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# taz.de -- Aufspaltung beim Springer-Konzern: Aus Springer wird Döpfner
> KKR kümmert sich um die Anzeigen, Döpfner um die Medien. Damit wird
> dieser quasi zum Alleinherrscher und Springer noch mehr zu einem
> Buddyladen.
Bild: Unter Döpfner wird Springer wieder zum Familienunternehmen
Zerschlagt Springer! Ist ja eigentlich eine alte Forderung von Linken. Dass
jetzt ausgerechnet Verlegerwitwe Friede [1][und Konzernchef Mathias
Döpfner] selbst Hand anlegen, ist schon was Besonderes. Beim zweiten Blick
wird natürlich klar, dass hier alles andere als Meinungsmacht aufgegeben
wird.
So, wie Springer sich unter Döpfner schon vor Jahren vom nicht mehr so
machtvollen und vor allem nicht mehr so profitablen Geschäft mit den
Regionalzeitungen zurückzog, lassen sie jetzt das Classifieds-Geschäft
ziehen. Und weil damit auch die Finanzinvestoren von KKR und CCP
Investments nichts mehr zu sagen haben, ist Axel Cäsar Döpfner jetzt der
alleinige Herr im Haus.
„Bevor wir vor fünf Jahren die Partnerschaft mit KKR und CPP Investments
begannen, saß ich mit Friede Springer in ihrem Büro und wir überlegten, wie
das, was gerade anfangen würde, idealerweise enden könnte“, schrieb Döpfner
letzte Woche in einem seiner üblich jovialen Sind-wir-nicht-toll?-Briefe an
die Springer-Mitarbeiter*innen.
Natürlich genau so, wie es jetzt geendet hat. Nur dass es genau Donnerstag,
der 19. September 2024, werden würde, hatten sie damals noch nicht ganz so
genau vorhersagen können. „Der Traum, den Friede Springer und ich damals
nicht richtig zu träumen wagten, ist im Begriff, in Erfüllung zu gehen“,
schreibt Döpfner weiter, was natürlich Stuss ist, weil er mit dem gesamten
Konzern genau diesem einen Ziel nachgejagt ist wie kein Zweiter.
## Wieder Familienunternehmen
Dafür gab es plötzlich dann auch so interessante Vorstandsposten wie den
für „Talent & Culture“, [2][der mit der aus dem Sudan stammenden Niddal
Salah-Eldin gleich noch ein bisschen spannender besetzt war]. Doch die
toughe Frau unter 40 zieht weiter, ihr Vorstandsressort fällt der
angekündigten Verkleinerung des Gremiums zum Opfer.
Ob damit der von den US-Investoren mit angestoßene Kulturwandel bei
Springer passé ist, wird sich zeigen. Klar ist aber, dass die Nummer mit
Julian Reichelt vielleicht noch etwas anders ausgefallen wäre, wenn nicht
die sehr sensibel auf Compliance-Angelegenheiten und MeToo-Vorwürfe
reagierenden Truppen von KKR und CCP gewesen wären. Wobei diese
Sensibilität nicht unbedingt von einer tieferen ethischen Haltung motiviert
sein muss. Solche Geschichten wie die [3][Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens
gegen Reichelt] oder Döpfners bizarre Verkündigungen zur Lage der Nation
per SMS sind schlicht schlecht fürs Geschäft.
Springer ist jetzt wieder Familienunternehmen wie zu Zeiten des seligen
Axel Cäsar, der seine Familie bis auf seine fünfte Frau Friede eher mal
ausgebootet hatte. Enkel Axel Sven, der früher mit Friede noch um das
Testament des Verlegers und sein Erbe prozessierte, wird nun mit ein paar
Anteilsprozenten abgefunden.
## Nur noch Männer
Der Laden, der mit rund 10.000 Mitarbeiter*innen weltweit nicht gerade
zum Medienmittelstand zählt, gehört nach Abschluss der Aufspaltung dann
jeweils zur Hälfte Friede Springer und Mathias Döpfner. Aber auch das
stimmt nur auf dem Papier, denn die 81-Jährige hat ihrem Axel-Alter-Ego
Mathias bereits das Stimmrecht ihres Anteilspakets überschrieben. Springer
heißt jetzt Döpfner.
Der trat zwar früher auch schon mal bei einer Diversity-Veranstaltung auf
und witzelte, er könne noch nicht sagen, wer seine Nachfolgerin als
Vorstandschefin bei Axel Springer werde. Doch im jetzt verbleibenden
Vorstand sitzen erst mal nur noch Männer. Die Döpfner zudem zwar seine
„Sparringspartner“ nennt, die aber auch getrost als seine Buddys
durchgehen. Dazu wechselt noch sein langjähriger Weggefährte Jan Bayer als
Vorsitzender in den Aufsichtsrat, damit auch da nichts schiefgeht. Nur noch
eine Frau, die künftige Chefin der Bild-Gruppe Carolin Hulshoff Pol, spielt
ganz oben mit, zudem stehen bei Business Insider und Politico Frauen an der
Spitze. That’s it.
Döpfners Ziel lautet nun: „Wir wollen das führende transatlantische
digitale Medienunternehmen in der demokratischen Welt bauen“, so schreibt
er’s unverhohlen an seine Mitarbeiter. „Unternehmertum, Kreativität und
Integrität bleiben dabei unsere Leitsterne.“ Axel Springer stehe dabei für
„Journalismus statt Aktivismus. Neugier und Information statt Vorurteil und
Belehrung. Recherche statt Ressentiment.“ Das müsste allerdings mal wer der
Bild-Redaktion, aber auch Teilen der Welt sagen.
22 Sep 2024
## LINKS
[1] /Enthuellung-ueber-Springer-Chef-Doepfner/!5924617
[2] /Springer-baut-Stellen-ab/!5895325
[3] /Reichelt-Affaere-bei-der-Bild-Zeitung/!5880568
## AUTOREN
Steffen Grimberg
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