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# taz.de -- Schwiegermutters grandiose Kochkunst: Frauenschenkel und Nonnenfür…
> Meine Schwiegermutter tischt eigentlich immer groß auf, wenn sie
> Geburtstag hat. Aber dieses Jahr hat sie es sich anders überlegt. Leider.
Bild: Baklava und andere Leckereien: So wie dieser Verkaufsstand in Idlib könn…
Mit meiner Frau fahre ich in unserem Ford-Transit zu meiner Schwiegermutter
nach Hamburg-Harburg. Vor lauter Freude umarme ich sogar meinen
kommunistischen Sohn Mehmet zum Abschied. Kein Witz!
Einmal im Jahr fahre ich sehr gerne zu meiner Schwiegermutter – immer dann,
wenn sie Geburtstag hat. Sie bereitet so viele leckere Sachen vor, dass
sich die meterlangen Tapeziertische biegen. Das macht sie natürlich nicht
für mich. Sie versucht mit ihren grandiosen Kochkünsten all ihren
Freundinnen und Nachbarn zu imponieren. Ich bekomme gnädiger Weise auch
etwas von den Leckereien ab: saftige Frauenschenkel (Frikadellen), süße
Frauennabel (Nachspeise), Frauenlippen (Baklava) usw.
Warum alle leckeren [1][orientalischen Gerichte] von Körperteilen der
Frauen inspiriert sind, weiß ich nicht. Vermutlich, weil damals, als diese
Gerichte entstanden, keiner die Original-Vorlagen zu sehen bekam, da die
Frauen von Kopf bis Fuß relativ einfallslos komplett schwarz verhüllt durch
die Gegend liefen.
Mein Kumpel Hans, der aus Schwabenland kommt, sagte letztens: „Osman, wir
haben auch eine Spezialität, die nach schwarzverhüllten Frauen genannt
wurde: `Nonnenfürzle´. Verglichen damit, hören sich eure Sachen richtig
appetitlich an.“
Nach zwei Stunden Fahrt nach Hamburg, stürme ich in die Küche und brülle
wie ein hungriger Löwe.
„Meine liebe Schwiegermutter, seit einer Woche faste ich, damit ich
reinhauen kann. Ich hoffe, du hast dich so gut vorbereitet wie ich!“
Ich kontrolliere umgehend, die sich unter der Last der vielen
Frauenkörperteile biegenden, meterlangen Tische. Und stelle sehr enttäuscht
fest, dass sie sich heute überhaupt nicht biegen. Bei genauem Hinsehen
stellt sich sogar heraus, dass gar keine Tische da sind.
„Eminanim, sind wir etwa einen Tag zu früh angereist? Oder noch schlimmer,
einen Tag zu spät?“, frage ich meine Frau total schockiert. „Meine liebe
Schwiegermutter, wo sind denn die ganzen saftigen Frauenschenkel?“
„Pfui Teufel! Nichts als ungesundes, tierisches Fett“, schimpft meine
Schwiegermutter.
„Bekomme ich nicht mal einen kleinen Frauenbauch?“, stammele ich
verzweifelt.
„Ach, hör doch auf! Alles schädliches Weißmehl und tödlicher
Industriezucker!“, sagt sie.
„Kriege ich heute also nur Butterbrot zum Essen?“, jammere ich.
„Butterbrot? Spinnst du? Ist doch nichts als [2][Laktose und Gluten]!“
„Bei Allah, willst du mich etwa nur mit einem Glas Leitungswasser
abspeisen?“
„Leitungswasser? Bist du lebensmüde? Leitungswasser ist voll mit Blei und
Chlor!“
Ich fange an, hemmungslos zu weinen:
„Meine liebe Schwiegermutter, ich kann mir denken, warum kein Mensch zu
deinem [3][Geburtstag] gekommen ist, weil unsere Gesundheit dir neuerdings
leider so sehr am Herzen liegt!“
„Die ganzen Verräter können mir alle gestohlen bleiben“, schimpft sie
aufgebracht und umarmt mich leidenschaftlich. „Osman, mein lieber
Schwiegersohn, du bist der Einzige, der nur wegen mir da ist und nicht
wegen meines Essens.“
5 Oct 2024
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## AUTOREN
Osman Engin
## TAGS
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