# taz.de -- Präsidentschaftswahl Algerien: Wahlbeteiligung unter 50 Prozent | |
> Sieger wird wohl der mit harter Hand regierende Amtsinhaber Tebboune. | |
> Doch glücklich mit der Wahlbeteiligung ist er nicht. | |
Bild: Wollte eigentlich nicht nur gewählt, sondern von vielen gewählt werden:… | |
Algier afp | Bei der [1][Präsidentschaftswahl in Algerien] haben am Samstag | |
weniger als 50 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Die | |
Wahlbeteiligung habe um 20.00 Uhr Ortszeit „durchschnittlich 48,03 Prozent“ | |
betragen, es handele sich um „eine vorläufige Zahl“, teilte der Präsident | |
der Wahlbehörde Anie, Mohamed Charfi, in der Nacht mit. Wegen einer | |
niedrigen Wahlbeteiligung hatten die Wahllokale eine Stunde später als | |
geplant geschlossen. Das Wahlergebnis wurde für Sonntag erwartet. | |
Statt wie geplant um 20.00 Uhr schlossen die Wahllokale in dem | |
nordafrikanischen Land erst um 21.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ). Bis | |
17.00 Uhr Ortszeit hatte die Beteiligung laut Wahlbehörde Anie erst bei | |
26,46 Prozent gelegen – und damit rund sieben Prozentpunkte niedriger als | |
zur selben Uhrzeit bei der vorherigen Präsidentschaftswahl im Jahr 2019. | |
Laut Anie wurde auf „Aufforderung einiger Koordinatoren“ die Öffnung der | |
Wahllokale daher um eine Stunde verlängert. Um die Stimmabgabe zu | |
erleichtern, waren am Samstag auch die öffentlichen Verkehrsmittel in | |
Algerien gratis. | |
Zu dem Urnengang waren mehr als 24 Millionen Bürger aufgerufen, ein Drittel | |
von ihnen jünger als 40 Jahre. Amtsinhaber Abdelmadjid Tebboune trat als | |
klarer Favorit an. Experten zufolge hatte der 78-Jährige auf eine hohe | |
Wahlbeteiligung gehofft, nachdem sie bei seiner Wahl 2019 auf einem | |
Rekordtief gelegen hatte: 60 Prozent der Bürger hatten damals nicht von | |
ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. | |
## Amnesty: „Brutale Unterdrückung der Menschenrechte“ | |
„Er will ein normaler Präsident sein, kein kaum gewählter Präsident“, | |
erklärte der Politologe Hasni Abidi vom Genfer Forschungszentrum Cermam mit | |
Blick auf Tebbounes erneute Präsidentschaftskandidatur. | |
Tebboune, [2][der Algerien mit harter Hand regiert], trat am Samstag als | |
Unabhängiger an. Er wird von vier großen politischen Gruppierungen | |
unterstützt, darunter die ehemalige Einheitspartei FLN und die | |
islamistische Bewegung Al-Bina, die bei der Präsidentschaftswahl 2019 | |
zweitstärkste Kraft geworden war. | |
Seine zwei Herausforderer gelten als chancenlos: Kandidat und Chef der | |
größten islamistischen Partei MSP ist der 57-jährige Abdelaali Hassani. | |
Seine Bewegung für eine Gesellschaft des Friedens hatte die Wahl 2019 | |
boykottiert. | |
Der dritte Bewerber ist Youssef Aouchiche, ein 41-jähriger ehemaliger | |
Journalist und Senator. Er ist Vorsitzender der Front der sozialistischen | |
Kräfte (FFS), einer Oppositionspartei aus der Berberregion Kabylei, die | |
alle Wahlen seit 1999 boykottiert hatte. | |
[3][2019 waren die Algerier in Massen auf die Straße gegangen,] um gegen | |
eine weitere Kandidatur des damals seit 1999 amtierenden gebrechlichen | |
Präsidenten Abdelaziz Bouteflika zu protestieren. Die als „Hirak“ | |
bezeichneten Proteste gingen auch nach dem Rücktritt Bouteflikas und der | |
Wahl Tebbounes, seines ehemaligen Regierungschefs, weiter. Tebboune ließ | |
hunderte Aktivisten inhaftieren, verbot die wöchentlichen Kundgebungen und | |
ging mit Unterstützung des Militärs hart gegen Andersdenkende vor. | |
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International spricht von einer | |
„brutalen Unterdrückung der Menschenrechte“ in Algerien und prangert „ei… | |
Null-Toleranz-Politik gegenüber abweichenden Meinungen“ in einem „Klima der | |
Angst und Zensur“ an. | |
8 Sep 2024 | |
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