | |
nur. „Nasse Jahre sind weniger nass und trockene Jahre sind viel | |
trockener“, sagt Julia Martínez, technische Direktorin der Stiftung Nueva | |
Cultura del Agua (Neue Kultur des Wassers). Zwar sei die Dürre, die seit | |
drei Jahren in vielen Teilen Südamerikas vorherrscht, auch eine Folge des | |
natürlichen Wetterphänomens La Niña. | |
Der Klimawandel verschärfe jedoch solche Extreme und „führt zu weniger | |
Wasser und zu intensiveren und häufigeren Dürren, die länger andauern und | |
größere Gebiete betreffen“, so Martínez. | |
20 Nov 2024 | |
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## AUTOREN | |
Tabea Kirchner | |
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