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# taz.de -- Landtagswahl in Brandenburg: Schlimmer geht immer
> Die CDU fährt mit Spitzenkandidat Jan Redmann ein historisch schlechtes
> Wahlergebnis ein. An der Regierung beteiligt sein werden sie wohl
> trotzdem.
Bild: Vernehmliches Aufstöhnen auf der Wahlparty in Potsdam: Historische Pleit…
Potsdam taz | Ein kurzes, aber äußerst vernehmliches Aufstöhnen ging durch
die Reihen der CDU, als bei ihrer Wahlparty in Potsdam die Prognose des ZDF
eingeblendet wird. Mit 11,8 Prozent hat die märkische Union mit Landes- und
Fraktionschef Jan Redmann an der Spitze ihr bisher schlechtestes Ergebnis
bei einer Landtagswahl in Brandenburg noch mal unterboten. Schon 2019
stürzte die Partei brachial ab, damals auf 15,6 Prozent. Nun zeigt sich:
Schlimmer geht immer.
„Der heutige Abend ist ein sehr bitterer Abend, für die CDU, aber auch für
das Land Brandenburg“, sagte der sichtlich angeschlagene Spitzenkandidat
Redmann vor den rund 100 Gästen der Wahlparty.
CDU-Bundeschef Friedrich Merz, der an diesem Montag offiziell zum
Kanzlerkandidaten der Union für die Bundestagswahl 2025 gekürt werden soll,
wird versuchen, das Ergebnis rasch abzumoderieren. Sein Generalsekretär
Carsten Linnemann sagte schon am Sonntag, das Ergebnis sei „ein Desaster“,
da gebe es „nichts zu beschönigen“.
Dabei lag die Partei lange Zeit in Umfragen mit rund 20 Prozent zwar gut
fünf Punkte hinter der AfD, aber doch ungefähr gleichauf mit der SPD von
Ministerpräsident Dietmar Woidke. Selbstbewusst hatte der 44-Jährige
Redmann zum Wahlkampfauftakt in Richtung Potsdamer Staatskanzlei verkündet:
„Nur die CDU kann verhindern, dass die AfD die Wahl gewinnt.“
Um das zu erreichen, setzte der Spitzenkandidat auf knallharte
Law-and-Order-Themen: Brandenburg müsse mehr abschieben und Asylsuchende
direkt an der Grenze abweisen. Auch brauche es umfassendere
Durchgriffsrechte für die Polizei, und die Strafmündigkeit von Kindern
gehöre auf 12 Jahre abgesenkt.
Irritierenderweise gilt Redmann innerhalb der an Rechtsausleger:innen
nicht armen Landes-CDU als liberal. Der Jurist gab sich immer wieder
überzeugt, mit rechten Themen der extrem rechten AfD Stimmen abnehmen zu
können. Das hat auch in Brandenburg nicht funktioniert.
Überregional in die Schlagzeilen geriet der Spitzenmann der CDU Anfang
Juli, als er mit 1,3 Promille im Blut auf einem E-Scooter durch Potsdam
kurvte und von der Polizei angehalten wurde. Die Umfragewerte blieben trotz
der Suff-Fahrt zunächst stabil.
Dass es danach bergab ging, war einem anderen Umstand geschuldet: der seit
Anfang August mehrfach wiederholten Ankündigung Woidkes, im Fall eines
Stimmenvorsprungs der AfD nicht mehr als Ministerpräsident zur Verfügung zu
stehen. Woidke ist populär, die Drohung scheint verfangen zu haben: Laut
ersten Wählerwanderungsanalysen hat die SPD Zugewinne vor allem auch von
der CDU bekommen.
Da ist man sich auch in der CDU sicher. Nach den Wahlen in Thüringen und
Sachsen hätten sich viele in Brandenburg Sorgen gemacht – „und die haben
dann gedacht, wir wählen Stabilität“, sagte Gordon Hoffmann, der
Generalsekretär der CDU Brandenburg, am Sonntagabend zur taz.
Kurz vor der Wahl warf sich auch noch Sachsens CDU-Ministerpräsident
Michael Kretschmer für Woidke in die Bresche und wünschte dem SPD-Mann, er
möge die Wahl gewinnen. Generealsekretär Linnemann sagte am Sonntagabend,
diese Wahlempfehlung habe der CDU „sicher nicht gutgetan“.
Friedrich Merz bemühte sich derweil bereits am Samstag, die erwartete
Niederlage als Erfolg zu verkaufen: Brandenburg habe jetzt die Chance zu
zeigen, dass in der politischen Mitte eine „vernünftige Regierung“ gebildet
werden könne, sagte Merz. Und, soviel wollte er ebenfalls bereits absehen:
„Die CDU wird dabei sein.“
22 Sep 2024
## AUTOREN
Rainer Rutz
## TAGS
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CDU
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