# taz.de -- Internationale Energieagentur warnt: Klimawandel und Krisen gefähr… | |
> Die Energiewende geht voran, zeigt der IEA-Weltenergieausblick. Für den | |
> Globalen Süden sind die Bedingungen schwieriger, auch wegen des | |
> Klimawandels. | |
Bild: Es reicht nicht, dass Großbritannien ausgestiegen ist. Wenn die Welt wei… | |
Paris dpa | Die [1][Internationale Energieagentur (IEA)] sieht trotz | |
enormer Fortschritte beim Ausbau erneuerbarer Energien enormen | |
Handlungsbedarf, um Klimaziele zu erreichen und einen gerechten Zugang zu | |
sauberer Energie auch in Entwicklungsländern zu gewährleisten. In ihrem in | |
Paris vorgelegten Weltenergieausblick warnt die IEA auch vor den immer | |
gravierenderen Auswirkungen, die der Klimawandel mit Hitzewellen, Stürmen | |
und Überflutungen auf die Energiesicherheit hat. Gefährdet ist diese | |
zusätzlich durch Krisen. | |
Der sich zuspitzende Konflikt im Nahen Osten und Russlands anhaltender | |
Krieg in der Ukraine unterstreichen die Risiken für die Energiesicherheit, | |
mit denen die Welt konfrontiert ist. Zwar seien einige der unmittelbaren | |
Auswirkungen der globalen Energiekrise bereits abgeklungen, aber das Risiko | |
weiterer Erschütterungen ist aus IEA-Sicht hoch. Die Erfahrung der letzten | |
Jahre zeige, wie schnell sich Abhängigkeiten in Schwachstellen verwandeln | |
könnten. Das gelte auch für saubere Energieversorgungsketten, bei denen es | |
hinsichtlich Rohstoffen und Technik eine hohe Abhängigkeit von einzelnen | |
Ländern gebe. | |
## Ausbau erneuerbarer Energien | |
Die Energieagentur erwartet, dass bis 2030 mehr als die Hälfte des | |
weltweiten Stroms aus emissionsarmen Quellen erzeugt wird – und dass die | |
Nachfrage nach allen drei fossilen Brennstoffen – Kohle, Öl und Gas – bis | |
zum Ende des Jahrzehnts ihren Höhepunkt erreichen wird. Saubere Energien | |
wachsen demnach in einem nie dagewesenen Tempo, aber der Einsatz sei bei | |
weitem nicht gleichmäßig über alle Technologien und Märkte verteilt. | |
Die weltweite Stromnachfrage steige stark. Der Stromverbrauch sei in den | |
vergangenen zehn Jahren doppelt so schnell gewachsen wie die | |
Gesamtenergienachfrage. Zwei Drittel des weltweiten Anstiegs der | |
Stromnachfrage seien dabei auf China entfallen. | |
## Mehr Einsatz für Energiewende nötig | |
Für einen anhaltend schnellen [2][Ausbau sauberer Energie] sind aus Sicht | |
der IEA wesentlich höhere Investitionen insbesondere in Stromnetze und | |
Energiespeicher erforderlich. Eine sichere Dekarbonisierung des | |
Stromsektors erfordere, dass Investitionen in Netze und Speicher schneller | |
steigen als die saubere Stromerzeugung selbst. Viele Versorgungssysteme | |
seien derzeit anfällig für die Zunahme extremer Wetterereignisse, was die | |
Bemühungen um mehr Widerstandsfähigkeit und digitale Sicherheit wichtiger | |
mache. | |
In einigen Regionen der Welt behindern laut der IEA außerdem hohe | |
Finanzierungskosten und Projektrisiken die Verbreitung kostengünstiger | |
sauberer Energietechnologien – also dort, wo sie am dringendsten benötigt | |
würden. Dies sei vor allem in Entwicklungsländern der Fall, wo diese | |
Technologien den größten Nutzen für die nachhaltige Entwicklung und die | |
Verringerung der Emissionen bringen könnten. | |
Der fehlende Zugang zu Energie ist nach dem IEA-Bericht weiterhin die | |
größte Ungerechtigkeit im heutigen Energiesystem: 750 Millionen Menschen – | |
vor allem in Afrika südlich der Sahara – haben keinen Zugang zu | |
Elektrizität und über zwei Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu | |
sauberen Brennstoffen zum Kochen. | |
Trotz der zunehmenden Dynamik bei der Umstellung auf saubere Energien sei | |
die Welt vom Erreichen der Klimaneutralität noch weit entfernt. | |
Entscheidungen von Regierungen, Investoren und Verbrauchern verfestigten | |
allzu oft die Mängel des heutigen Energiesystems, anstatt es auf einen | |
saubereren und sichereren Weg zu bringen, so der IEA-Bericht. Dazu kämen | |
zunehmende Hitzewellen mit einer verstärkten Nutzung von Klimaanlagen, der | |
Vormarsch der auf Rechenzentren angewiesenen künstlichen Intelligenz, aber | |
auch Effizienzmaßnahmen, die sich auf die künftige Stromnachfrage auswirken | |
könnten. | |
## Erderwärmung um 2,4 Grad mit gravierenden Folgen | |
Ausgehend von den heutigen politischen Rahmenbedingungen werden die | |
weltweiten Kohlendioxidemissionen nach der IEA-Prognose ihren Höhepunkt | |
bald erreichen. Da danach kein starker Rückgang erwartet werde, sei mit | |
einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur bis zum Ende des | |
Jahrhunderts um 2,4 Grad zu rechnen und damit um deutlich mehr als das | |
angestrebte 1,5-Grad-Ziel. | |
Dieser Klimawandel bringt die Energiesicherheit laut IEA in Gefahr. In | |
vielen Regionen der Welt stellten extreme Wetterereignisse, die durch | |
jahrzehntelange hohe Emissionen verschärft worden seien, bereits jetzt eine | |
große Herausforderung für den sicheren und zuverlässigen Betrieb der | |
Energiesysteme dar. Das betreffe immer heftigere Hitzewellen, | |
Dürreperioden, Überschwemmungen und Stürme. | |
## Sinkende Energiepreise? | |
In der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnt sind laut der IEA-Analyse eine | |
stärkere Versorgung mit Erdöl und Erdgas und damit sinkende Preise für | |
Verbraucher möglich. Der Politik verschaffe dies Spielraum, sich auf mehr | |
Investitionen in saubere Energien und auf die Abschaffung [3][ineffizienter | |
Subventionen für fossile Brennstoffe] zu konzentrieren. | |
16 Oct 2024 | |
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[1] /Forderung-der-Energieagentur-IEA/!5998206 | |
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