# taz.de -- Afghanistan auf der Weltklimakonferenz: Klima-Taliban in Baku | |
> Die Taliban sind zur COP geladen. Als einer der am stärksten vom | |
> Klimawandel betroffenen Staaten sollte Afghanistan Zugang zur Konferenz | |
> haben. | |
Bild: Sollten als Betroffene auch beteiligt werden: Die Zivilbevölkerung Afgha… | |
Die Taliban bei der Weltklimakonferenz? Vertreter eines Regimes, das wegen | |
seiner widerlichen, misogynen und menschenrechtsfeindlichen Politik niemand | |
anerkennt? Taliban-Gegner*innen sind empört: Die UNO mache sie wieder mal | |
salonfähig, zuungunsten aller Afghan*innen, die sich gegen ihre | |
systematische Diskriminierung wehren. | |
Allerdings lud nicht die UNO die Vertreter des Taliban-kontrollierten | |
Nationalen Umweltprogramms Afghanistans (Nepa) ein, sondern Gastgeberland | |
Aserbaidschan. Das ist auch nicht gerade eine Musterdemokratie und | |
unterhält diplomatische Beziehungen zu den Machthabern in Kabul. Die | |
Taliban-Vertreter (alles Männer) dürfen aber nicht an der eigentlichen | |
Konferenz teilnehmen, sie sind nur Beobachter. Damit haben sie weiter auch | |
keinen Zugang zu den internationalen Fonds, die Klimawandelfolgen lindern | |
sollen. | |
Die UNO lud dagegen drei nichtstaatliche afghanische Umweltorganisationen | |
ein. Sie benötigen Schutz zu Hause und Unterstützung. Beides bekommen sie | |
durch die Aufmerksamkeit in Baku. | |
## Drei Flutereignisse allein in diesem Jahr | |
Immerhin leugnen die Taliban nicht den Klimawandel. Mit Verweis auf den | |
Koran betreiben sie Umweltschutzprogramme. Dass Nepa zu den Institutionen | |
gehört, in denen noch die meisten unter der alten Regierung ausgebildeten | |
Experten arbeiten, hilft dabei. Sie weisen zu Recht darauf hin, dass ihr | |
Land zu den kleinsten CO₂-Emittenten gehört (pro Kopf 25 Mal weniger als | |
Deutschland), die Klimakrise es aber besonders stark trifft. | |
Die Erwärmung seit 1960 liegt dort doppelt so hoch wie im globalen | |
Durchschnitt – mit entsprechenden Dürrefolgen. Zugleich strömten in diesem | |
Jahr zweimal über Wochen sintflutartige Niederschläge von den entwaldeten | |
Hängen herab und spülten [1][Zehntausende Hektar rares Ackerland] samt | |
Ernte hinweg. | |
Ja, das Alijew-Regime in Baku kommt mit seiner Einladung den Taliban | |
diplomatisch einen weiteren kleinen Schritt entgegen. Aber soll man die | |
Afghan*innen zusätzlich für ein Regime bestrafen, das sie sich nicht | |
ausgesucht haben, indem man ihnen Hilfe in einer globalen Krise verweigert? | |
10 Nov 2024 | |
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[1] https://www.tagesschau.de/ausland/asien/unwetter-pakistan-afghanistan-100.h… | |
## AUTOREN | |
Thomas Ruttig | |
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