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# taz.de -- Protest in Unterwäsche im Iran: Die laute Haut
> Die iranische Studentin Ahoo Daryayi zog sich offenbar aus Protest bis
> auf die Unterwäsche aus. Sie zeigt: Die Frau-Leben-Freiheit-Bewegung im
> Iran lebt.
Bild: Seit Samstag steht ein Video im Netz, das den Protest der iranischen Stud…
Ihr Name ist Ahoo Daryayi. Ahoo – das bedeutet Gazelle. Eine Gazelle bewegt
sich leicht und wendig – und doch immer wachsam. Auch Ahoo bleibt nicht
stehen. In den Videos sieht man sie durch die Straßen laufen, als wolle sie
sich nicht einfangen lassen von Blicken, Regeln und Menschen, die ihren
Körper und ihr Leben einschränken sollen.
[1][Eine junge Frau, die genug hat.] Die Nase voll von den Gesetzen, die
ihren Körper als fremdbestimmtes Territorium behandeln, von Vorschriften,
die festschreiben, wie sie sich zu verhüllen und zu verhalten hat. Auf dem
Campus, zwischen den Büchern und den Blicken, hat sie sich von der Hülle
ihrer Kleidung befreit, um etwas sichtbar zu machen, das unsichtbar bleiben
soll.
Der Körper einer Frau in der Islamischen Republik ist ein Schlachtfeld.
Familie, Gesellschaft und Staat beanspruchen ihn gleichermaßen als Besitz,
als ein Territorium, das zu kontrollieren, zu schützen oder zu züchtigen
ist. Systematische Unterdrückung der Frauen im Iran ist ein Grundpfeiler
der Islamischen Republik. Frausein ist ein Raum, den der Staat durch
gesetzliche Vorschriften zu zähmen versucht, eine Leinwand, die Regeln,
Dogmen und Bestrafungen übermalt haben. Die Haut erzählt Geschichten von
staatlicher Gewalt und Einschränkungen, von Kämpfen, die oft nur still
geführt werden. Doch Ahoo Daryayi hat sich entschieden, laut zu sein. Ihre
Haut spricht jetzt lauter als jedes gesprochene Wort, ihre Haltung ist ein
Schrei in einer stummen Welt.
Dieser Protestakt zeigt auch, dass [2][die Frau-Leben-Freiheit-Bewegung]
nicht zu Ende ist, sondern von iranischen Frauen tagtäglich gelebt wird. Er
zeigt, dass diese Generation der Frauen ein neues Bewusstsein trägt, das
die Islamische Republik herausfordert und ihr zeigt, dass ihre Tage früher
oder später gezählt sind. Die Kraft und Entschlossenheit, die in Ahoos
Gestik und Haltung liegen, sind keine isolierten Momente; sie spiegeln eine
landesweite Erschütterung wider, die in jeder Frau ihre Stärke findet und
die Fesseln der systematischen Unterdrückung sprengt.
## Ein Körper, der sich weigert, Besitz zu sein
Ahoos Körper auf diesem Bild ist verletzlich und stark zugleich, weich und
doch unnachgiebig, ein Ort des Widerstands, der niemanden gleichgültig
lässt. Es ist ein Aufruf, der Freiheit fordert, der Gerechtigkeit verlangt,
der zu sehen und zu fühlen gibt, was allzu oft übersehen wird. Hier, wo der
eigene Leib zur politischen Botschaft wird, durchbricht Ahoo die Ketten von
Stille und Zensur. Ahoo Daryayi ist eine Stimme, die sich nicht mehr
verstecken will, ein Herz, das unerschrocken schlägt in einem Körper, der
sich weigert, Besitz zu sein.
Das Bild ist mehr als nur ein Schnappschuss. Es ist eine Einladung, genau
hinzusehen, genauer hinzuhören und zu verstehen, dass die iranischen Frauen
ihr Recht auf Freiheit und Selbstbestimmung nicht länger leise fordern. Sie
sind [3][Teil einer Bewegung], die größer ist als eine Person, größer als
ein Bild: ein Widerstand, der lebt und weiterschreibt, was „Frau, Leben,
Freiheit“ bedeutet.
4 Nov 2024
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=gPP7X2VRh8c
[2] /Zwei-Jahre-Frauenproteste-im-Iran/!6034100
[3] /Frauen-im-Iran/!6041438
## AUTOREN
Shahrzad Eden Osterer
## TAGS
Schwerpunkt Iran
Antifeminismus
Frauenkörper
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