# taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Mit sehr feinem Pinsel | |
> Der Pianist Nuron Mukumi widmet sich den Werken des englischen | |
> Komponisten und Klaviervirtuosen York Bowen. Mukumis Spielweise ist eine | |
> Entdeckung. | |
Bild: Vertiefte sich in York Bowens Kompositionen: Nuron Mukumi | |
Der englische Komponist und Pianist York Bowen war mal berühmt. Am Anfang | |
seiner Karriere nannte ihn der Kollege Camille Saint-Saëns einen der besten | |
Vertreter seiner Generation. Von Bowen, der auch als Klaviervirtuose | |
anerkannt war, stammt zudem die erste Plattenaufnahme von Beethovens | |
Klavierkonzert Nr. 4, entstanden 1925. Mit gerade einmal 25 Jahren erhielt | |
er eine Professur an der Royal Academy of Music in London. Heute kennt ihn | |
kaum jemand. Warum? | |
Zunächst einmal schrieb Bowen eine Musik, die sich von den Entwicklungen | |
des 20. Jahrhunderts eher unbeeindruckt zeigte. Auf Tonarten und Harmonien | |
wollte er nicht verzichten, stilistisch entfernte er sich nicht groß von | |
der Spätromantik. Und gegenüber fortschrittlicheren Zeitgenossen gab er | |
sich wenig diplomatisch. Deren Werke waren für ihn „Ergüsse ohne jeden Sinn | |
für Tonart, Melodie oder Form“. Toleranz geht anders. | |
Doch stehen die Zeichen für Bowen derzeit gut. Die Avantgarde ist vorbei, | |
Tonalität wieder erlaubt. Ein feinsinniges Porträt kommt jetzt vom jungen | |
Pianisten Nuron Mukumi. Im Berliner Teldex Studio spielte er Klaviermusik | |
von Bowen ein, darunter die wunderbaren „24 Preludes in all Major and Minor | |
Keys“ aus dem Jahr 1938. | |
Stilistisch erinnern sie teils an den Impressionismus Debussys, dennoch | |
gibt es für Bowens Handschrift keine klar umrissene Schublade. Mukumi | |
beherrscht die mit sehr feinem Pinsel gezeichneten Miniaturen meisterhaft, | |
brilliert in technisch heftigen wie in stillen, lyrischen Passagen: | |
Entdeckung! | |
23 Oct 2024 | |
## AUTOREN | |
Tim Caspar Boehme | |
## TAGS | |
taz Plan | |
Kolumne Berlinmusik | |
Komponist | |
Pianist | |
Klassische Musik | |
Klavier | |
taz Plan | |
taz Plan | |
taz Plan | |
taz Plan | |
taz Plan | |
Rave | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Neue Musik aus Berlin: Mit Sounds erzählen | |
Ein Album, ein Titel: 42 Minuten lassen sich The Neck Zeit für | |
Improvisationen und finden so auf ihrer neuen Scheibe zu ganz eigenen | |
Klangnarrativen. | |
Konzertempfehlungen für Berlin: Avantgarde und Groove | |
100 Jahre Luigi Nono, Jazz mit ausgeprägten Melodien, Vokalperformances und | |
eine Band namens Los Bitchos sind diese Woche zu bestaunen. | |
Neue Musik aus Berlin: Training lohnt sich | |
Nervös, fiebrig, überdreht, minimalistisch, postrockig: Das neue Album von | |
Training feat. Ruth Goller kommt in sehr unterschiedlichen Zuständen daher. | |
Neue Musik aus Berlin: Klangabtausch der Macht | |
Nik Nowak untersucht Archivfunde aus dem Ost-/Westberliner | |
„Lautsprecherkrieg“ und lässt sie auf Soundsysteme aus Jamaicas Wahlkampf | |
der 70er treffen. | |
Neue Musik aus Berlin: Verloren im Nebel tanzen | |
Auf „Dark Portrait“ verschränkt Elina Shorokhov alias Soela Klaviermusik | |
mit Clubnummern. Man möchte tanzen zu diesem nachdenklichen Sound. | |
Technolabelmacher Szepanski ist tot: Tanzen mit Deleuze | |
Achim Szepanski erkannte früh die politische Funktion von Rave und | |
veröffentlichte visionäre elektronische Musik. Nachruf auf einen rastlosen | |
Linken. |