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# taz.de -- Entlassung des haitianischen Premiers: Das Ende der Ära des humani…
> Haitis Premier Conille wurde seines Amts enthoben. Damit endet ein
> geopolitisches Experiment und das Zeitalter der humanitären
> Interventionen.
Bild: Wurde rausgeworfen: Garry Conille, Haitis Ex-Premierminister
Erst verlieren die Demokraten in den USA, dann platzt die Ampel in Berlin,
und wenige Tage später scheitert das US-Projekt zur Befriedung der
haitianischen Krise mit dem Rauswurf des quasi von ihr installierten
Ministerpräsidenten Cornille.
Lachen Sie nicht, wenn ich das in Reihe stelle. Was man gerade beobachten
kann, ist, wie das liberal-demokratische Politikmodell des „Weiter so“
immer tiefer in eine Sackgasse läuft. Das kann man an Haiti ausgezeichnet
studieren.
Jahrelang hat man mit dem Slogan „Haiti is open for business“ die
institutionellen, sozialen und rechtsstaatlichen Probleme des Landes den
„heilenden“ Kräften des freien Marktes überlassen und so eine nie
dagewesene Krise provoziert. Gangs und Milizen der Eliten zerstören derweil
das Land [1][und kontrollieren weite Teile der Hauptstadtregion].
Monatelang war sogar der Flughafen geschlossen.
## Zum Sicherheitsproblem reduziert
Neben der Ukraine und Gaza gehört Haiti zu den zentralen Themen, mit denen
sich US-Außenminister Blinken in den letzten Monaten seiner Amtszeit
beschäftigt. Wie immer in solchen Fällen betrachtete man in Washington
[2][die Polykrise] allerdings als reines Sicherheitsproblem, das eine
internationale Polizeimission unter Führung Kenias beseitigen sollte.
Schätzungsweise etwa eintausend Gangmitglieder, die Hälfte davon
minderjährig, müssten doch militärisch in den Griff zu bekommen sein.
Flankiert werden sollte die Intervention von einer Übergangskoalition aus
abgehalfterten Politikern, die nur sich und ihre eigenen
Wirtschaftsinteressen vertreten, um Wahlen zu organisieren. Das verkauft
man dann als eine „Lösung in den Händen der Haitianer“.
Der [3][UN-Sicherheitsrat] genehmigte die Polizeimission halbherzig, aber
stellte praktisch kein Geld dafür zur Verfügung. Bis März wird noch die
zahnlose militärisch-polizeiliche Mission finanziert. Dann ist Schluss. Und
damit ist wahrscheinlich das Ende der Politik humanitärer Interventionen,
die die letzten Jahrzehnte internationaler Politik geprägt haben,
besiegelt. Es ist ein Fiasko.
11 Nov 2024
## LINKS
[1] /Bandenkriminalitaet-in-Haiti/!6040730
[2] /Haitianische-Migranten-in-den-USA/!6035848
[3] /UN-Zukunftsgipfel/!6037509
## AUTOREN
Katja Maurer
## TAGS
Haiti
Intervention
Vereinte Nationen
Bandenkriminalität
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US-Wahl 2024
wochentaz
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