Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Sicherheit an Hamburger Schulen: Linke findet sich mit Schulpolizis…
> Hamburgs Linke will sich bei der anstehenden Wahl nicht gegen „Cop4U“
> positionieren. Dabei ist diese Zusammenarbeit von Polizei und Schule
> umstritten.
Bild: Cop4U an einer Hamburger Schule: Gerufen, wenn Probleme pädagogisch gel�…
Hamburg taz | Wenn in Hamburg die Parteien ihre Programme für die
Hamburg-Wahl im März aufstellen, ist auch interessant, was dabei rausfällt.
[1][Die Linke] zum Beispiel hatte eigentlich vor, auf Vorschlag ihrer
Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Bildung zu fordern, dass Hamburgs Schulen
frei von Polizisten sein sollen. Statt jener derzeit eingesetzten „Cop4U“,
wie die Beamten in Hamburg genannt werden, sollte es mehr Schulsozialarbeit
geben und die Verkehrserziehung sollte der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club
übernehmen.
Das ist nun vom Tisch. „Nach weiterem Austausch sind wir zu dem Schluss
gekommen, dass Cop4U für viele Lehrende eine wichtige Entlastung ist, die
auch einen offeneren Zugang zur Polizei bilden kann. Eine reine Streichung
der Cop4U ist damit diskutabel und sollte nicht in unser Wahlprogramm“,
heißt es zur Begründung.
238 Cop4U-Stellen gibt es bei der Polizei, je eine für zwei Schulen. Sie
sind eine Säule des Konzepts „Handeln gegen Jugendgewalt“ von 2009, das vor
allem unter [2][Sozialarbeitern und in der Jugendhilfe umstritten] ist.
Unter anderen sieht es eine Obacht-Datei vor, in der auffällige Schüler
gespeichert werden. Zu Beginn der aktuellen Legislatur, 2021, eskalierte
ein Konflikt vor der Hamburger Ida-Ehre-Schule, als ein Cop4U einen
13-Jährigen [3][zu Boden brachte] und umstehende Schüler sich [4][mit dem
Jungen solidarisierten]. Details aus der Datei über dieses Kind sickerten
zur Presse durch, was zu medialer Hetze führte.
„Cop4U ist der falsche Weg“, kritisierte damals die Forscherin [5][Sinah
Mielich im taz-Interview]. Sie hatte Polizisten im Alltag begleitet und
erlebt, wie diese für Konflikte an Schulen geholt wurden, die pädagogisch
gelöst gehörten. Damals forderte die Linken-Schulpolitikerin Sabine
Boeddinghaus: „Das Konzept des Cop4U muss auf den Prüfstand. Das gesamte
Konzept ‚Handeln gegen Jugendgewalt‘ muss evaluiert werden und mindestens
dahingehend überarbeitet werden, dass das Primat der Pädagogik gehört.“
## Mehr Gespräch nötig
Ralf Dorschel, Sprecher der Linksfraktion, erklärt nun: „Der ursprüngliche
Entwurf kam aus der LAG Bildung, drehte dann aber bei der Redaktion des
Programmentwurfs ein paar Extrarunden“. Die Linke habe sich dagegen
entschieden, die Forderung in einem Zweizeiler ohne weitere Erläuterung ins
Programm zu werfen. „Generell gilt: Unser Ziel ist keine Cop4U, weil die
Polizei sich auf Gefahrenabwehr und Strafverfolgung konzentrieren soll.“
Doch um Schüler, Eltern und Lehrkräfte mitzunehmen, bedürfe es „mehr
Gespräche“.
„Uns haben Lehrkräfte, die jeden Tag an der Schule arbeiten, gesagt, dass
Cop4U für sie Momentan eine große Unterstützung ist“, erläutert Sabine
Boeddinghaus. „Klar stellen wir uns eine Schule vor, wo es Cop4U nicht
geben muss. Aber das ist ein Prozess und wir müssen diskutieren, wie wir da
hinkommen“.
Erneut aktuell wird das Thema auch durch eine Mitteilung der Hamburger
Lehrergewerkschaft [6][GEW zur Gewalt an Schulen]. Darin schreibt die
Gewerkschaft, dass es einen Anstieg von gefährlichen Körperverletzungen an
Schulen gab. Die Übergriffe auf Beschäftigte hätten sich mehr als
verdoppelt. Wie die Schulbehörde einräumt, gab es im Schuljahr 2023/24 219
gemeldete Gewaltvorfälle, von denen 25 Beschäftigte betrafen. „Die
Fachleute für Gewaltprävention gehen davon aus, dass die erhöhten
Fallzahlen nach 2021 Nachwirkungen der Coronazeit sind“, sagt Sprecher
Peter Albrecht. Es sei Folge besonderer psychosozialer Belastungen sowie
der Entwöhnung von sozialen Verhaltensweisen. Tatsächlich lag etwa 2016 die
[7][Zahl auf einem ähnlich]en Niveau.
Der GEW-Landesvorsitzende Sven Quiring sagt: „Auch wenn es hier Wellen
gibt, uns beunruhigen diese neuen Zahlen und wir wollen die Beschäftigen
schützen.“ Nötig wären mehr Prävention und Schutzmaßnahmen, wie etwa
Streitschlichter vor Ort. Zudem wäre es kontraproduktiv, dass
Sozialarbeiter an Schulen als Vertretungskräfte missbraucht werden. Eine
entsprechende Richtlinie sei kürzlich dahingehend aufgeweicht worden. Die
Kontroverse um den Sinn der Cop4U habe die GEW „zur Kenntnis genommen“,
dies aber nicht selbst diskutiert, sagt Quiring. „Meine persönliche Meinung
ist, dass ein gut eingebundener Cop4U hilfreich für die Schulgemeinschaft
sein kann.“
## Zu sehr aufs Strafrecht fixiert
Zumindest in der Linken könnte die Diskussion weitergehen. „Die Polizei hat
in dieser dauerhaften Form nichts an den Schulen zu suchen“, sagt Ronald
Prieß, der in der LAG Kindheit und Jugend mitwirkt. Es sei richtig, wenn
die GEW kritisiert, dass Sozialarbeiter für Vertretung missbraucht werden
und hier mehr Fachkräfte fordert.
„Ein Cop4U-Beamter unterliegt aber dem Legalitätsprinzip und muss
Strafanzeigen stellen, wenn er von Vorfällen erfährt, auch für
strafunmündige Kinder“, sagt Prieß. Der ganze Diskurs um Jugendgewalt in
Hamburg sei zu sehr auf Strafrecht und Polizei zentriert und hebele die
Mitwirkungsrechte von Kindern aus.
Anmerkung der Redaktion: Im Zitat im zweiten Absatz war uns ein Fehler
passiert. In der Ursprungsfassung hieß es, die Streichung wäre
„indiskutabel“, es stand in dem Änderungsantrag aber das Wort „diskutabe…
Das haben wir korrigiert.
22 Oct 2024
## LINKS
[1] /Die-Hamburger-Linke-nach-der-Spaltung/!6031709
[2] https://akshamburg.wordpress.com/category/handlungskonzept-gegen-jugendgewa…
[3] /Eskalation-vor-Hamburger-Schule/!5794958
[4] /Gewalt-vor-der-Hamburger-Ida-Ehre-Schule/!5799535
[5] /Erziehungsforscherin-ueber-Schul-Polizei/!5794004
[6] https://www.gew-hamburg.de/themen/schule/2024-10/haltung-zeigen-und-augen-n…
[7] https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/54225/gewalt_monitoring_ge…
## AUTOREN
Kaija Kutter
## TAGS
Schule
Jugendgewalt
Polizei Hamburg
Schulbehörde Hamburg
Die Linke Hamburg
Polizei Hamburg
Polizei Hamburg
Gewalt in der Schule
## ARTIKEL ZUM THEMA
Hamburgs Konzept gegen Jugendgewalt: Für wen Datenschutz nicht gilt
Nach dem eskalierten Konflikt zwischen Schülern und einem Polizisten
wussten Medien viel Persönliches über ein Kind. Datenschützer kritisieren
das.
Erziehungsforscherin über Schul-Polizei: „Cop4U ist der falsche Weg“
Sinah Mielich kritisiert grundsätzlich das Konzept der Schulpolizisten. Die
würden für Konflikte geholt, die nur pädagogisch zu lösen seien.
Schwarze Pädagogik in Hamburg: Schulen zeigen Kinder an
In Hamburg müssen Schulen Fälle von Gewalt der Polizei melden. Schon
Neunjährige werden dann bei der Kriminalpolizei zum Gespräch vorgeladen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.