# taz.de -- Krise der BVG: Ein trügerischer Platzhalter | |
> Die BVG dementiert Berichte über eine Angebotsausdünnung bis zum Ende des | |
> Jahrzehnts: Es soll sich dabei um ein Missverständnis handeln. | |
Bild: Fahrt ins Ungewisse: Ob die BVG nach 2027 ihren Verkehrsvertrag mit dem S… | |
Berlin taz | Dass Pressestellen von Behörden oder landeseigenen Unternehmen | |
Mitteilungen verschicken, um einzelne Medien zu korrigieren, kommt nicht | |
oft vor. Am Montag geschah allerdings genau das: Die BVG versandte eine | |
Erklärung, um „klarzustellen“, was es mit den Berichten einiger | |
Tageszeitungen auf sich habe. | |
Die hatten über eine interne Veranstaltung der Verkehrsbetriebe | |
geschrieben, freilich ohne vor Ort gewesen zu sein. Allerdings wurde ihnen | |
eine dort gezeigte Folienpräsentation zugespielt, und aus der ging – | |
vermeintlich – hervor, dass das von Vorstandschef Henrik Falk geprägte | |
Motto „Stabilität statt Wachstum“ in Wirklichkeit für Stagnation bis zum | |
Ende des Jahrzehnts stehe. | |
Die Fahrpläne von Bus und Straßenbahn würden demnach bis einschließlich | |
2029 auf ihrem aktuellen Niveau verharren – was im Fall des Busbetriebs | |
bedeutete, dass das derzeit auf vielen Linien abgespeckte Angebot sich | |
nicht normalisieren würde. Bei der Tram bliebe es auf dem derzeitigen | |
Stand, wobei der geltende Verkehrsvertrag mit dem Senat eigentlich eine | |
Ausweitung vorsieht. Und bei der U-Bahn würde die in „Nutzzugkilometern“ | |
gemessene Leistung nur 2027 einmalig anwachsen, die bestellten Zahlen aber | |
weiterhin verfehlen. | |
Nun ist es kein Geheimnis, dass [1][das Geruckel bei der BVG] längst eine | |
ausgewachsene Material- und Personalkrise ist. Vorstandschef Falk übte sich | |
zuletzt vor dem Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses dann auch in | |
Selbstkritik: Es sei „keine gute Qualität, was wir gerade da draußen | |
haben“, so der Manager, der dann ebenfalls mit einer Folie darlegte, dass | |
bis 2027 die bestellten Leistungen von keinem Verkehrsmittel erbracht | |
werden können. | |
## Was 2028 ist, weiß keiner | |
Schlimm genug – aber was sagt die BVG nun zur vermeintlichen Verlängerung | |
dieses deprimierenden Szenarios bis 2029? „Eine Präsentation zu | |
interpretieren ist schwierig, wenn man den Präsentierenden nicht hört“, so | |
ein Sprecher zur taz. Seine Erklärung: Was ab 2028 passiere, wisse im | |
Moment niemand, dazu fänden aktuell Planungen statt, und kommendes Jahr | |
verhandle man mit dem Senat bei der turnusmäßigen Revision des bis 2035 | |
laufenden Verkehrsvertrags. | |
Bei den bedenklich flachen Angebotskurven habe es sich lediglich um einen | |
„Platzhalter“ gehandelt, eben weil keine Zahlen vorlägen. Auf der | |
Veranstaltung habe man das auch klar kommuniziert. Also alles nur ein | |
Missverständnis? Die Sache ist: Es könnte am Ende besser, aber sogar noch | |
schlimmer kommen – wir wissen es alle nur noch nicht. | |
Ende November will die BVG zumindest den Nebel lichten, wann und wie | |
schnell die dringend benötigten neuen U-Bahnen in Betrieb gehen werden. Und | |
auch eine andere Meldung vom Montag macht Hoffnung, dass sich die Berliner | |
Verkehrspolitik wirklich auf das Machbare fokussiert: Laut dem RBB ist das | |
Projekt einer Berliner [2][Magnetschwebebahn offenbar erst einmal in die | |
Schublade] gewandert. | |
21 Oct 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Berliner-Verkehrsbetriebe-in-der-Krise/!6039189 | |
[2] https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2024/10/magnetschwebebahn-berlin-keine… | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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