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# taz.de -- Israelische Angriffe auf Libanon: Angst vor Bodenoffensive
> Nach dem Tod von Hisbollah-Chef Nasrallah gehen die Angriffe Israels auf
> den Libanon weiter. Iran will mit militärischer Antwort warten.
Bild: Ort eines israelischen Luftangriffs in Choueifat
Frankfurt am Main taz | Im Libanon wächst die Angst vor einer israelischen
Bodenoffensive. Einen Tag nach den [1][Luftangriffen auf Beirut, bei denen
Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah getötet wurde], hat Israel Truppen in der
Nähe der Grenze zum Libanon stationiert. Ein US-Beamter soll dem
amerikanischen Sender ABC News gesagt haben, dass „kleinere [israelische]
Übergriffe an der Grenze zum Libanon begonnen haben könnten“. In einer
Ansprache an die Truppen an der Nordgrenze hatte Israels Generalleutnant
Herzi Halevi am Mittwoch gesagt, die israelischen Luftangriffe dienten
dazu, „den Boden für Ihren möglichen Einmarsch vorzubereiten“.
Die Hisbollah gab am Samstag bekannt, dass ihr Generalsekretär Hassan
Nasrallah durch einen israelischen Angriff am Freitag ermordet wurde. Mit
rund einer Tonne Sprengstoff sollen laut Medienberichten sechs Wohnhäuser
und ein darunterliegender Bunker gesprengt worden sein. Ein
Minenräumtechniker analysierte für die New York Times, die Flugzeuge hätten
amerikanische Bunker-Busters genutzt, die in den Untergrund eindringen,
bevor sie explodieren.
Wie viele Zivilist*innen bei dem Anschlag getötet wurden, war am
Sonntag noch unklar. Verglichen mit ähnlichen Angriffen auf
Hisbollah-Kommandeure in Wohnhäusern könnten rund 100 Wohneinheiten
zerstört worden sein, die Zahl der Toten könnte bei rund 200 liegen. Die
Bergungsarbeiten sind noch nicht abgeschlossen, erst am Sonntag wurde die
Leiche Nasrallahs aus den Trümmern geborgen.
„Wir werden nicht aufhören“, warnte Israels Verteidigungsminister Yoav
Gallant. Bereits im November drohte Gallant, Israel könne Beirut in Gaza
verwandeln. Vor knapp zwei Wochen hatte Gallant eine [2][zweite Kriegsfront
gegen den Libanon] angekündigt. Israel hat die Zahl der Luftangriffe
seitdem massiv verstärkt. Seit Freitag wird das Viertel Dahie im Süden von
Beirut bombardiert. Im Süden und Osten des Landes flog Israel am
Sonntagmorgen mehrere Angriffe. Dabei seien Lagerhäuser, Agrarflächen und
Wohngebiete getroffen worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur NNA
am Sonntag.
## Angriff auf Feuerwehrstation
In der Bekaa-Ebene im Osten zogen Retter mindestens sechs Tote aus den
Trümmern. Darunter neun Angehörige einer syrischen Familie, berichtete die
Zeitung Annahar. Im Südlibanon sei laut dem TV-Sender Al-Jazeera eine
Feuerwehrstation außerhalb von Tyros getroffen worden. Vier Menschen seien
getötet und mehrere verletzt worden.
Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober hatte die
Hisbollah begonnen, Raketen auf Israel abzufeuern – und dies mit
Solidarität mit den Palästinenser*innen im Gazastreifen begründet.
Die Gruppe hat einen Waffenstillstand in Gaza zur Bedingung gemacht, um
ihre Angriffe einzustellen. Seitdem wurden im Libanon durch israelische
Angriffe insgesamt 1.640 Menschen getötet, darunter 104 Kinder und 194
Frauen. 8.404 Menschen wurden verletzt. Alleine in der vergangenen Wochen
wurden 1.030 Menschen durch israelische Angriffe getötet, darunter 56
Frauen und 87 Kinder, wie der libanesische Gesundheitsminister am Samstag
meldete.
Die israelische Regierung legitimiert ihre Angriffe damit, gegen die
Kämpfer und Kommandeure der schiitischen Partei und Miliz Hisbollah
vorgehen zu wollen. Jedoch hatte die israelische Regierung zuvor
angekündigt, keinen Unterschied zwischen Zivilist*innen und
Hisbollah-Kämpfern zu machen.
Netanjahu behauptete am Freitag vor den Vereinten Nationen über die
Bevölkerung schiitischer Gebiete, in denen die Hisbollah politisch die
stärkste Kraft ist: „Sie stellen eine Rakete in jede Küche, eine Rakete in
jede Garage.“
Aus dem Iran heißt es derweil, man warte darauf, dass sich die Hisbollah
erhole, einen neuen Chef ernenne und neue Kommandostruktur aufbaue, bevor
sie ihre Antwort auf Israel plane. Das sagten zwei Mitglieder der
Revolutionsgarden der New York Times.
Der Libanon habe keine andere Möglichkeit als einen Waffenstillstand mit
Israel, sagte der libanesische Ministerpräsident Nadschib Mikati am
Sonntag. Die diplomatischen Bemühungen dazu seien nicht abgeschlossen,
erklärte Informationsminister Ziad Makary: „Es ist sicher, dass die
libanesische Regierung einen Waffenstillstand will, und jeder weiß, dass
Netanjahu unter der Prämisse eines Waffenstillstands nach New York gereist
ist, aber die Entscheidung getroffen wurde, Nasrallah zu ermorden.“
29 Sep 2024
## LINKS
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[2] /Konflikt-zwischen-Israel-und-Hisbollah/!6036597
## AUTOREN
Julia Neumann
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