# taz.de -- Denkmalschutz in Berlin: Platte nicht mehr plattmachen | |
> Das Landesdenkmalamt hat 28 Plattenbauten in der Spandauer Vorstadt in | |
> Berlin-Mitte unter Schutz gestellt. Es sind nicht die ersten in Berlin. | |
Bild: Jetzt unter Schutz: Linienstraße in Berlin-Mitte | |
Berlin taz | Die Plattenbauten in der Spandauer Vorstadt in Mitte dürfen | |
nicht mehr plattgemacht werden. 330 Wohnungen in 28 Häusern stehen ab | |
sofort unter Denkmalschutz. Das hat das [1][Landesdenkmalam]t mitgeteilt. | |
Alle Wohnungen befinden sich in der Verwaltung der | |
[2][Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM)]. Geschützt sind damit etwa die | |
Wohngebäude in der Münzstraße, der Torstraße, der Linienstraße, der Neuen | |
Schönhauser und der Alten Schönhauser Straße. Auch die Unternehmenszentrale | |
der WBM in der Dircksenstraße wurde unter Schutz gestellt. | |
Für Berlins Landeskonservator Christoph Rauhut steht der Denkmalwert der | |
Plattenbauten in Zusammenhang mit dem Baugeschehen im geteilten Berlin. „In | |
den 1980er Jahren wurde die behutsame Erneuerung der historischen Stadt | |
international zum Leitbild einer neuen Bau- und Planungspraxis“, lässt sich | |
Rauhut in einer Pressemitteilung zitieren. „Nur in Berlin haben wir das | |
große Glück, dass sich herausragende Bauprojekte aus Ost und West an einem | |
Ort erhalten haben.“ Dieses gemeinsame Erbe zu erhalten und zu vermitteln | |
sei eine besondere Aufgabe und Verantwortung. | |
Tatsächlich fällt der Wohnungsneubau in Berlin-Mitte in dieser Zeit nicht | |
nur zusammen mit der 750-Jahr-Feier. Die dafür errichteten Ensembles, etwa | |
am Gendarmenmarkt oder im Nikolaiviertel, sind schon lange geschützt. | |
Die Lückenschlussbauten, die das Landesdenkmalamt nun in die Denkmalliste | |
aufgenommen wurde, stehen aber auch im Zusammenhang mit der Wiedergewinnung | |
der Innenstadt als Wohnort. Das Besondere daran: „Mit Ladengeschäften und | |
sozialen Einrichtungen in den Erdgeschossen hielten die Neubauten Angebote | |
bereit, die der gleichzeitig stattfindenden Internationale Bauausstellung | |
im damaligen Westteil der Stadt weitgehend verwehrt blieben“, so das | |
Denkmalamt in seiner Pressemitteilung. | |
## Auf Kosten der Provinz | |
Die Wiederentdeckung der Innenstadt, bei der auch die historischen | |
Straßengrundrisse respektiert wurden, ging allerdings auf Kosten der | |
DDR-Provinz. Errichtet wurden die „Altstadtplatten“ von | |
Planungskollektiven, Baukombinaten und mit Baumaterialen aus allen | |
Bezirken, die zum Auf- und Ausbau Ostberlins verpflichtet waren. | |
„Während die Bezirke durch die Konzentration auf die Hauptstadt viele | |
Nachteile in Kauf nehmen mussten“, so das Landesdenkmalamt, „entstand durch | |
ihr Engagement in der Spandauer Vorstadt eine für die gesamte DDR einmalige | |
Vielfalt von Neubauten.“ | |
Für WBM-Chef Lars Dormeyer sind die nun geschützten Bauten „fester | |
Bestandteil der Geschichte der Spandauer Vorstadt und erfreuen sich | |
aufgrund ihrer attraktiven Lage, Architektur und durchdachten Grundrisse | |
großer Beliebtheit“. | |
Zum zuvor letzten Mal waren Plattenbauten Mitte 2021 in großem Stil unter | |
Schutz gestellt worden. Damals kam es zur Sicherung der kurz vor und nach | |
der Wende fertiggestellten Bauten in der Wilhelmstraße. Als, wie es Rauhut | |
nannte, „wichtiger Baustein im Wettbewerb der politischen Systeme“. | |
20 Oct 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.berlin.de/landesdenkmalamt/ | |
[2] https://www.wbm.de/ | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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