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# taz.de -- Sozialdemokraten in Schweden: Ärger um Partei-Glücksspiel
> Ein handfester Skandal um Losverkäufe erschüttert die schwedischen
> Sozialdemokraten. Parteichefin Magdalena Andersson muss sich erklären.
Bild: Parteivorsitzende Magdalena Andersson bei einer Pressekonferenz zum Skand…
Härnösand taz | Unmoralische Verkaufsmethoden, Verbindungen zur
organisierten Kriminalität: Nach Tagen peinlicher Enthüllungen rund um das
sozialdemokratische Lotterie-System sah sich Magdalena Andersson doch noch
genötigt, persönlich Stellung zu nehmen. Sie sei tief enttäuscht und
wütend, erklärte die Chefin der [1][schwedischen Sozialdemokraten] in
Stockholm.
Ein vom parteieigenen Glücksspielunternehmen Kombispel beauftragtes
Callcenter mit Sitz in Barcelona hatte sehr alte Menschen angerufen und am
Telefon unter Druck gesetzt, Lose zu kaufen, wie Recherchen der Zeitung
Dagens Nyheter (DN) ergaben. Auch soll das Personal vertuscht haben, dass
es sich um Abonnements handelte. Als wäre das nicht genug, berichteten dann
die Zeitungen Expressen und Svenska Dagbladet, dass mehrere Ex-Mitarbeiter
des Callcenters Verbindungen zur Bandenkriminalität hätten.
So sei einer darunter, der in diesem Sommer in Schweden zu 14 Jahren Haft
unter anderem wegen Beihilfe zu einem Mordversuch verurteilt wurde. Das
alles passiert, nachdem die traditionelle Lotterie der Sozialdemokraten mit
ihren jährlichen Millioneneinnahmen dieses Jahr schon komplett infrage
gestellt wurde – von der Regierung. Sie hatte zur Legalität dieser
Geldquelle eine Untersuchung in Auftrag gegeben.
Diese kam zwar nicht zu dem Ergebnis, dass Partei-Lotterien verboten werden
müssten, aber die liberal-konservativen Moderaten und [2][die
rechtsextremen Schwedendemokraten (SD)] haben ein solches Verbot bis heute
nicht ausgeschlossen.
## „Korruptes System“ bei Sozialdemokraten?
SD-Wirtschaftspolitiker Tobias Andersson hatte im Frühjahr gesagt, er wolle
den „Sozen“ diesen Geldhahn zudrehen. Gegenüber DN sprach er von einem
„korrupten System“ der Sozialdemokraten. Damals sagte deren Parteichefin,
dies sei nichts als ein Versuch, den politischen Gegner zum Schweigen zu
bringen. Lotterien stehen theoretisch allen Parteien als Einnahmequelle zur
Verfügung, aber die Sozialdemokraten sind seit Jahrzehnten am aktivsten.
Sie sei nicht vorrangig in Sorge wegen der Folgen des Callcenter-Skandals
für ihre Partei, behauptete Andersson. Sie denke vor allem an die Senioren,
die ans Telefon gegangen seien und ein unangenehmes Erlebnis gehabt hätten.
Die Tragweite des Problems sei ihr erst durch die Medien bekannt geworden.
DN hatte zuvor berichtet, dass Teile der Parteiführung bereits vor einem
Jahr Hinweise auf unlautere Methoden beim Telemarketing bekommen hätten.
So waren Beschwerden über aggressive Verkaufsgespräche etwa bei Joakim
Jonsson gelandet, Schatzmeister der Partei und verantwortlich für die
Lotterie-Firma. Er erklärte nun, die Beschwerden an die Firmenleitung
weitergegeben zu haben, woraufhin Verträge mit externen Dienstleistern
aufgelöst worden seien. Offenbar wurden dann neue geschlossen mit dem nun
im Fokus stehenden Callcenter.
Die Partei tauschte Vorstand und Geschäftsführer von Kombispel aus. Sie gab
zudem bekannt, dass der Verkaufsweg über externe Callcenter eingestellt
werde. Die neue Leitung der Firma werde den Auftrag bekommen, reinen Tisch
zu machen und dafür zu sorgen, „dass die Firma von sozialdemokratischen
Werten durchdrungen wird“, sagte Andersson. Die politischen Gegner sind
nicht überzeugt. „Hier schiebt man die Schuld der Geschäftsführung in die
Schuhe, und dann soll alles normal weiterlaufen“, so
Moderaten-Generalsekretärin Karin Enström. Statt nur Personal
auszutauschen, sollten die Sozialdemokraten dem Problem auf den Grund
gehen.
18 Sep 2024
## LINKS
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## AUTOREN
Anne Diekhoff
## TAGS
Schweden
Sozialdemokraten
Magdalena Andersson
Glücksspiel
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Schwerpunkt Europawahl
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